Rot wie Schnee
professioneller Tänzer hatte er Kontrolle über seine Bewegungen und die Koordination seiner Gliedmaßen.
Aus Portugal hatte er die Liebe zu Fischen und Krustentieren mitgebracht. Aus seinen Fischfonds ließen sich die wunderbarsten Soßen zaubern.
Donald, der Küchenchef, war bedeutend zugeknöpfter. Selbstverständlich hatte er Johnny willkommen geheißen, aber darüber hinaus nicht viel gesagt. Er arbeitete immer vor dem Fleischherd. Slobodan Andersson lehnte er ab, um nicht zu sagen, er verabscheute ihn.
»Der Jugokläffer ist eine Missgeburt, ein B-Hybride aus dem Übelsten, was Schonen und Belgrad zu bieten haben, und das in einer selten misslungenen Kombination«, war sein Kommentar, als sich Johnny wunderte, wie die Leitung des »Dakar« funktionierte.
|53| »Slobodan ist ein Schwein, aber ein gutes Schwein«, wandte Feo ein. »Er ist vielleicht nicht …, was sagt ihr, wenn Hunde im Haus scheißen?«
»Stubenrein«, schlug Johnny vor.
»Genau, Slobodan Andersson ist vielleicht nicht stubenrein, aber er bringt die Dinge in Gang.«
Während er redete, legte er einige Stücke Heilbutt in die Bratpfanne. Donald stand wie versteinert am Herd. In der Pfanne zischte ein Filet. Tessie bongte noch einmal Heilbutt. Donald nickte, und Feo lachte.
»Ja, danke, einmal Heilbutt. Hallo, Tessie!«, schrie er ihr nach, die ebenso schnell verschwand, wie sie aufgetaucht war. Donald warf ihm einen strengen Blick zu.
Johnny lächelte noch immer. Er würde sich in der Küche des »Dakar« bestimmt wohlfühlen. Seit Stunden hatte er nicht mehr an Sofia in Jönköping gedacht.
»Wie lange arbeitet Tessie schon hier?«, fragte er Feo.
»Sie hat etwa zur gleichen Zeit wie ich hier angefangen. Sie kommt aus New York.«
»Long Island«, warf Donald ein.
Feo schmunzelte.
»Sie verliebt sich nie. Das ist ihr größtes Problem«, fuhr er fort. »Sie bräuchte einen Mann.«
Pirjo kam von der Toilette. Tessie brachte zwei neue Bons.
»Zweimal Seeteufel für drinnen«, gab Donald weiter.
»Danke«, sagte Feo.
Johnny half Pirjo. Gonzo kam aus dem Restaurant, ging ohne ein Wort in die Spülküche und räumte die Spülmaschine ein.
Es war seine letzte Woche. Alle hatten gehört, wie er und Armas im Zusammenhang mit der Eröffnung nach der Sommerpause sich im Umkleideraum angeschrien hatten. Armas war mit einer so zufriedenen Miene herausgekommen, als hätte er eine Ratte erschlagen.
|54| Gonzo erschien fünf Minuten danach, ging aber nicht ins Restaurant hinaus. Erst als Armas in die Küche kam und etwas sagte, lief Gonzo nach draußen und erledigte seinen Job. Alle wunderten sich, dass er nicht sofort abgehauen war. Er bemühte sich auch nicht um die Unterstützung der Kollegen in dem Konflikt, sondern murrte nur vor sich hin.
Niemand hatte gefragt, worum es ging, aber Tessie hatte etwas davon gemurmelt, dass Gonzo Armas erpresste, dass er Informationen hätte, die Armas schaden könnten. Das war nichts als Klatsch, den Feo und Donald lachhaft fanden. Was konnte wohl der kleine Gonzo gegen den energischen Armas ausrichten?
Gleich nach neun Uhr kam eine Frau in die Küche. Donald starrte wütend vor sich hin, sagte aber nichts.
»Die Toilette ist im Gang rechts«, sagte Feo.
Es kam vor, dass Gäste die falsche Tür nahmen.
»Ich werde hier arbeiten«, sagte die Frau.
»Du bist die Neue! Wie gut! Wir brauchen hier viele schöne Frauen, nicht wahr, Johnny?«
Feo klappte die Tür des Wärmeschranks zu und trocknete sich die Hände an dem Tuch ab, das er um die Taille gebunden hatte.
»Willkommen. Ich bin Feo.«
»Danke. Ich fange morgen an. Bin schrecklich nervös. Ich hab noch nie gekellnert.«
»Typisch Slobodan«, murrte Donald.
»Das ist Donald, er ist nett, das verspreche ich. Johnny redet komisch, und er ist auch neu. Ihr könnt ja einen Club gründen! Wie heißt du?«
»Eva Willman.«
»Natürlich will man!«, rief Feo, und Donald starrte ihn an.
»Dein Seeteufel«, sagte er, und Feo rannte zum Herd.
Johnny stellte sich vor und gab ihr die Hand.
»Bist du dann der Bruder von Simons Mutter?«
|55| Johnny nickte.
»Durch sie …«
Er kehrte zum Dessert zurück, und während Feo begeistert vom »Dakar« erzählte, warf Johnny noch einen Blick auf die neue Kellnerin. Sie war in seinem Alter. Seine Schwester Bitte hatte ihm erzählt, Eva sei geschieden und habe zwei Söhne, Teenager. Johnny betrachtete sie von schräg hinten. Es war ihm in der letzten Zeit aufgefallen: Er war ein Spanner geworden,
Weitere Kostenlose Bücher