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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Polizisten gefolgt war.
    »Hau ab«, zischte Bea, und er machte auf der Stelle kehrt.
     
    Ann Lindell war auf dem Weg zum Kindergarten, als sie die Nachricht von Konrad Rosenbergs Tod erhielt. Sie empfand keine Trauer, natürlich nicht. Sie kannte Rosenberg nicht, und was sie über ihn wusste, war nur vom Hörensagen. Trotzdem kamen ihr die Tränen, weil sie sofort an Berglund dachte, als Sammy Nilsson anrief und ihr von der traurigen Szene in einer heruntergekommenen Wohnung in Tunabackar berichtete.
    Irgendwie war Rosenberg für sie mit dem Kollegen verknüpft. Vielleicht nur deshalb, weil Berglund erst kürzlich über den ehemaligen Kokser gesprochen hatte, der auf einen grünen Zweig gekommen war, vielleicht lagen die Ursachen aber auch tiefer. Früher am Tag hatte sie vorgehabt, Berglund anzurufen und zu fragen, wie es ihm ginge, aber ihr fehlte der Mut. Als dann Sammy Nilsson mit einer Todesnachricht kam, packte sie die große Trauer. Nicht wegen Rosenberg, dafür hatte sie schon zu viele verbrauchte und deprimierte Menschen in trauriger Umgebung gesehen und mit sehr viel Elend und dem Tod umgehen müssen. Nein, es war das Plötzliche dieses Todes, was sie im Auto auf dem Weg zum Kindergarten einholte.
    Sieht nach Überdosis aus, hatte Sammy Nilsson gesagt, aber gleich hinzugefügt, dass nichts sicher sei. Das konnte Ann Lindell nur bestätigen. Nichts war sicher, den Tod ausgenommen. Sie beschleunigte, vollführte ein waghalsiges Überholmanöver, nur um schneller voranzukommen.
    Das Erste, was sie auf dem Hof des Kindergartens sah, war Erik auf einem Dreirad. Auch andere Kinder waren in der |335| Nähe. Ann Lindell zählte im Stillen ihre Namen auf: Gustav, Lisen, Carlos und Benjamin.
    Erik hatte nur ein T-Shirt an. Hauptsache, er erkältet sich nicht, dachte sie. Aber so war er, egal, was man ihm anzog, Jacken und Pullis flogen gleich weg.
    Sie ging zu ihm, hob ihn vom Dreirad und drückte ihn an sich.
    »Jetzt fahren wir nach Hause«, sagte sie.

53
    K einerlei Hinweise für unbefugtes Eindringen in die Wohnung. Keine Drogen, bis auf wenige Gramm in einer Dose auf dem Wohnzimmertisch. An Rosenberg selbst keinerlei äußere Verletzungen feststellbar. Gestorben wahrscheinlich an einer Überdosis Kokain. Glauben wir«, fasste Sammy Nilsson seinen Vortrag zusammen.
    Gedankenverloren massierte Allan Fredriksson die Nasenspitze mit Daumen und Zeigefinger. Ottosson nahm sich noch einen Nusstaler. Bea lehnte an der Wand. Barbro Liljendahl sah als Einzige einigermaßen frisch aus. Es war kurz nach zwanzig Uhr.
    Mann, wie der schmatzt, dachte Sammy Nilsson und sah zu, wie sich Ottosson einen weiteren Nusstaler in den Mund steckte und dazu einen Schluck Kaffee trank.
    »Nee, also«, sagte Ottosson. Er blickte sehnsüchtig zum Teller mit dem Gebäck, sah aber ein, dass drei Nusstaler mehr als genug waren, und lehnte sich seufzend zurück. »Der war doch ein altgedienter User«, fuhr er fort, »und das spricht sowohl für wie gegen eine Überdosis. Er hätte es besser wissen müssen.«
    Barbro Liljendahl hüstelte.
    |336| »Ja«, sagte Ottosson und nickte ihr zu, »was meinst du? Du hast ihn doch neulich erst getroffen.«
    »Ich glaube nicht, dass er sich die Spritze freiwillig gesetzt hat«, sagte Liljendahl.
    Ottosson hatte sie angerufen, und nun nahm sie zum ersten Mal an einer Besprechung des Kommissariats für Gewaltverbrechen teil.
    »Als wir uns sahen, schien er vollkommen clean zu sein. Klar zeigte er noch so ein paar typische Verhaltensmuster, aber nach meiner Einschätzung war er nicht aktiv. Das stimmt mit dem Bild überein, das ich bekommen habe, als ich mich ringsum ein bisschen erkundigte. Noch eines, was interessant sein könnte: Rosenberg hat früher nie Kokain genommen. Er hielt sich an Amphetamin. Das könnte natürlich ein Grund für die Überdosis gewesen sein. Er könnte Kokain einfach falsch eingeschätzt haben.«
    »Und ein Rückfall? Könnte es das gewesen sein?« Sammy Nilsson sah kurzfristig energisch aus. »Er fühlte sich unter Druck, und dann greift man doch leicht zu was Vertrautem, so als würden wir uns einen Cognac genehmigen.«
    Bea seufzte.
    »Was machst du dann, isst du eine Mohrrübe?«
    »Hör auf!«
    Ottosson ergriff das Wort, ehe Sammy noch einmal reagieren konnte.
    »Wir wissen, dass Rosenberg Kontakt zu Slobodan Andersson hatte. Das hat Barbro herausgefunden, und Ann hat Ähnliches beobachtet, unter anderem, dass der gute Konrad als Gast im ›Dakar‹ war. Barbros Ermittlungen

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