Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
Vom Netzwerk:
Idee gekommen, dass Thomas Gratton zu Hause zu Tom wird.
    »Unterwegs, um nachzusehen, ob bei den Mackies alles in Ordnung ist. Beech, raus jetzt. Ihr alle, raus mit euch. Geht so lange ins Wohnzimmer, bis ich hier fertig bin. Na los.«
    Beech und Tommy gehorchen und verlassen weiter lärmend das Zimmer. Finn, dessen Interesse die Hündin geweckt hat, folgt ihnen.
    Ich will auch gerade gehen, aber in der Tür zögere ich und werfe einen Blick zurück. Peg Gratton hat sich wieder zu dem riesigen schwarzen Herd umgedreht und rührt in dem Topf, während Gabe dicht hinter ihr steht und ihr etwas ins Ohr flüstert. Ich höre gerade noch die Worte »stark genug«, als –
    »Puck, fang!«, ruft Tommy.
    Ich drehe mich zum Wohnzimmer um und bekomme im nächsten Moment eine mit Trockenbohnen gefüllte Socke ins Gesicht.
    Beech feixt, aber Tommy blickt zerknirscht drein und entschuldigt sich. Die Collie-Hündin springt nun um mich herum und wirkt plötzlich furchtbar freundlich, weil sie so gern die Socke haben will,
    und mir wird klar, dass dies das Ding war, mit dem Beech und Tommy schon in der Küche herumgealbert haben.
    »Es sollte dir auch leidtun«, sage ich streng zu Tommy, der noch immer ganz niedergeschlagen am anderen Ende der abgewetzten grünen Couch steht, auf der Finn schlafen soll. Dann schleudere ich die Socke zurück in seine Richtung.
    Erleichtert, dass ich ihm so schnell verziehen habe, grinst er mich an und wirft die Socke ohne Pause weiter zu Beech, der sie an die Hündin verliert. Tommy, der sich offenbar für nichts zu schade ist, krabbelt hinter der Hündin her, die sich eine wilde Verfolgungsjagd mit ihm liefert, bis selbst Finn lachen muss. Ich beginne mich zu fragen, was Tommy dazu treibt, die Insel zu verlassen; er ist nicht so grüblerisch veranlagt wie Gabe und nicht so mürrisch wie Beech. Jedes Mal, wenn ich ihn gesehen habe, wirkte er völlig zufrieden und wie ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Insel. Jetzt, auf allen vieren, erwischt er schließlich die Socke und sie fliegt wieder zwischen uns allen und der Hündin hin und her, bis Finn fragt: »Wo ist Gabe?«, und uns auffällt, dass er gar nicht aus der Küche gekommen ist.
    Ich will gerade Richtung Küche gehen, als Tommy mich am Arm festhält. »Ich geh schon.«
    Er späht durch den Türspalt und ich kann nicht hören, was er sagt. Dann dreht er sich wieder um und hat ein breites Lächeln für uns aufgesetzt. »Gute Nachrichten. Essen ist fertig.« Gabe erscheint neben ihm im Türrahmen und die beiden wechseln einen Blick, der mich fuchsteufelswild macht, weil er wieder einmal Teil dieser geheimen Männersprache ist.
    Schließlich streckt auch Peg den Kopf zu uns raus und sagt: »Wer etwas will, muss sich bedienen. Und wer es nicht mag, muss sich bei Tom beschweren. Der hat es gekocht.«
    Beim Essen reden wir nicht viel – vielleicht hängen alle, so wie ich, ihren Gedanken über das nach, was an diesem Abend passiert ist. Es ist ein einvernehmliches Schweigen. Der Sturm ist noch nicht laut genug, um sich bemerkbar zu machen, und so können wir einfach so
    tun, als wären wir nur zu einem ganz normalen Nachbarschaftsbesuch hier. Peg sagt nur ein einziges Mal etwas zu mir, und zwar, dass ich Dove gern mehr Heu bringen darf, wenn sie welches braucht, bevor der Sturm schlimmer wird.
    Sie hat recht mit dem Sturm. Als wir ins Bett gehen, peitscht der Wind in wilden Böen ums Haus und rüttelt an den Fensterläden. Die Bettwäsche ist sauber, aber das Zimmer riecht noch immer nach Beech und der riecht nach Pökelschinken. Bevor wir das Licht ausknipsen, sehe ich noch, dass der Raum nichts Persönliches an sich hat, nichts, was darauf hinweisen würde, dass Beech hier wohnt. Es gibt nur dieses Bett, einen kargen Schreibtisch mit einer leeren Vase und ein paar Münzen darauf und eine niedrige Kommode mit abgestoßenen Kanten. Ich frage mich, ob in diesem Raum wohl früher einmal mehr von Beech gewesen ist und er schon alles weggepackt hat, um es mit aufs Festland zu nehmen.
    Ich denke darüber nach, während ich versuche zu schlafen. Ich liege auf einer Seite des Bettes und Gabe auf der anderen, aber es ist so schmal, dass es in Wirklichkeit nur eine Seite gibt, und sein Ellbogen pikt in meine Rippen und unsere Schultern berühren sich. Es ist wärmer hier als bei uns zu Hause und mit Gabe neben mir erst recht, darum weiß ich nicht, wie ich hier jemals einschlafen soll. Gabes Atemzüge klingen ebenfalls nicht so, als würde er

Weitere Kostenlose Bücher