Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
hier? Es sieht ein bisschen eklig aus.«
    Cian wartete absichtlich, bis sie einen Bissen probiert hatte. »Innereien in Gelee – wahrscheinlich Schwein.«
    Als Blair würgte, musste er unwillkürlich lachen.
    Ein seltsames Geräusch, dachte Moira, ihn lachen zu hören. Ungewöhnlich, aber es gefiel ihr sehr. Es war ein Fehler gewesen, ihm Kleidung zu schicken. Er war zu sehr ein Geschöpf seiner eigenen Zeit – oder dessen, was zu seiner Zeit geworden war –, um sich von ihr ausstaffieren zu lassen.
    Aber er war immerhin gekommen, und dessen war sie sich gar nicht so sicher gewesen. Gesprochen hatte er allerdings nicht mit ihr. Kein einziges Wort.
    Er tötet für mich, dachte sie, aber er spricht nicht mit mir.
    Sie würde ihn einfach aus ihren Gedanken verbannen, wie er es ja offensichtlich auch getan hatte.
    Wenn nur der Abend endlich vorbei wäre. Sie wollte nur noch ins Bett und schlafen.
    Sie sehnte sich danach, das schwere Samtkleid abzulegen und in die Dunkelheit einzutauchen.
    Aber zuerst musste sie am Mahl teilnehmen, obwohl sie gar keinen Appetit hatte.
    Und sie musste wenigstens so tun, als ob sie den Gesprächen lauschte, auch wenn sie am liebsten die Augen geschlossen hätte.
    Sie hatte zu viel Wein getrunken, und ihr war warm. Jedes Mal, wenn einer der Ritter sein Glas auf sie erhob, musste sie lächelnd den Trinkspruch erwidern. Und es würde noch Stunden dauern, bis sie sich endlich hinlegen konnte.
    So war es eine große Erleichterung, als sie verkünden konnte, dass jetzt der Tanz begann.
    Von ihr wurde selbstverständlich erwartet, dass sie den Reigen eröffnete. Und sie musste feststellen, dass sie sich wohler fühlte, wenn sie sich bewegte.
    Er tanzte natürlich nicht, sondern blieb an seinem Platz sitzen. Wie ein missmutiger König, dachte sie gereizt, weil sie gerne mit ihm getanzt hätte. Seine Hände auf ihren Händen, sein Blick in ihrem.
    Aber er saß nur da, beobachtete die Tanzenden und trank Wein. Sie tanzte mit Larkin, ihrem Onkel und Hoyt. Und als sie wieder zum Tisch blickte, war er verschwunden.
    Er brauchte frische Luft, und vor allem brauchte er die Nacht. Die Nacht war seine Zeit, und er würde sie immer suchen.
    Er ging hinaus, bis die Musik vom Saal nur noch ein hell klingendes Echo war.
    Wolken waren vor den Mond gezogen, und es waren auch keine Sterne zu sehen. Noch vor dem Morgen würde es regnen, er konnte es schon riechen.
    Unten waren die Höfe von Fackeln erhellt, und an den Toren und auf den Mauern standen Wachen.
    Er hörte einen von ihnen husten und spucken, und er hörte, wie die Fahnen in einer plötzlichen Windbö schlugen. Wenn er sich anstrengte, vernahm er sogar das Piepsen der Mäuse in ihrem Nest oder das Flügelrauschen einer Fledermaus, die über ihren Köpfen kreiste.
    Er konnte mehr als andere hören.
    Er konnte Menschen riechen – das Salz auf der Haut und den Blutfluss darunter. Ein kleiner Teil von ihm empfand immer schmerzhaftes Verlangen nach der Jagd, danach, zu töten und zu trinken.
    Dieser Geschmack von Blut in seinem Mund. Der Geschmack des schieren Lebens, den der Inhalt der Plastikbeutel niemals vermitteln konnte. Er war heiß, immer heiß, dachte er, und wärmte alle Stellen, die kalt und tot waren, und einen Moment lang regte sich neues Leben – oder zumindest die Illusion – in der Eiseskälte der Schatten.
    Von Zeit zu Zeit tat es ihm gut, an diese unaussprechliche Lust zu denken, daran zu denken, was er mit seinem Willen niederkämpfte.
    Die Menschen konnten das nicht nachvollziehen, noch nicht einmal Blair, die mehr als die meisten verstand.
    Und doch würden sie kämpfen und sterben. Natürlich würden manche auch davonlaufen – es gab immer welche, die das taten. Manche würden auch vor Angst erstarren und einfach stehen bleiben und sich abschlachten lassen wie Kaninchen im Scheinwerferlicht.
    Aber die meisten würden nicht davonlaufen, sie würden sich nicht verstecken, sie würden nicht vor Angst erstarren. In all den Jahren, in denen er Menschen leben und sterben hatte sehen, hatte er gelernt, dass sie kämpfen konnten wie Dämonen, wenn sie mit dem Rücken zur Wand standen.
    Wenn sie siegten, würden sie das Ganze mit Liedern und Geschichten romantisch verklären. Alte Männer würden am Feuer sitzen, ihre Narben zeigen und von der guten, alten Zeit erzählen.
    Wieder andere würden nachts schweißgebadet aus dem Schlaf auffahren, weil sie in ihren Träumen das Entsetzen jener Schlacht noch einmal durchlebten.
    Wie mochte er

Weitere Kostenlose Bücher