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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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bezeugt, dass der Mexikaner nie besonderen Kontakt zu den drei anderen gehabt hatte. Sie waren in verschiedenen |380| Abteilungen untergebracht und hatten nie zusammen gearbeitet.
    Wenn der Ausbruch von Patricio Alavez nicht geplant war, war auch die Wahrscheinlichkeit gering, dass ihm Kumpane außerhalb der Gefängnismauern selbstverständlich Schutz anboten. Aber niemand wusste etwas über sein mögliches Netzwerk. Denn Alavez hatte während der gesamten Verhandlung geschwiegen, er hatte kein Detail seines Versuchs, Kokain ins Land zu schmuggeln, preisgegeben. Vielleicht war er nicht einmal willkommen, wenn er bei irgendeinem Kompagnon außerhalb der Mauern unerwartet auftauchte. Aber seine Loyalität sollte ihm eigentlich Pluspunkte verschaffen.
    Sprach überhaupt irgendetwas dafür, dass sich die Brüder Alavez in Uppsala aufhielten? Ja, konstatierte Ann Lindell. Falls ein Zusammenhang zwischen dem Ausbrecher, Slobodan Andersson und Armas bestand, dann wäre es am natürlichsten, der Mann käme in die Stadt. Und von diesem Zusammenhang war sie überzeugt. Dafür sprach die Tätowierung und vor allem ihre Entfernung sowie die Tatsache, dass Kokain sowohl Slobodan Anderssons wie Alavez’ »Geschäft« war. Hatte Patricio Alavez versucht, Kontakt zu Slobodan Andersson aufzunehmen?
    Sammy Nilsson schoss an Lindells offener Tür vorbei. Sie rief ihn, und er kam zurück.
    »Wir fahnden nach einem Opel Zafira«, sagte sie und streckte ihm ein Blatt Papier hin. »Kannst du das veranlassen? Und noch etwas: Wohin würdest du dich mit einem Zelt und einem Ausbrecher-Bruder verziehen?«
    Sammy Nilsson nahm das Papier und setzte sich.
    »Hast du von Berglund gehört?«
    Ann Lindell nickte.
    »Es ist so verdammt traurig«, fuhr er fort. »Da laufen frisch und munter jede Menge faule Eier rum, und ausgerechnet so einen wie Berglund muss es erwischen.«
    |381| »Es gibt keine Gerechtigkeit«, sagte Ann Lindell. »Das wissen wir doch schon länger.«
    Sie wartete einen Moment, dann griff sie die Überlegungen zu den Brüdern Alavez wieder auf.
    »Wo würdest du dein Zelt aufschlagen?«
    Sammy Nilsson betrachtete sie gedankenverloren, dann blickte er auf die Notizen. Ann Lindell merkte, dass er eigentlich lieber über den Kollegen reden wollte.
    »Sicher nicht auf einem Campingplatz«, sagte er. »Stammt der Typ vom Land, oder kommt er aus der Stadt?«
    »Keine Ahnung«, sagte Lindell. »Warum?«
    »Wenn das ein Krimineller aus einer Gang in irgendeiner Stadt oder von irgendeinem Drogenring ist, dann zeltet der nicht. Das ist zu simpel. Der geht ins Hotel.«
    »Wir haben sie alle überprüft«, sagte Lindell.
    »Falscher Name?«
    »Möglich. Aber wenn nun Bruder Manuel derjenige war, der am Lugnet zeltete, dann deutet das doch wohl auf einen gewissen Stil. Die Frage ist nur, wohin er anschließend gegangen ist.«
    »Wahrscheinlich ist er in Stadtnähe geblieben«, sagte Sammy Nilsson, stand auf und trat vor die Karte über Uppsala und Umgebung, die bei Ann Lindell an der Wand hing.
    »Okay, wenn du einen südlich der Stadt umgebracht hast, dann wirst du dein Zelt wohl nicht auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses aufschlagen.«
    »Aber Kenntnis der lokalen Gegebenheiten?«
    »Was würdest du denn tun?«, fragte Sammy sie.
    »Eine Karte kaufen und mir eine gute Gegend suchen.«
    »Was ist gut?«
    »Wo nicht so viele wohnen.«
    »Aber trotzdem ziemlich nahe bei einer Straße, oder?«
    Er fuhr mit dem Finger auf der Karte vom Süden der Stadt in nördliche Richtung und folgte der E 4 mit dem Zeigefinger.
    |382| »Månkarbo«, sagte er plötzlich. »Dort würde ich nach Nordwesten abbiegen.«
    »Månkarbo?«
    »Nun musst du allein weitersuchen«, sagte er und grinste.
    Als er gegangen war, trat Ann Lindell vor die Karte und suchte nach dem kleinen Ort, zwanzig, dreißig Kilometer nördlich von Uppsala gelegen.
    Alles, woran sie sich bei Månkarbo erinnerte, war ein ewig langes Straßenstück mit Geschwindigkeitsbegrenzung, ein paar Geschäfte und eine Tankstelle.
    Sie ging zu Ottosson.
    »Zementwerk«, sagte er, »und so ein Bethaus mitten in der Stadt. Warum fragst du?«
    »Das war eine Idee von Sammy«, sagte sie, »dass die Brüder Alavez in Richtung Norden fuhren, und dann nannte er Månkarbo.«
    »Das Zementwerk ist seit ewiglanger Zeit stillgelegt, aber die Freikirchler sind noch da. Du glaubst, dass sie zelten?«
    »Ja. Die Alternative wäre, dass sie bei irgendeinem Drogenkumpel untergeschlüpft sind.«
    »Glaubst du,

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