Rot wie die Liebe
euch.« Larkin löste sich von Blair und ergriff erneut Moiras Hand.
Bevor Moira auf Tynans Familie zugehen konnte, baute sich Tynans Mutter vor Cian auf. Die Tränen liefen ihr über die Wangen.
»Ihr und Euresgleichen habt das gemacht. Ihr Vampire habt meinen Jungen getötet.«
Hoyt wollte auf sie zugehen, aber Cian versperrte ihm den Weg. »Ja.«
»Mein Sohn liegt in der Erde, und dabei gehört Ihr in die Hölle.«
»Ja«, wiederholte Cian.
Moira trat auf Tynans Mutter zu, um den Arm um sie zu legen, aber die Frau schüttelte sie ab. »Ihr, Ihr alle.« Sie drehte sich um und hob anklagend den Finger. »Ihr sorgt Euch mehr um diesen Dämon als um meinen Jungen. Jetzt ist er tot. Er ist tot.
Und Ihr habt nicht das Recht, an seinem Grab zu stehen.« Sie spuckte vor Cian aus.
Dann schlug sie die Hände vors Gesicht und weinte. Ihr Mann und ihre Töchter führten sie weg.
»Es tut mir leid«, murmelte Moira. »Ich rede mit ihr.«
»Lass sie. Sie hat ja nicht Unrecht.« Cian wandte sich zum Gehen. Niall lief hinter ihm her und hatte ihn eingeholt, als er am Tor angekommen war. »Sir Cian, kann ich mit Euch sprechen?«
»So lange du willst, wenn ich erst einmal aus dieser schrecklichen Sonne heraus bin.«
Warum war er eigentlich auf den Friedhof gegangen? Er hatte doch in seiner Zeit mehr als genug Tote gesehen, hatte genug Weinen gehört. Tynans Mutter war nicht die Einzige, die ihn voller Furcht und Hass betrachtete, und da stand er am helllichten Tag auf dem Friedhof, vor der tödlichen Sonne nur durch einen groben Umhang und einen Zauber geschützt.
Drinnen kühlte sich sein Blut jedoch sofort ab.
»Sag, was du zu sagen hast.« Cian setzte die verhasste Kapuze ab.
»Das werde ich.« Niall, ein großer Mann mit einem offenen, fröhlichen Gesicht, das jetzt ungewöhnlich ernst und grimmig wirkte, nickte. Seine Hand lag auf dem Knauf seines Schwertes, als er begann: »Tynan war mein Freund und einer der besten Männer, die ich gekannt habe.«
»Du sagst nichts, was ich nicht schon vorher gehört habe.«
»Nun, Ihr habt aber noch nicht gehört, dass ich es gesagt habe, oder? Ich habe gesehen, was aus Sean geworden ist, der ein harmloser, oft dummer Junge war. Ich habe gesehen, wie er Tynans Leiche einen Tritt versetzt hat, als wäre sie Abfall, der in die Grube geworfen wird.«
»Für ihn war es auch nichts anderes.«
Wieder nickte Niall, und seine Finger schlossen sich fester um den Schwertknauf.
»Ja, das ist aus ihm geworden. Und aus Euch. Aber ich habe gesehen, wie Ihr Tynans Leiche aufgehoben und hereingetragen habt, so wie jeder Mann einen gefallenen Freund tragen würde. Ihr seid nicht wie Sean. Tynans Mutter trauert. Und sie hatte nicht Recht mit dem, was sie am Grab zu Euch gesagt hat. Er würde nicht wollen, dass sie Euch beleidigt. Als sein Freund sage ich Euch das. Und ich sage Euch auch, dass jeder, der an meiner Seite kämpft, auch an Eurer Seite kämpft. Darauf habt Ihr mein Wort.«
Er streckte Cian seine Hand entgegen.
Die Menschen überraschten ihn doch immer wieder. Sie irritierten ihn manchmal, ärgerten ihn und amüsierten ihn, aber immer wieder gelang es ihnen, ihn zu überraschen.
Vermutlich fand er sie deshalb immer noch so interessant, obwohl er schon so lange unter ihnen lebte.
»Ich danke dir. Aber bevor du meine Hand nimmst, musst du wissen, dass ich genauso bin wie Sean. Es gibt nur einen hauchdünnen Unterschied.«
»So dünn ist er gar nicht. Und die Tatsache, dass Ihr genauso seid, werdet Ihr im Kampf zu nutzen wissen. Ich würde Euch noch vertrauen, wenn ich Euch den Rücken zuwenden würde, Sir Cian. Hier ist meine Hand.«
Cian schüttelte sie. »Ich bin dankbar«, sagte er. Aber als er die Treppe hinaufging, war er allein.
Moira war das Herz schwer, als sie zurück zum Schloss ging, aber sie wusste, es war keine Zeit, um zu trauern und zu trösten. Was Lilith Sean oder Tynan angetan hatte, zielte genau auf ihre Herzen. Heilung fanden sie nur, wenn sie handelten.
»Können wir die Drachen nehmen? Sind sie schon bereit, um Männer zu tragen?«
»Sie sind klug und anpassungsfähig«, erwiderte Larkin. »Jeder, der einen guten Sitz und keine Angst vor der Höhe hat, kann sie leicht reiten. Aber bis jetzt ist es wie ein Spiel für sie. Ich kann nicht sagen, wie sie im Kampf reagieren.«
»Im Moment geht es nur um den Transport. Du und Blair, ihr wisst sicher, welche am besten geeignet sind. Wir brauchen …« Sie brach ab, als ihre Tante über den Hof auf sie
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