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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ihr glatt über die Schultern, ihre Augen waren tief und blau. Sie lächelte.
    »Nola«, wiederholte er. »Mein Gott.«
    »Ich dachte, du würdest sagen, du hättest keinen Gott.«
    »Keinen, den ich anrufen könnte. Wieso bist du hier? Bist du überhaupt hier?«
    »Das siehst du doch.« Sie breitete die Arme aus und drehte sich ein wenig.
    »Du hast gelebt und bist gestorben. Als alte Frau.«
    »Die Frau kanntest du nicht, deshalb bin ich so, wie du mich in Erinnerung hast. Du hast mir gefehlt, Cian. Ich habe nach dir gesucht, obwohl ich es besser wusste. Jahrelang habe ich Ausschau nach dir gehalten und gehofft, dass du wiederkämst. Du und Hoyt. Aber ihr kamt nie.«
    »Was hätte ich denn machen sollen? Du weißt doch, wer ich war. Bin. Jetzt verstehst du es.«
    »Hättest du mir denn etwas getan? Oder einem anderen aus der Familie?«
    »Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht, aber ich hatte keinen Grund, es zu riskieren.
    Warum bist du hier?«
    Er streckte die Hand nach ihr aus, aber sie schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht aus Fleisch und Blut. Nur eine Erscheinung. Und ich bin hier, um dich daran zu erinnern, dass du vielleicht nicht mehr so bist wie damals, als wir beide noch lebten, aber du bist auch nicht mehr so, wie sie dich gemacht hat.«
    Um seine Fassung wiederzugewinnen, bückte er sich nach dem Dolch, der ihm aus der Hand geglitten war, und steckte ihn wieder in die Scheide. »Was spielt das schon für eine Rolle?«
    »Es wird eine Rolle spielen.« Auch wenn sie nur eine Erscheinung war, so traten ihr doch Tränen in die Augen, als sie ihn anblickte. »Ich hatte Kinder, Cian.«
    »Ich weiß.«
    »Stark, geschickt und begabt. Sie waren auch von deinem Blut.«
    »Warst du glücklich?«
    »O ja. Ich liebte einen Mann, und er liebte mich. Wir hatten unsere Kinder und lebten ein gutes Leben. Und doch haben meine Brüder eine Leere in meinem Herzen hinterlassen, die ich nie füllen konnte, einen kleinen Schmerz. Manchmal habe ich dich und Hoyt gesehen. Im Wasser, im Dunst oder im Feuer.«
    »Ich habe Dinge getan, die du besser nicht gesehen hättest.«
    »Ich sah dich töten und Blut trinken. Ich sah dich Menschen jagen, wie du einst Wild gejagt hast. Und ich sah dich im Mondschein an meinem Grab stehen und Blumen niederlegen. Ich sah dich neben dem Bruder kämpfen, den wir beide lieben. Ich sah meinen Cian. Weißt du noch, wie du mich zu dir aufs Pferd gezogen hast und mit mir geritten bist?«
    »Nola.« Er rieb sich über die Stirn. Es tat zu weh, daran zu denken. »Wir sind beide tot.«
    »Und wir haben beide gelebt. Eines Nachts ist sie an mein Fenster gekommen.«
    »Sie? Wer?« Ihm wurde eiskalt. »Lilith.«
    »Wir sind beide tot«, rief Nola ihm ins Gedächtnis. »Aber du ballst trotzdem die Fäuste, und deine Augen blitzen wie dein Dolch. Würdest du mich immer noch beschützen?«
    Er trat an den Kamin und schob mit der Fußspitze den glimmenden Torf zusammen.
    »Was ist passiert?«
    »Es war mehr als zwei Jahre, nachdem Hoyt uns verlassen hatte. Vater war gestorben und Mutter war krank. Ich wusste, dass sie nicht wieder zu Kräften kommen, dass sie sterben würde. Ich war so traurig und hatte solche Angst. In der Dunkelheit erwachte ich aus dem Schlaf, und da war ein Gesicht an meinem Fenster. Sie war wunderschön. Goldene Haare und ein süßes Lächeln. Flüsternd nannte sie meinen Namen.
    ›Bitte mich herein‹, sagte sie und versprach mir ein Geschenk.«
    Nola warf die Haare zurück und verzog verächtlich das Gesicht. »Sie hielt mich für dumm, da ich nur ein Mädchen und die Jüngste von uns war. Ich trat ans Fenster und blickte ihr in die Augen. Sie hat Macht in den Augen.«
    »Hoyt hat dir doch bestimmt gesagt, dass du solche Risiken nicht eingehen darfst. Er hat bestimmt …«
    »Er war nicht da und du auch nicht. In mir war auch Macht. Hast du das vergessen?«
    »Nein. Aber du warst noch ein Kind.«
    »Ich war eine Seherin, und in meinen Adern floss das Blut der Dämonenjäger. Ich blickte ihr in die Augen und sagte ihr, mein Blut würde sie vernichten. Mein Blut würde die Welt von ihr befreien. Und für sie würde es keine Ewigkeit in der Hölle oder sonstwo geben. Ihre Verdammnis würde das vollständige Ende sein. Sie würde zu Staub, und kein Geist würde überleben.«
    »Sie hat sich bestimmt nicht darüber gefreut.«
    »Ihre Schönheit bleibt, auch wenn sie ihr wahres Ich zeigt. Das ist eine weitere Macht. Ich hielt Morrigans Kreuz hoch, das ich immer um den Hals trug. Es strahlte wie

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