Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
Vom Netzwerk:
Fähigkeit, die ganze Welt aus den Angeln zu heben. Die Folgen der Satellitenzerstörung letzte Woche sind Nichts verglichen mit dem, wozu wir imstande sind. Aber das tun wir erst, wenn wir dazu gezwungen sind. Und erst, wenn alles bereit ist. Auf dieser Liste stehen drei Objekte, deren Zerstörung mir … uns zusätzliche Zeit für unsere Vorbereitungen verschaffen würde.«
    »Die Anschläge werden so bald wie möglich ausgeführt«, versicherte Mironow, nahm die Unterlagen und verließ Andrej Rostows Arbeitszimmer.
    * * *
    Im Hesperian puisto war es kalt, der Wind wehte in dem Park so heftig, dass Wachtmeister Ilkka Viitanen ab und zu seine Schirmmützefester auf den Kopf ziehen musste. Er war seit vier Jahren Polizist und arbeitete von Anfang an bei der Schutzpolizei im Zentrum als Streifenhörnchen. Auf der Polizeischule hatte er sich eingebildet, es wäre besser, draußen im Einsatz zu sein, welcher vernünftige Mensch wollte denn schon den ganzen Tag am Schreibtisch hocken, hatte er damals gedacht. Aber nach vier Jahren als Kindermädchen von Junkies, Alkis und Psychos reichte es ihm langsam. Am schlimmsten waren die Einsätze, bei denen er in eine Wohnung rein musste, heutzutage hatte man ja schon richtig Angst, was einen hinter der Tür erwartete: ein Säufer, der mit dem Messer herumfuchtelte und Frau und Kinder misshandelte, eine Leiche, die schon wochenlang im Bett lag, zwanzig halb verhungerte Katzen, ein psychisch Kranker, der sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte oder etwas noch Schlimmeres.
    Dieser Einsatz heute gehörte zur besseren Sorte, obwohl es schon dunkel war und der Wind einem durch Mark und Bein ging. Aber er konnte in aller Ruhe und in Zivilklamotten durch den Park spazieren, und dafür gab es auch noch Kohle. Viitanen wandte den Blick von der Oper ab, als er ein Auto heftig bremsen hörte und eine groß gewachsene Gestalt sah, die bei Rot über die Mannerheimintie ging. Er dachte nicht im Traum daran, den Mann zu ermahnen, für das Meckern erntete man nur blöde Bemerkungen oder schlimmstenfalls Prügel. Der Mann kam direkt auf ihn zu, war jetzt unter einem Lichtmast …
    Menschenskind! Viitanen begriff urplötzlich, als er das Gesicht des Asiaten sah, dass er genau wegen dieses Kerls hier Streife lief. Kräftiger Körperbau, groß, das Gesicht mehr Mongole als Chinese, und er hatte die Mannerheimintie direkt am Hotel Crowne Plaza und an der Autovermietung Scandia Rent überquert.
    Viitanen blieb einen Augenblick stehen, ohne sich von der Stelle zu rühren, holte dann sein Sprechfunkgerät aus der Manteltasche und meldete seine Beobachtung. Ein Streifenwagen, der inder Nähe war, würde in ein paar Minuten als Verstärkung eintreffen, er musste jetzt nur dem Asiaten mit Abstand auf den Fersen bleiben und durchgeben, wohin er sich bewegte.
    Manas hatte seinen Mietwagen auf dem Parkplatz von Scandia Rent abgestellt, den Autoschlüssel in den Nachttresor eingeworfen und ging nun auf die andere Seite der Mannerheimintie. Den ganzen Tag hatte er damit verbracht, auf Anweisungen des Kabinettsvorsitzenden zu warten, aber das störte ihn nun nicht mehr. Ihm war klar, dass er gerade jetzt glücklich sein sollte. Einem Hitman übertrug man die unterschiedlichsten Aufgaben. Ihm gefielen anspruchsvolle Aufträge ohne Hektik und moralisch verdorbene Opfer am besten. Bei simplen, überstürzten oder chaotischen Liquidierungen gewann man keine nützlichen Erfahrungen, weder fachlich noch geistig. Doch so einen Leckerbissen wie heute hatte man ihm noch nie geboten, auf diesen Auftrag wartete er schon seit Jahren. Endlich könnte er Leo Kara hinrichten. Der Mann wusste einfach zu viel von ihm und auch von Mundus Novus. Es war regelrecht ein Wunder, dass es so lange gedauert hatte, bis er den Befehl endlich erhielt.
    Sein Telefon klingelte, er blieb stehen.
    »Ich habe gerade gehört, dass Kara nach London fliegen will«, sagte der Vorsitzende des Kabinetts.
    »Wo ist er jetzt?« Manas traf seine Entscheidung sofort. Kara musste in Finnland erledigt werden, vor seiner Abreise. Er selbst könnte nicht nach London fliegen, jedenfalls nicht sofort oder in den nächsten Tagen.
    »Kara hat gesagt, er wolle sich das Flugticket übers Internet in der Bibliothek gegenüber vom Bahnhof kaufen, dort stehen Computer für die öffentliche Nutzung.«
    »Wie sieht das Gebäude aus?«, fragte Manas und lief dabei weiter. Er ging am Nordflügel des Finlandia-Hauses und am Süduferder Töölö-Bucht vorbei und bog nach

Weitere Kostenlose Bücher