Rot

Pazifischen Ozean gebaut, ihr könnt euch sicher vorstellen, wie viel so ein Projekt kostet.«
    »Hast du herausgefunden, warum der Mann sich mit meinem Vater getroffen hat?«, fragte Kara.
    »Hör erst mal zu.« Paranoid runzelte die Stirn. »Den ersten Vertrag über Rohöl, das durch diese sibirische Ölpipeline befördert wird, schloss die finnische Firma Global Petroleum Products GPP. Geleitet wird diese von dem Norweger Tore Henneberg, der auch Finanzdirektor von Timtschenkos Gretel-Konzern ist. Henneberg leitet aber auch die österreichische Pegas-Investitionsbank.«
    Kati Soisalo unterbrach ihn: »Das wird jetzt Fachchinesisch. Sag, worauf du hinauswillst.«
    »Der springende Punkt ist, dass die von Timtschenko beherrschten Firmen im Laufe der letzten Jahre Milliarden Euro an die Pegas-Bank überwiesen haben.« Paranoid machte eine Pause, um die Wirkung seiner nächsten Worte zu erhöhen. »Die Zahlungen erfolgten auf dasselbe Konto, auf das Workhelp und Suomen Kivijaloste allein im letzten Jahr über fünfzehn Millionen Euro eingezahlt haben. Und mit diesen Firmen hat Jukka Ukkola zu tun. Das alles kann kein Zufall sein. Zwischen Ukkola, das heißt dem Kabinett, und Timtschenko muss irgendeine Verbindung bestehen.«
    »Was für eine Verbindung? Eine Verbindung womit?«, fragte Kara.
    »Mit der österreichischen Pegas-Investitionsbank. Vielleicht solltet ihr diese Information an die Polizei weiterleiten.«
    Kati Soisalo lächelte. » Follow the money . Folgt dem Weg der Gelder des Kabinetts, dann erfahrt ihr alles. Das hat eines der Mitglieder des Kabinetts letztes Jahr versichert, ihr erinnert euch bestimmt noch.«
    Kara loggte sich auf Kati Soisalos Computer in sein E-Mail-Fach ein. »Maile die Informationen in meinem Namen an die Generalstaatsanwaltschaft zu Händen von Anni Alanko«, sagte er zu Paranoid.
    Kati Soisalos Handy piepte. Es dauerte einen Moment, bis sie es aus der Tasche ihrer Jeans herausgeholt hatte.
    Ich möchte noch etwas sagen, aber nicht am Telefon. Ich komme mit der Metro nach Herttoniemi, wir treffen uns bei dir zu Hause. Virpi V.
    Kati Soisalo zeigte Kara die Nachricht und schnappte sich ihren Mantel.Zwanzig Minuten später trafen sie in ihrer Wohnung ein. Kara konnte sich nicht erinnern, Kati jemals so nervös erlebt zu haben. Sie schaltete die Kaffeemaschine an, holte aus dem Tiefkühlfach mit Quark gefülltes Hefegebäck und hantierte herum wie ein Maniker.
    Um ein Haar wäre Kara die Bemerkung herausgerutscht: »Du tust ja so, als käme die Schwiegermutter zu Besuch.« Aber er konnte sie sich gerade noch verkneifen. Gern hätte er Kati irgendwie beruhigt, aber ihm fiel nichts ein. Wahrscheinlich wollte Virpi Vasama etwas Wichtiges mitteilen, möglicherweise über das Ehepaar, das Vilma abgeholt, oder die Person, die den Auftrag bezahlt hatte. Warum hätte sie Kati sonst treffen wollen?
    Es klingelte und Kati erstarrte. Das Hemd über ihrer Brust hob und senkte sich rasend schnell.
    Kara ging zur Tür, öffnete sie und stürzte zu Boden, als eine mit Metallringen verstärkte Faust seinen Backenknochen traf.
    »Das ist das Weib«, sagte ein Kerl wie ein Schrank in Jeansjacke und Lederweste, während er über Kara hinweg hereintrat. Zwei andere Biker mit Bürstenschnitt folgten ihm. Der eine wog garantiert hundertfünfzig Kilo und der andere trug einen langen, dichten Bart.
    »Sakke Tirkkonen! Verdammt, was willst du?« Kati Soisalo begriff nicht, was hier los war. Der Vorsitzende der finnischen Sektion des Motorradclubs MC Black Angels hatte ihr zweimal bei der Suche nach Vilma geholfen, und nun stürmte der Mann mit erhobenen Fäusten in ihre Wohnung. Tirkkonens Wange zierte ein Tribaltattoo so groß wie eine Untertasse, und der Bizeps des ehemaligen Gewichthebers war so dick wie der Oberschenkel eines normalen Mannes.
    »Die trainiert Krav Maga«, erklärte Tirkkonen seinen Gehilfen und nickte in Richtung Soisalo. »Hütet euch vor ihren Turnhallentricks.«
    Kati Soisalo bemerkte erst jetzt, dass die Biker Stahlrohre in denHänden hielten. Nun verstand sie: »ProTurva hat euch hergeschickt – Jose Sinko«, sagte sie zu Tirkkonen.
    Plötzlich kam der bärtige Biker auf sie zu und holte aus. Kati Soisalo trat rasch einen Schritt zurück und konnte so weit ausweichen, dass nur das Ende des Rohrs ihre Rippen streifte. Der Mann fluchte, weil er sein Ziel verfehlt hatte, und wälzte sich vorwärts, der nächste Schlag traf Katis Schulter, sie schrie auf vor Schmerz.
    Der Biker, der so