Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
Vom Netzwerk:
ein paar Minuten fangen Tommy und Gabe an, vor dem Feuer Karten zu spielen, weil niemand da ist, der es ihnen verbietet. Finn, der sich offenbar noch nicht entschieden hat, ob das eine Sünde ist oder nicht, sieht nur zu. Sean stellt sich neben mich an die Arbeitsplatte, so nah, dass ich Heu, Salzwasser und Staub an ihm riechen kann.
    »Gib mir was zu tun«, verlangt er.
    Ich drücke ihm ein Messer in die Hand. »Du kannst irgendwas schneiden. Dein Brot, zum Beispiel.«
    Konzentriert und voller Hingabe beginnt er, es in Scheiben zu schneiden. Dann sagt er leise: »Ich habe heute Ian Privett gesehen, nachdem du dich auf den Heimweg gemacht hast. Er ist mit Penda an den Strand gegangen, als die anderen weg waren, und hat ihn richtig gefordert. Er war schon immer schnell und ist es auch jetzt wieder. Den muss man im Auge behalten.«
    »Ich habe gehört, er holt gern gegen Ende des Rennens von der Außenseite auf.«
    Sean blickt mich an, eine Augenbraue gehoben. »Stimmt. Vor vier Jahren hat Privett ihn verloren, als er während des Rennens fiel. Davor hat er mich zweimal auf ihm geschlagen.«
    »Dieses Jahr wird er dich nicht schlagen«, entgegne ich.
    Sean sagt nichts. Das muss er auch nicht; ich weiß, dass er daran denkt, wie es wäre, Corr zu verlieren. Ich rühre in dem Topf mit dem Hühnchen. Es ist fertig, aber ich will noch nicht mit den anderen am Tisch sitzen.
    Nach einer Weile sagt Sean: »Ich habe nachgedacht. Keiner wird innen reiten wollen, denn die See wird am Ersten des Monats unberechenbar sein.«
    »Also sollte ich am Wasser reiten, weil es Dove nichts ausmacht.«
    Sean ist ebenfalls fertig mit dem Brotschneiden, aber er drapiert die Scheiben immer wieder so sorgfältig um, als wäre er mit dem Ergebnis noch nicht zufrieden.
    »Ich dachte außerdem«, füge ich hinzu, »dass ich mich am Anfang
    vielleicht zurückhalten sollte. Damit Dove sich ihre Kraft bis zum Ende aufsparen kann.«
    »Und weil sich die vorderen Reihen bis dahin womöglich gelichtet haben?«, überlegt Sean. »Ich würde nicht zu lange warten oder mich zu weit zurückfallen lassen. Sie ist nicht schnell genug, um von zu weit hinten aufzuholen.«
    »Ich will mich von der gescheckten Stute fernhalten und die wird ganz vorne sein«, erkläre ich. »Ich habe Mutt auf ihr gesehen.«
    Seans Augen werden schmal; er wirkt zufrieden darüber, dass mir das aufgefallen ist, und ich bin zufrieden, weil er mit mir zufrieden ist.
    »Und am besten auch von Blackwell«, sagt Sean. »Das ist der mit dem Hengst, der Dove und dich am ersten Trainingstag angegriffen hat. Er hat jetzt ein neues Pferd und das ist schnell wie der Teufel.« In seiner Stimme liegt keinerlei Missgunst.
    Natürlich gibt es noch ein weiteres Pferd, das ein harter Konkurrent sein wird. Aber ich habe es noch nie bei einem echten Rennen gesehen und auch sein Reiter hat mir noch nie den kleinsten Hinweis darauf gegeben, wie er sich währenddessen verhalten wird.
    »Wo werdet du und Corr sein?«, frage ich.
    Sean legt zwei Finger auf die Arbeitsplatte und fegt ein paar Krümel zu einem Häufchen zusammen. Mir fällt auf, dass seine Finger permanent schmutzig zu sein scheinen, genau wie meine. »Bei dir und Dove«, antwortet er.
    Ich starre ihn an. »Du kannst nicht deinen Sieg aufs Spiel setzen. Nicht meinetwegen.«
    Sean hebt den Blick nicht von der Arbeitsplatte. »Wir setzen zum Angriff an, wenn du es tust. Du innen, ich außen. Corr kann sich mitten durch das Feld schlagen; das wäre nicht das erste Mal. Dann musst du dir zumindest über eine Seite keine Gedanken machen.«
    »Ich will nicht deine Schwachstelle sein, Sean Kendrick.«
    Jetzt blickt er mich an. Dann sagt er ganz leise: »Dafür ist es ein bisschen spät, Puck.«
    Ich stehe an der Arbeitsplatte und starre in die Spüle und versuche mich daran zu erinnern, was ich als Nächstes tun wollte.
    »Puck«, ruft Gabe. »Das Essen!«
    Die Brühe im Topf kocht über und einen Moment lang sieht es so aus, als bekämen wir Flammen zum Abendessen, aber ich kann den Topf gerade noch von der Platte reißen und den Herd ausschalten.
    Nachdem das Essen sich auf diese Weise selbst für fertig erklärt hat, versammeln sich die Jungen um den Tisch. Tommy scherzt: »Du hast recht, Finn, ihr Hühnchen gehört verboten. Hat versucht, sie zu beißen.«
    »Oh, aber Puck beißt zurück, keine Sorge«, sagt Gabe.
    Finn beginnt, die Suppe in Schalen zu füllen, während ich die Schweinerei auf dem Herd aufwische. Tommy plaudert derweil über

Weitere Kostenlose Bücher