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Rot wie die Liebe

Rot wie die Liebe

Titel: Rot wie die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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mit dem Lappen vorsichtig über die Kratzer und Bisse wusch, aber sie hörte nicht auf.
    »Larkin und Tynan waren Spielkameraden, weißt du. Ob es wohl die Wahrheit war, dass das Kind ihm dies angetan hat?«
    Als Cian schwieg, blickte sie ihn an.
    »Er ist ihr Kind«, antwortete Cian schließlich. »Er ist bestimmt sehr böse. Lass mich wenigstens Glenna wecken.«
    »Sie mochte Tynan. Jeder mochte ihn. Nein, sie braucht jetzt nicht hierher zu kommen. Sie haben meine Mutter auch so zugerichtet. Schlimmer sogar, noch schlimmer.
    Und davor habe ich mich abgewendet. Jetzt muss ich mich dem Anblick stellen.«
    »Soll ich gehen?«
    »Glaubst du, nur weil ich diese Verletzungen, diese Bisse und Kratzer sehe, als ob ein Tier ihn angefallen hätte, komme ich auf den Gedanken, dass du so etwas auch tun könntest? Hältst du mich für so schwach an Geist und Herz, Cian?«
    »Nein. Ich glaube, die Frau, die ich heute Nacht gesehen und gehört habe, hat den stärksten Geist, das stärkste Herz, das ich jemals gekannt habe. Ich habe noch nie einen Menschen so zugerichtet.«
    Er erwiderte ihren traurigen Blick gefasst. »Das zumindest sollst du wissen. Ich habe vieles getan, und manches war unvorstellbar grausam, aber so etwas habe ich nie gemacht.«
    »Du hast sauberer und effizienter getötet?«
    Die Worte schnitten ihm ins Fleisch wie ein Messer. »Ja.«
    Moira nickte. »Lilith hat dich ja auch nicht ausgebildet, sondern dich verlassen, deshalb hast du nur wenig von ihr in dir. Im Gegensatz zu diesem Jungen, den sie ja immer bei sich hat. Außerdem glaube ich, dass man auch noch etwas aus seinem Leben mitnimmt. Bei dem Vampir eben war ja auch noch einiges von Seans Gestik und Tonfall vorhanden, und das wird bei dir nicht anders sein. Ich weiß, dass du kein Mensch bist, Cian, ich weiß aber auch, dass du kein Monster bist. Und ich weiß, dass beides in dir steckt und du dich ständig bemühst, die beiden Seiten im Gleichgewicht zu halten.«
    Sie wusch Tynans Leiche so vorsichtig, als ob sie ein Kind wusch. Als sie fertig war, zog sie ihm die Kleider an, die sie sich aus seinem Quartier hatte bringen lassen.
    »Lass mich das tun, Moira, um Himmels willen.«
    »Ich weiß ja, dass du es gut meinst und nur an mich denkst. Aber ich muss das für ihn tun. Er hat mir den ersten Kuss gegeben.« Ihre Stimme schwankte ein wenig. Sie schluckte und fuhr fort: »Damals war ich vierzehn und er zwei Jahre älter. Es war sehr süß und sehr sanft. Wir waren beide noch sehr schüchtern. Ich liebte ihn, ich glaube, so ähnlich, wie du King geliebt hast. Das hat sie uns genommen, Cian. Sie hat uns die Menschen genommen, aber nicht die Liebe.«
    »Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich sie für dich vernichte.«
    »Einer von uns wird es tun.« Sie beugte sich über Tynan und streifte mit den Lippen seine kalte Wange.
    Dann trat sie einen Schritt zurück und sank aufschluchzend zu Boden. Als Cian sich neben sie kniete, schmiegte sie sich an ihn und weinte herzzerreißend.

15
    Sie beerdigten Tynan an einem strahlenden Morgen. Schäfchenwolken segelten am Himmel, und in einer Eberesche sang eine Lerche. Der heilige Mann segnete die Erde, bevor sie ihn zu den Klängen von Pfeifen und Trommel begruben.
    Die Trauergäste standen dicht gedrängt auf dem sonnenbeschienenen Friedhof und den Hügel hinauf bis zum Schloss. Die drei Fahnen von Geall flatterten auf halbmast.
    Moira stand neben Larkin. Sie weinte nicht. Sie hörte Tynans Mutter schluchzen, aber sie wusste, dass sie selbst über Tränen schon hinaus war. Die anderen Mitglieder des Zirkels standen hinter ihr, und es tröstete sie, ihre Anwesenheit zu spüren.
    Nun gab es hier, neben den Gräbern ihrer Eltern, schon zwei Steine für Freunde.
    Und alle waren sie Opfer von Vampiren geworden. Jetzt stand die Schlacht bevor, in der entweder die Menschen oder die Dämonen vernichtet werden würden.
    Schließlich zog sich Moira zurück, damit die Familie alleine Abschied nehmen konnte. Als Larkin ihre Hand ergriff, erwiderte sie seinen Griff fest. Sie blickte Cian an.
    Unter der Kapuze seines Umhangs waren nur die Augen zu sehen. Dann blickte sie die anderen an.
    »Wir haben alle zu tun. Larkin und ich müssen noch einmal mit Tynans Familie sprechen, und dann treffen wir uns alle im Salon.«
    »Wir gehen schon mal hinein.« Blair trat zu Larkin und legte ihre Wange an seine.
    Moira konnte nicht hören, was sie leise zu ihm sagte, aber er ließ ihre Hand los und umarmte Blair.
    »Wir sind gleich bei

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