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Rot wie Schnee

Rot wie Schnee

Titel: Rot wie Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ehe wir genauer prüfen können. Da drin soll eine Propangasflasche sein. Meinte der Nachbar. Aber den Kanister haben wir sofort gesehen. Der stand gut sichtbar auf einer gusseisernen Platte vor einem Specksteinofen.«
    »Könnte es sein, dass jemand den Ofen zusätzlich anheizen wollte?«
    »Denkbar ist alles. Aber warum im Sommer Feuer machen?«, antwortete der Feuerwehrmann.
    »Vielleicht um Kaffee zu kochen?«
    »Der Nachbar meint, die kochen auf einem Propangaskocher.«
    Der Polizist nickte. »Sind Sie sicher, dass niemand im Haus war?«
    »Sicher kann man ja nie sein, aber ich glaube es nicht.«
     
    Bertil Rosenberg hielt sich zu einem Sprengjob in Mehedeby im nördlichen Uppland auf. Er bestätigte, dass ihm das Haus gehöre, erklärte aber gleichzeitig, dass er seit dem letzten Frühjahr nicht mehr dort gewesen sei.
    »Zweimal im Jahre fahre ich immer raus«, sagte er. »Harke Laub und kümmere mich um das Nötigste.«
    »Hat kein anderer Zugang zum Haus?«
    »Nein«, log Bertil Rosenberg. »Da haben wohl irgendwelche verdammten Flegel gezündelt. Ich schaue morgen nach, wenn ich wieder in der Stadt bin.«
    Als das Gespräch beendet war, rief er sofort seinen Bruder Konrad an. Bertil war sauer, aber auch zufrieden. Das Sommerhaus war versichert. Er brauchte die Bude nun nicht abzureißen, was er schon seit Jahren vorhatte. Er spielte mit dem Gedanken, dort ein Haus zu bauen und einzuziehen.
    »Wann bist du zuletzt dort gewesen?«, fragte er Konrad.
    |188| »Was meinst du?«
    Konrad schwante nichts Gutes. Die Angst vor dem großen Bruder Bertil saß tief.
    »Antworte mir!«
    »Das ist wohl schon eine Weile her«, sagte Konrad.
    »Da hat es gebrannt. Nach dem, was die Bullen sagen, ist von der Bude nur noch ein Aschehaufen übrig. Ich hab gedacht, ob du sie vielleicht angesteckt hast. Verwundern tät es mich nicht.«
    Konrad Rosenberg sank auf den Fußboden im Flur. Ein Vermögen war in Rauch aufgegangen.
    »Ich hab den Bullen nichts davon gesagt, dass du oft dort warst. Das ist besser so, dachte ich. Man weiß ja nie, mit dir und deinen Saufkumpanen, und was ihr so anstellt. Aber halt du jetzt auch die Klappe, sonst kann es Ärger mit der Versicherung geben.«
    »Klar doch«, sagte Konrad matt und legte auf.
     
    Er brauchte eine Stunde, um einigermaßen Mut zu sammeln, dann rief er Slobodan Andersson an.

29
    W as ist eigentlich los?, dachte Slobodan Andersson. Erst Armas und jetzt das hier.
    Noch nie hatte jemand Slobodan Andersson so behandelt. Aber um richtig wütend zu werden, hatte er zu viel Angst. Armas’ Tod erschien ihm jetzt in einem anderen Licht. Das war kein Raubmord, und es war auch kein Zufall, dass er umgebracht worden war. Und woher konnte jemand von dem Haus draußen vor der Stadt wissen?
    Konrad Rosenberg versicherte ihm, dass er nicht geplaudert |189| hatte, und instinktiv glaubte ihm Slobodan. Selbst wenn Rosenberg eine Niete war – dass er nicht die Quelle für seinen Wohlstand verriet, dafür war er schlau genug.
    Konnte es Zufall sein, dass die Bude nur wenige Stunden, nachdem er mit Rosenberg dort gewesen war, abbrannte? Und jetzt sollte auch noch eine von den Bullen kommen. Ob die was ahnten? Konnten die einen Zusammenhang zwischen dem Mord und dem Brand herstellen?
    Slobodan trat ans Fenster und spähte hinaus. Auf der anderen Seite der Schienen radelte eine Gruppe Schüler mit dem Lehrer an der Spitze vorbei. Ein älterer Mann führte seinen Hund aus, und zwei Frauen bogen um die Ecke Richtung Zentrum. Auf den Stellflächen vor dem Haus parkten Autos in langen Reihen. Eigentlich sah alles aus wie immer. Und doch nicht. Jemand war auf der Jagd nach ihm. Oder waren es mehrere?
    Urplötzlich wurde ihm bewusst, dass von dem Haus nur drei Menschen gewusst hatten: Rosenberg, Armas und er. Hatte Armas das Versteck an jemanden verraten?
    Der Gedanke war so unfasslich, dass er ihn sofort beiseiteschob. Aber dass er ihm überhaupt gekommen war, ließ ihn nur noch verzagter werden. Er schenkte sich einen großen Cognac ein und stand gleich darauf wieder am Fenster und starrte auf die Autos und die unten Vorübereilenden.
    War ihm jemand zu Rosenberg gefolgt und anschließend zur Hütte? Er trank einen Schluck. Fragen über Fragen. Bleib ganz ruhig, sagte er sich. Nimm dir eine Frage nach der anderen vor. So hätte es Armas gemacht. Er vermisste den Freund. Der Geschmack des Cognacs bereitete ihm Übelkeit, aber trotzdem ging er wieder zum Barschrank und füllte nach. Als er den Schwenker

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