Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara

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groß wie ein Wal war, gesellte sich zu seinem bärtigen Kollegen und beide schlugen mit ihren Metallknüppeln auf Kati Soisalo ein. Man hörte es krachen und klatschen, aber keine Schreie mehr.
    Sakke Tirkkonen kaute grinsend seinen Kaugummi und trat neben Kara, der auf allen vieren versuchte sich aufzurichten und sich dabei an die offene Tür des Flurschranks lehnte. Dann bewegte sich Karas Hand blitzschnell und Tirkkonen entfuhr ein Schrei, der einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Der Biker starrte auf seine Boots, aus denen der Griff eines Schraubenziehers herausragte, und brüllte wie ein Tier, das geschlachtet wurde.
    Kara sprang auf und der größere der beiden Biker, die Kati Soisalo misshandelten, trat mit erhobenem Stahlrohr auf ihn zu. Kara fing den Schlag mit dem Unterarm ab, trat nach vorn, packte den Angreifer an der Kehle und drückte ihm die Luftröhre zu. Der Mann röchelte und griff mit seinen beiden Pranken nach Karas Handgelenk.
    Als der Bärtige sich dem brüllenden Tirkkonen zuwandte, nutzte Kati Soisalo die Gelegenheit, schlug mit der Faust gegen den Oberschenkelmuskel des Mannes, stürmte ins Schlafzimmer und drehte den Schlüssel um. Das Schloss der dünnen Spanplattentür würde nur ein paar Sekunden standhalten, aber vielleicht schaffte sie es … Sie riss den Kleiderschrank auf, langte mit der Hand so tief hinein, dass ihr Arm bis zur Schulter im obersten Fach verschwand, und zog ein schwarzes Ding mit zwei Zähnen heraus und außerdem ein gelbes Gerät, das aussah wie eine Wasserpistole.Im selben Moment traf ein Tritt die Tür, der Rahmen barst krachend und der bärtige Biker trat mit erhobenem Stahlrohr herein.
    Kati Soisalo drückte den Abzug der wie ein Spielzeug aussehenden Elektroschockpistole und schoss zwei Drähte ab, die eine Spannung von fünfzigtausend Volt leiteten. Die an ihren Enden befestigten Widerhaken drangen durch das Hemd des Mannes in die Haut ein und übertrugen eine Spannung von zweitausendfünfhundert Volt in den Körper. Sie hielt den Abzug durchgedrückt und ließ den Strom fließen, sie wollte den Mann endgültig außer Gefecht setzen. Sein Gesicht verzerrte sich zu einer schmerzlichen Grimasse, als die willkürliche Muskulatur lahmgelegt wurde. Er fiel auf die Knie und sackte zusammen. Kati Soisalo vollendete ihr Werk, indem sie dem Mann mit dem Rohr auf die Schläfe schlug.
    Sie trat ins Wohnzimmer, wo Kara immer noch den Biker würgte, der schon rot angelaufen war. Die Männer wiegten sich eng umschlungen wie im Taumel eines sehr speziellen Paartanzes. Mit zwei, drei Sätzen war sie bei Tirkkonen, der den Schraubenzieher aus seinem Fuß gezogen hatte und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht schwankend aufrichtete. Kati Soisalo holte den Power-Max-Elektroschocker mit den zwei Zähnen hinter ihrem Rücken hervor und stieß ihn Tirkkonen gegen den Bauch. Die Spannung warf den über hundert Kilo schweren Biker gegen den Kleiderschrank, dass es krachte. Als der Mann zu Boden gegangen war, drückte sie ihm den Elektroschocker noch einmal auf den Bauch und zählte bis fünf.
    Tirkkonen müsste mehrere Minuten außer Gefecht sein.
    Jetzt griff sie nach dem Rohr, das Tirkkonen aus der Hand gefallen war, holte weit aus und schlug den walgroßen Biker, der sich mit Kara im Tanz drehte, auf den Hinterkopf. Der Mann fiel auf der Stelle um.
    Es dauerte eine Weile, bis Kara wieder gleichmäßig atmete. »Woher zum Teufel hast du die Elektroschocker?«
    »Die kriegt man im Internet. Ich habe sie schon vor Jahren gekauft, als Ukkola gewalttätig wurde.«
    Kara packte Tirkkonen am Fuß, der Mann drehte den Kopf hin und her und lallte unverständliches Zeug. »Wir zerren sie ins Treppenhaus und holen unsere Sachen. Nach dem Besuch sollten wir besser nicht mehr hierher kommen.«
    * * *
    Im Lagezentrum in der siebten oberirdischen Etage von Legoland herrschte ein reges Treiben. Etwa dreißig Mitarbeiter des SIS standen weltweit in Kontakt mit Banken, Börsen, Investmentfirmen und Fondsgesellschaften sowie mit den für Geldwäsche zuständigen Abteilungen von Interpol, UNODC und der Kriminalpolizei mehrerer Staaten. Sie versuchten zu klären, ob Clive Grovers Hinweis stimmte: War Mundus Novus gerade dabei, die eigenen Finanzmittel aus seiner jetzigen Zentralbank abzuziehen? Wurden derzeit irgendwo in der Welt ungewöhnlich große Geldströme bewegt?
    Das österreichische Bundeskriminalamt hatte den SIS über das Schicksal German Danilows unterrichtet, wieder war eine