Rot wie Schnee
war zu vieles, das sie bewegte. Ihr eigenes Leben und das Eriks, die Arbeit, Edvard, ihre Eltern – alles war ihr durch den Besuch im Krankenhaus so gegenwärtig.
Sie beschloss, die Gedanken beiseitezuschieben. Darin war sie geübt. Dieses Mal hieß die Lösung Berglund.
Berglund war nach Hause gegangen! Erstaunt hörte sich Lindell Ottossons Erklärung an, Berglund habe Migräne.
»Das hatte er doch noch nie?«
»Nein«, sagte Ottosson, »und ich kann mich auch nicht erinnern, wann Berglund zum letzten Mal krank war. Irgendwann in den Achtzigern vielleicht.«
»Was hat er gesagt?«
»Nichts. Ich hab ihn nach Hause geschickt, und er hat nicht mal protestiert. Er war kreidebleich. Allan hat ihn nach Hause gefahren.«
»Aha.« Lindell klang resigniert.
»Gibt es etwas Besonderes?«
|182| »Ich wollte etwas nachprüfen, einen Namen, der auftauchte.«
Lindell berichtete Ottosson, wie Berglund quasi nebenbei von einem Kleinkriminellen gesprochen hatte, der über Nacht reich geworden war und dessen Name jetzt im Zusammenhang mit den Ermittlungen in Sävja wieder auftauchte.
»Rosenberg«, sagte Ottosson. »Ja, das ist so ein Schätzchen. Ich kannte seinen Vater. Er gehörte zu der Gang bei Väderkvarnen, das war eine Bierschwemme in der Salagatan. Ein halbes Jahr, nachdem ich angefangen hatte, wurde die abgerissen.« Ottosson verlor sich in Erinnerungen.
Lindell lachte.
»Aber den Rosenberg hätte ich nie mit Gewalt und schon gar nicht mit Big Business in Verbindung gebracht.«
»Vielleicht sollte man es trotzdem überprüfen«, sagte Lindell und berichtete ihm von Liljendahls Hinweis, dass in beiden Fällen Messer eine Rolle spielten.
»Na, das ist vielleicht doch zu weit hergeholt.« Ottosson wirkte skeptisch. »Wir haben doch etliche Geschichten mit Messern.«
»Ich bitte auf alle Fälle jemanden, Rosenberg zu überprüfen. Es wäre doch interessant zu hören, weshalb er zu Reichtum gekommen ist. Hast du etwas von Havers Ausflug zum Campingplatz am Fluss gehört?«
»Stimmt, er rief an und bat, du mögest ihn zurückrufen.«
»Ich hatte das Telefon im Krankenhaus abgeschaltet. Was hat er gesagt?«
»Es könnte sein, dass unser Kerl dort gewesen ist.«
Lindell beeilte sich, in ihr Büro zu kommen. Sie wählte Havers Nummer.
Er klang zufrieden, fast aufgekratzt, und dazu hatte er auch allen Grund. Er hatte vermutlich den Tatort entdeckt, eine kleine Lichtung, vielleicht zwanzig Quadratmeter groß, versteckt |183| hinter Gebüsch und einem großen Steinhaufen, einem dieser alten Grabhügel. Von der Straße nicht einzusehen, etwa vierhundert Meter nördlich des Fundorts und hundert Meter vom Fluss entfernt.
Die Techniker hatten ziemlich bald Flecken auf der Erde gefunden, wahrscheinlich Blut, und außerdem Spuren von etwas, vermutlich Urin.
Offenkundig hatte sich auf der Lichtung jemand einige Tage aufgehalten, vielleicht waren es auch mehrere Leute gewesen. Das Gras war in Form eines Rechtecks plattgedrückt, was die Vermutung nahelegte, dass dort ein Zelt gestanden hatte. Auch in der Umgebung war das Gras niedergetrampelt. Außerdem hatten sie abgebrochene Zweige und Spuren einer Feuerstelle gefunden. Ein Eldorado für die Spurensicherung.
Valdemar Husman, der bei der Polizei angerufen und den Hinweis gegeben hatte, konnte nichts weiter dazu sagen. Ihm war nur etwas aufgefallen, das durch die Büsche und Sträucher schimmerte und von dem er annahm, dass es ein Zelt war. Er hatte nicht näher herangehen wollen, weil er nicht neugierig erscheinen wollte, hatte er erklärt, und weil er nicht »in irgendwas hineingezogen werden wollte«.
»Was hat er damit gemeint?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Haver, »das hat er nicht gesagt.«
»Ich meine, hat er was von einem Verdacht gesagt, dass dort was Ungesetzliches vorging? Hat er etwas gehört oder gesehen, was ihm verdächtig vorkam?«
»Nichts. Er wollte sich einfach nicht einmischen.«
»Bisschen neugieriger wäre auch nicht verkehrt«, sagte Lindell. »Du bleibst noch da?«
»Nein, an sich nicht. Für mich ist hier nichts mehr zu tun. Für Morgansson und seine Truppe dafür umso mehr. Sie überlegen, ob sie eine Plane über die Stelle ausbreiten sollen, falls es regnet.«
|184| »Okay. Und wir können auf DNA hoffen?«
»Sieht so aus.«
»Da stellt sich natürlich die Frage, was machte Armas dort? Fuhr er freiwillig da hin, oder wurde er gezwungen?«
»Das musst du selbst rauskriegen«, sagte Haver lakonisch und legte
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