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Rost

Titel: Rost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Meyer
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Gebüsch
verdeckt.
    »Da wohnte jemand, als ich wegging«, sagte Lee. »Hieß Pappy Cross.«
    Poe trank die Flasche Wein aus, hielt sie sich über die Lippen, für
die letzten Tropfen. Es war Neumond, eine dunkle Nacht, es war, als wäre alles
möglich, ein Gefühl wie früher, und er fragte sich, ob er sich bloß was
vormachte.
    »Wir können auch darüber reden.«
    »Tut mir leid, dass ich dir nicht geschrieben habe«, sagte sie.
    »Schon gut.«
    Sie lehnte sich an seine Schulter.
    »Das ist der von früher, stimmt’s?«
    »Ja, Simon.«
    »Der mit lauter anderen Frauen etwas hatte?«
    »Ja. Es tut mir leid. Ich sage es so oft, wie du es hören willst.«
    »Er überlegt sich’s anders, und schon ist auch alles anders. So
sieht das doch aus.« Er wusste nicht, wieso er diese Dinge sagte, schließlich
hatten sie’s grad schön, und wie es lief, rechnete er sich gute Chancen aus,
dass sie auch mit ihm schlafen würde, wenn er nur so tat, als wäre es wie
früher, als verziehe er ihr.
    Sie verspannte sich, und eine Weile blieb es still, dann sagte
sie: »Es gab von Anfang an schon Gründe, warum ich mit ihm zusammen war, er war
nicht nur schlecht, weißt du. Aber nun, wo wir verheiratet sind, helfen sie mir
lieber bei der Pflege meines Vaters. Bald wird alles einfacher für uns.«
    »Na, hoffentlich hast du das schriftlich.«
    »Poe.« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast ja keine Ahnung, wie leicht
du das sagen kannst.«
    »Ich hab dich gegenüber Isaac verteidigt, und jetzt denke ich, das
war ein Fehler.«
    Immer noch wusste er nicht, warum er solchen Druck machte, doch sie
schien darauf vorbereitet zu sein, ihr war es nie schwergefallen,
unterschiedliche Gefühle unter einen Hut zu bringen.
    »Hoffentlich hast du ihm nichts von uns erzählt«, sagte sie.
    »Nein, aber er weiß es sicher. Nach heut Abend.«
    Noch mehr Kopfschütteln. Sie war nicht glücklich drüber.
    »Irgendwie ist er da selbst dran schuld.«
    Sie zog die Hand weg.
    »Ich hab es von deinem Bruder«, sagte er. »Du hättest anrufen und
mir Bescheid sagen können, das wär okay gewesen. Hättest es mir selber sagen
können, doch stattdessen hör ich es von ihm, und schätzungsweise wärst du
diesmal auch wieder gefahren, ohne anzurufen, wenn wir heute Abend keinen
Abholdienst gebraucht hätten.«
    »Weil ich verheiratet bin.«
    »Na, ich freu mich, dass du glücklich bist.«
    »Falls es dich tröstet, manche Tage reden er und ich noch nicht mal.
Und ich weiß nicht mehr, wann wir zuletzt im Bett waren.«
    Erfand sie das? Egal. Er musste es jetzt hören. Und natürlich tröstete
es ihn, auch ihr schien’s dadurch besserzugehen, und kurze Zeit darauf
schmusten sie wieder. Als er hörte, wie sie schluckte, wie ihr Herz schlug,
dachte er, los, mach. Sie ließ es zu, dass er sie küsste und sie an sich zog
und ihren warmen Atemroch, sie legten ihre Köpfe aneinander, und er nahm
auf, wie sie roch, bei manchen Frauen war es nur der Duft ihres Parfüms oder
der Seife, doch bei ihr war’s nichts als ihre Haut. Die würde er an jedem Ort
der Welt erkennen. Morgens, nach dem Nachtschlaf, roch er gern an ihr, an ihrer
Brust, am Nacken oben, wo das Haar begann. Sie blieben lange Zeit so, Nasen in
das Haar des anderen gesteckt. Dann fing er an, sie auf dem Rücken und am Bein zu
streicheln.
    »Du bist unfair«, sagte sie.
    »Ich liebe dich«, sagte er.
    Seufzend kuschelte sie sich an ihn.
    »Du musst es nicht auch sagen. Macht mir nichts.«
    »Ich lieb dich auch«, sagte sie.
    Und es dauerte nicht lange, da berührte sie die bloße Haut an seinem
Bauch. Er schlüpfte mit der Hand unter den Rock, und sie drückte dagegen, und
er öffnete die Hose und schob sie hinunter, griff nach ihr. Sie ließ es zu.
Rollte sich auf ihn drauf, er schob ihr Höschen weg und kam ein Stück hinein,
so schnell ging das. Sie richtete sich auf, so drang er leichter ein. Kurz
hielten beide still. Sie packte ihn am Hemd und drückte kräftig zu, dann rollte
sie sich schnell zur Seite, um ihr Höschen auszuziehen.
    Neustart. Nach ein, zwei Minuten kriegte ihre Miene etwas Sorgenvolles,
und er zog schnell ihren Mund an seinen Hals, damit sie keinen Lärm machte. Ein
bisschen später wich die Spannung aus ihr, und sie wurden langsamer.
    »Willst du nach oben?«, fragte sie.
    »Ich glaube, ich bin fertig.«
    »Ich auch«, sagte sie.
    Sie blieben eine Zeitlang liegen, und dann zogen sie sich nackt aus,
um sich einfach zu berühren, sie drehte ihm ihren Rücken zu, und er umschlang
sie.

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