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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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die Hände vors Gesicht, Heu rieselt von seinen Händen und ich sehe, wie seine Schultern beben.
    Aber ich kann nicht darüber nachdenken. Ich kann nur an eins denken: dass das Capaill Uisce zurückkommt und meinen Bruder tötet.
    Ich packe ihn bei der Schulter. »Komm.«
    Ich habe keinen Plan, aber hierbleiben können wir auch nicht.
    Hinter mir höre ich ein Geräusch und fahre so heftig zusammen, dass sich meine Muskeln verkrampfen. Es dauert ein paar Sekunden, bis ich begreife, dass es eine Stimme ist, die meinen Namen sagt.
    »Puck!«
    Es ist Gabe, der durch das Loch im Zaun steigt, das das Pferd hinterlassen hat. Seine Stimme ist nicht mehr als ein Zischen, als er mich beim Arm packt. »Schnell. Bevor es zurückkommt.«
    Ich bin so erschrocken, ihn zu sehen – jetzt, ausgerechnet jetzt –, dass ich mehrere Versuche brauche, um die Worte herauszubringen. »Dove. Was ist mit Dove?«
    »Nimm sie mit«, raunt Gabriel kaum hörbar. »Finn. Aufwachen. Na los.«
    Ich greife nach Doves Halfter; sie wirft den Kopf hoch, dass mich der Ruck bis in die Schulter schmerzt. Sie zittert wie noch vor wenigen Stunden oben auf der Klippe.
    »Puffin«, sage ich zu Gabe.
    »Sie ist nur eine Katze. Tut mir ja leid, aber jetzt kommt.« Gabe zerrt an Finns Arm. »Da sind noch zwei andere. Sie sind auf dem Weg hierher.«
    Gabe läuft vor durch das Loch im Zaun. Als ich mit Dove die Stelle erreiche, weicht sie zurück, weil der Zaun in ihrem Kopf fest als Grenze verankert ist, und einen kurzen, schrecklichen Augenblick lang denke ich, dass ich sie zurücklassen muss. Doch als ich leise mit der Zunge schnalze, macht sie endlich ein paar vorsichtige Schritte über die zerbrochenen Latten. Vor dem Haus sehe ich Autoscheinwerfer und dann Tommy Falks halb erleuchtetes Gesicht. Er stößt die Autotür auf und bedeutet Finn hektisch, einzusteigen.
    Gabe taucht neben mir mit einem Stück Strick in der Hand auf. »Halt es aus dem Fenster.«
    »Aber «
    »Los!«
    Und gerade als er das sagt, dringt derselbe schnalzende Laut, den wir schon zuvor gehört haben, durch die Dunkelheit, nur dass er jetzt von der Koppel kommt, auf der wir bis vor ein paar Sekunden gewesen sind. Ich höre, wie etwas irgendwo im Nebel antwortet. Ich befestige den Strick an Doves Halfter und springe ins Auto. Tommy Falk sitzt schon hinter dem Steuer und Gabe schlägt die Tür hinter sich zu.
    Dann sind wir auf dem Weg die schmale Straße hinunter und das Licht der Scheinwerfer spiegelt sich im Regen und Nebel kurz über dem Boden. Neben uns trabt Dove und fällt schließlich in leichten Galopp. Ich kurbele das Fenster so weit hoch, bis der Strick gerade noch durch die Öffnung passt. Tommy Falk konzentriert sich voll und ganz auf das Fahren – er wirft immer wieder Blicke in die Spiegel, um sicherzugehen, dass wir nicht verfolgt werden, und achtet darauf, nur
    so schnell zu fahren, dass Dove ohne Probleme mithalten kann – und die angespannte Situation ruft mir plötzlich unsere Begegnung auf der Klippe an diesem Nachmittag in Erinnerung.
    Im Auto herrscht Schweigen und eine ziemliche Hitze; die Heizung war bis zum Anschlag aufgedreht und niemand hat daran gedacht, sie niedriger zu stellen. Der ganze Wagen riecht, nicht unangenehm, nach neuem Schuh. Neben mir auf dem Rücksitz sitzt Finn, wegen Puffin wie in Trance versunken.
    Nur ein einziges Mal wendet sich Gabe Tommy zu und fragt: »Zu dir?«
    Tommy antwortet: »Nicht mit dem Pony. Besser zu Beech.«
    Finn stupst mich an und deutet durch die Frontscheibe. Kaum sichtbar im Licht der Schweinwerfer liegt ein totes Schaf auf der Straße. Es ist schrecklich zugerichtet und wurde offenbar von seiner Weide bis in die Mitte der Fahrbahn geschleift.
    Ich werde das Bild seines verstümmelten Körpers nicht los, selbst als wir es schon weit hinter uns gelassen haben. Das hätten wir sein können. Tommy und Gabe sagen nichts dazu. Eigentlich sagen sie überhaupt nichts. Sie sitzen bloß in grimmigem, vertrautem Schweigen da, während Gabe die Umgebung im Blick behält und Tommy ohne Worte zu verstehen gibt, dass alles in Ordnung ist.
    Tommy schlägt nicht den Weg nach Skarmouth ein, wie ich erwartet hatte, sondern fährt weiter nach Hastoway. An den Kreuzungen wird er etwas langsamer, aber er hält nicht an und Gabe und er spähen beide ängstlich in alle Richtungen, bis wir wieder schneller sind. Ich presse mein Gesicht an die Scheibe und vergewissere mich, dass Dove sich nicht anstrengen muss, um unser Tempo zu halten.
    »Ich

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