Rot wie die Liebe
einziger Gedanke, kein einziger Moment. Es war eine alberne Verschwendung von Zeit und Energie.
Der Mann, der wie eine Statue im Rauch stand, war nicht der Mann, den er gekannt hatte, und auch er war nicht mehr derselbe wie früher. Er stieß sich von der Tür ab.
»Warte. Noch einen kleinen Moment.«
Hoyts Stimme hielt ihn auf – und es irritierte ihn, dass sein Bruder gemerkt hatte, dass er gehen wollte.
Hoyt senkte die Hände, und der Rauch verschwand.
»Wir gehen gut bewaffnet in die Schlacht.« Hoyt griff in den Kessel und zog ein Schwert heraus. Er zielte mit der Spitze auf den Kamin, und ein Feuerstrahl schoss heraus.
»Willst du so eins benutzen?« Hoyt musterte die Klinge. »Du bist geschickt genug, um dich nicht zu verbrennen.«
»Ich werde alles benutzen, was mir in die Hände fällt – und ich werde mein Bestes tun, um den weniger erfahrenen Kriegern aus dem Weg zu gehen, die ihr mit Waffen ausstattet.«
»Das ist aber nicht der Grund deines Besuchs hier.«
»Nein.«
Da er nun schon einmal hier war, konnte er auch mit Hoyt reden. Aber er wartete noch ab, bis er alle Waffen aus dem Trog geholt hatte. Im Zimmer roch es nach Kräutern und Rauch, nach Schweiß und Anstrengung.
»Ich habe deine Frau vertrieben.«
»Die finde ich schon wieder.«
»Da sie gerade nicht da ist, kann ich dich ja fragen. Hast du Angst, sie in der Schlacht zu verlieren?«
Hoyt legte das letzte Schwert auf den Arbeitstisch. »Es ist mein letzter Gedanke vor dem Einschlafen und mein erster beim Aufwachen. Die übrige Zeit versuche ich, nicht daran zu denken – oder meinen Wunsch zu verdrängen, sie einzusperren, bis alles vorüber ist.«
»Sie ist eine Frau, die noch nicht einmal du mit deinen Fähigkeiten einsperren könntest.«
»Nein, aber das ändert nichts daran, dass ich Angst um sie habe. Hast du Angst um Moira?«
»Was?«
»Glaubst du, ich weiß nicht, dass du mit ihr zusammen bist? Dass dein Herz bei ihr ist?«
»Eine vorübergehende Verrücktheit. Es wird nicht anhalten.« Als sein Bruder ihn nur ruhig anblickte, schüttelte Cian den Kopf. »Weder sie noch ich haben eine andere Wahl. Was ich bin, verhindert eine gemeinsame Zukunft. Ich kann ihr kein Leben bieten – selbst wenn ich es wollte –, und meine Existenz wird noch lange weitergehen, wenn sie schon tot ist. Aber darüber wollte ich nicht mit dir sprechen.«
»Doch, sag mir zuerst: Liebst du sie?«
Er konnte nur die Wahrheit sagen. »Sie ist … sie ist wie ein Licht für mich, nachdem ich ewig in der Dunkelheit gelebt habe. Aber ich kenne die Dunkelheit, Hoyt. Ich weiß, wie man dort überlebt, zufrieden und produktiv.«
»Glück scheint nicht dazuzugehören.«
Frustriert erwiderte Cian: »Ich war ganz glücklich, bevor du aufgetaucht bist. Bevor du alles wieder verändert hast. Was stellst du dir denn vor? Soll ich mir das wünschen, was du mit Glenna hast, wenn du überlebst? Was nützt es mir denn? Fängt deshalb mein Herz wieder an zu schlagen? Kann deine Magie das bewirken?«
»Nein, ich habe nichts gefunden, womit ich dich zurückholen könnte. Aber …«
»Ach, lass es gut sein. Ich bin, was ich bin, und es ist ganz in Ordnung so. Ich beklage mich nicht. Sie ist eine Erfahrung, die ich machen muss. Liebe ist eine Erfahrung, die ich bisher immer vermieden habe.« Er fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Himmel. Gibt es hier etwas zu trinken?«
»Da steht Whiskey.« Hoyt wies mit dem Kinn auf eine Vitrine. »Ich nehme auch einen.«
Cian schenkte ihnen großzügig ein und setzte sich neben Hoyt auf einen dreibeinigen Schemel. Einen Moment lang schwiegen sie.
»Ich habe eine Art Testament verfasst, falls mich mein Glück an Samhain verlassen sollte.«
Hoyt blickte Cian an. »Ich verstehe.«
»Ich habe beachtliche Werte und Besitztümer angesammelt, und ich habe vorgesehen, dass du dich darum kümmerst.«
»Ja, das werde ich natürlich machen.«
»Das wird keine kleine Aufgabe sein, da sie über die ganze Welt verstreut sind. In meiner New Yorker Wohnung gibt es Pässe und andere Identifikationsdokumente, und du kannst sie gerne benutzen, wenn sie für dich von Wert sind.«
»Danke.«
Cian drehte das Glas zwischen den Fingern. »Es gibt ein paar Dinge, die Moira haben soll, wenn du sie hierher bringen kannst.«
»Das mache ich.«
»Den Club und die Wohnung in New York wollte ich Blair und Larkin hinterlassen.
Ich glaube, sie können mehr damit anfangen als du.«
»Ja, sicher. Sie werden dir bestimmt dankbar
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