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Rot wie das Meer

Titel: Rot wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Stiefvater
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Marotten redet, wohingegen ich solche Dinge immer als etwas Persönliches betrachtet habe, etwas, worüber nur Connollys Bescheid wissen. Gabe hat es nicht gesagt, als wolle er sich über Finn lustig machen, aber es fühlt sich trotzdem so an.
    »Wo ist das Badezimmer?«
    Tommy, nicht Peg oder Beech, deutet auf die Treppe am anderen Ende der Küche. Es ist, als gehöre dieses Haus ihnen allen, nicht bloß den Grattons. Verdrossen schlurfe ich aus dem Zimmer. Am oberen Ende der Treppe gelange ich in einen kleinen, dunklen Flur mit drei Türen, die davon abgehen, aber nur unter einer von ihnen dringt ein Lichtschein hervor. Ich klopfe. Niemand antwortet, und erst als ich Finns Namen sage, geht nach einer kleinen Pause die Tür auf. Es ist ein winziger Raum, gerade groß genug für eine Badewanne, eine Toilette und ein Waschbecken, solange alle drei sich gut verstehen und nichts dagegen haben, Schulter an Schulter ihr Dasein zu fristen. Finn sitzt auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel. Die Bodenfliesen sind übersät mit jeder Menge männlich-großer Schuhabdrücke.
    Ich schließe die Tür hinter mir und vergewissere mich, dass die Badewanne auch trocken ist, bevor ich hineinklettere und mich hinsetze.
    »Er kommt andauernd her«, sagt Finn zu mir.
    »Ich weiß«, antworte ich. »Man merkt's ihm an.«
    »Hier ist er die ganze Zeit gewesen.«
    Das Gefühl, verraten worden zu sein, hängt schwer zwischen uns in der Luft. Ich will etwas sagen, damit Finn, der Gabe immer bewundert hat, der alles für ihn getan hätte, sich besser fühlt, aber mir fällt nichts ein.
    »Glaubst du, Puffin ist tot?«, fragt Finn.
    »Nein, ich glaube, sie ist davongekommen.«
    Er betrachtet seine Hände. Sie sind an den Fingerknöcheln ein bisschen aufgesprungen vom vielen Waschen in letzter Zeit. »Ja, das hab ich mir auch gedacht.«
    Ich sehe weg, auf die glänzenden Armaturen der Badewanne, so glänzend, dass sie mich an den Kühlergrill von Pfarrer Mooneyhams Auto erinnern. »Einen Tag, meinst du also?«
    Finn nickt düster. »Einen Tag. Am schlimmsten wird es morgen früh, würde ich sagen.«
    »Sicher, klar. Woher weißt du das?«
    Er wirft mir einen ungeduldigen Blick zu. »Das kann man überall sehen. Wenn die Leute nur mal ihre Augen aufmachen würden, wüsste das jeder.«
    Ohne ein Klopfen geht plötzlich die Tür auf und Gabe steht im Rahmen. Er wirkt besser gelaunt, als ich ihn lange Zeit gesehen habe. »Ist das hier ne Party?«
    »Ja«, sage ich. »Hat auf dem Klo angefangen und sich dann bis in die Badewanne ausgebreitet. Das Waschbecken ist noch frei, wenn du mitfeiern möchtest.«
    »Unten fragen sich schon alle, wo ihr geblieben seid. Es gibt Lammeintopf, aber dafür müsstet ihr schon aus dem Badezimmer rauskommen.«
    Finn und ich wechseln einen Blick. Ich frage mich, ob er dasselbe denkt wie ich: dass Gabe nicht einfach so tun kann, als wäre nichts passiert, als wäre er nicht die ganze Zeit weg gewesen, als wäre alles wie immer. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit dachte ich, dass mir ein einziges Wort von ihm reichen würde, jetzt aber möchte ich, dass er um Gnade fleht. Solange er mich nicht untertänigst um Entschuldigung bittet, will ich nichts von ihm wissen.
    Auf dem Weg die Treppe hinunter sagt Gabe: »Ich fürchte, du wirst auf dem Sofa schlafen müssen, Finn, weil du der Kleinste von uns bist.«
    »Seit wann das denn?«, brause ich auf.
    Gabe zuckt mit den Schultern. »Na ja, streng genommen bist natürlich du die Kleinste, aber Peg meint, du solltest in einem Raum mit einer Tür schlafen. Darum bekommen wir Beechs Zimmer.«
    »Und wo bleibt dann Beech?«
    »Er und Tommy schlafen auf einer Matratze im Wohnzimmer. Peg meint, dass es so am besten ist.«
    In der Küche sind die Jungen laut und reden alle durcheinander. Beech und Tommy balgen sich um irgendetwas und wie aus dem Nichts taucht plötzlich auch noch die Hirtenhündin der Grattons auf, die den Gegenstand nun ebenfalls erhaschen will. Schimpfend hält Peg in der einen Hand einen Kochlöffel und in der anderen eine Katze beim Nackenfell.
    »Bring sie raus«, sagt sie zu Gabe, der ihr die Katze abnimmt und sie auf der anderen Seite der Tür auf den Boden setzt. Dann wirft sie mir einen mürrischen Blick zu. »Ich koche nicht gern. Und Katzen kann ich dabei schon gar nicht gebrauchen.«
    Bevor ich antworten kann, fragt Gabe dazwischen: »Wo ist denn Tom?«
    Ich brauche einen Moment, um zu begreifen, dass er Thomas Gratton meint. Ich wäre nie auf die

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