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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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die dir diese Nachricht übermitteln kann. Mir geht es gut. Wir wurden alle von Weißrussland nach Mitteleuropa gebracht. Ich weiß nur, dass in dieser Gegend Deutsch gesprochen wird, man erlaubt uns nicht, das Forschungszentrum zu verlassen. Ich dachte schon, du hättest nun genug von all dem, doch jetzt hörte ich, dass du wieder versuchst, die Ereignisse des Jahres 1989 aufzuklären. Ich würde mir wünschen, dass du noch für einige Zeit die Finger von all dem lässt, in ein paar Monaten ist alles vorbei. Wenn ich könnte, würde ich dir mehr erzählen, aber jeder von uns weiß nur über sein eigenes Forschungsprojekt Bescheid. Ich lebe in der Hoffnung, dass ich nach Hause zurückkehren kann, wenn meine Arbeit fertig ist.
    Vater
    Kara legte das Telefon auf den Tisch und wunderte sich, dass ihn nicht die Wut packte, wie sonst meistens, wenn er solche überraschenden Neuigkeiten erfuhr. Er spürte, dass sich der unsichtbare Reifen spannte, der um seinen Kopf lag, und dann fiel ihm unvermitteltein, wie er mit seinem Vater Blitzschach gespielt hatte, nur wenige Stunden vor dem Überfall auf ihr Zuhause. Sie hatten viel gelacht und wie die Verrückten auf die Schachuhr eingehämmert. Das war seit Jahren das erste Mal, dass er sich in Verbindung mit seinem Vater an etwas Positives erinnerte.
    Rasch holte er seine Medikamente aus der Tasche und ließ gerade Wasser in ein Glas laufen, als Kati Soisalo nackt in die Küche trat. Ihre Rippen waren deutlich zu erkennen.
    »Kannst du nicht schlafen?«, fragte sie.
    Kara reichte ihr sein Telefon und warf sich eine Dialar, ein Beruhigungsmittel, in den Mund.
    Kati Soisalo las die SMS. »Hast du eine Ahnung, warum dein Vater am Leben gelassen wurde? Warum sein Tod nur inszeniert wurde?«
    »Ich kann da nur Vermutungen anstellen«, antwortete Kara. »Jemand brauchte seine Informationen und wollte, dass man glaubte, er wäre tot.«
    »Was für Informationen? Womit hat sich dein Vater 1989 in seiner Arbeit beschäftigt?«, fragte Kati Soisalo nach.
    »Darauf kann niemand eine genaue Antwort geben. Im August habe ich zumindest herausbekommen, dass die von Vater zuletzt in London geleitete Forschungsgruppe an der Entwicklung verschiedener neuer Instrumente der Kriegsführung gearbeitet hat: Energiewaffen, Infrarot, Röntgenlaser, chemische Laser, hyperschnelle Waffen, Teilchenstrahlen und wer weiß, was noch alles. Von den zweiundsechzig Mitgliedern dieser Forschungsgruppe ist nur eins erreichbar.«
    »Die Frau, die an Schizophrenie leidet. Vielleicht solltest du sie noch einmal besuchen«, schlug Kati Soisalo vor.
    »Lilith Bellamy ist wirklich krank, ich glaube nicht, dass sie eine Hilfe wäre. Die Ermittler haben sich schon viele Male mit ihr unterhalten.«
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete Kati Soisalo die Pillendosenauf dem Küchentisch. »Wie viele verschiedene Medikamente nimmst du eigentlich?«
    »Beruhigungsmittel gegen die Albträume und die Ängste, das Epilepsiemedikament zur Behandlung der Persönlichkeitsveränderung durch die Frontallappenverletzung und das Exelon morgens und abends gegen die Gedächtnisstörungen als Folge der Hirnverletzung.« Und 0,2 Milliliter Morphium in die Vene, wenn nichts anderes mehr hilft, fügte Kara für sich hinzu.
    »Der Cocktail scheint zu helfen, du erinnerst dich an immer mehr.«
    »Das ist zu hoffen und zu befürchten. Nach Ansicht der Psychiater kann die Wiederherstellung meines Gedächtnisses dazu führen, dass ich einen … Zusammenbruch erleide. Falls ich nicht imstande bin, mit den Erinnerungen richtig umzugehen und sie im Griff zu haben.«
    »Es tut immer gut, wenn man etwas im Griff hat …«, sagte Kati Soisalo, nahm seine Hand und zog ihn in Richtung Schlafzimmer.
    * * *
    Im April 1893 schloss Lauri Otonpoika Vanhala einen Kontrakt mit dem Bauern Anton Aleksi Niittymäki über die Verpachtung einer Kate auf dessen Hof im Dorf Nakkerinpohja des Kirchspiels Korpilahti. Zu der Kätnerstelle gehörten vier Hektar Acker und eine deutlich größere Fläche Wald. Als Pachtzeitraum vereinbarte man fünfzig Jahre. Die Kätner durften mehr Ackerfläche roden, Kühe halten und aus dem Wald Feuer- und Bauholz holen. Als Pachtzins wurden fünfundvierzig Finnmark pro Jahr festgelegt, zudem musste Lauri Vanhala seinem Bauern jährlich zehn Kilo Butter liefern und insgesamt drei Wochen im Jahr für den Bauern arbeiten, das hieß, bei dessen Heumahd und Roggenernte mitzuhelfen.
    So ließ sich Lauri Otonpoika Vanhala zusammen mit seiner Frau

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