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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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privaten Sicherheitsdienst, ich glaube, der heißt ProTurva. Die Firma ist auf Personenschutz spezialisiert, sie organisieren den Transport ausländischer Promis und anderer hochrangiger Gäste und stellen Sicherheitsleute und Bodyguards.«
    »Dann überprüfen wir mal, wo der Mann damals war, als Vilma nach Finnland gebracht wurde«, sagte Paranoid.
    Kati Soisalo sprühte vor Eifer. »Dieser Jose ist seinerzeit wegen Kreditkartenbetrügereien bei der Polizei rausgeflogen und hat einige Zeit in Afghanistan gearbeitet, soweit ich mich erinnere auch dort in irgendeiner privaten Sicherheitsfirma.«
    Paranoid tippte auf seiner Tastatur, machte eine Pause und fuhr dann fort. Kati Soisalo schaute ihm über die Schulter und wunderte sich, wie jemand aus dem nicht enden wollenden Meer von Ziffern, Buchstaben und Befehlen schlau werden konnte. Sourcecode wurde dieses Tohuwabohu angeblich genannt. Dann tauchten auf dem Monitor die Vorgänge auf der VISA-Card Jose Sinkos auf.
    »Er hat seine Karte damals im September vor drei Jahren nicht im Ausland oder auf der Schwedenfähre benutzt«, stellte Paranoid fest, und Kati Soisalo biss sich vor Enttäuschung auf die Lippe. Paranoid tippte weiter.
    Es dauerte eine Weile, dann stieß er einen Jauchzer aus. »Die Kreditkarte von ProTurva wurde im slowenischen Ljubljana an dem Tag verwendet, als man Vilma übergeben hat … dann in Salzburg, Nürnberg, Hildesheim und Flensburg … und schließlich in Kopenhagen und einem schwedischen Lebensmittelladen.«
    »Ich geh’ jetzt zu Jose Sinko«, verkündete Kati Soisalo und verschwand im Flur.
    »Nun überstürze mal nichts!«, rief Paranoid ihr nach. »Wir dürfen jetzt keinen Fehler machen. Der wird dir nichts sagen, wenn du mit Schaum vorm Mund bei ihm auftauchst und nach einem entführten Kind fragst. Im Gegenteil, danach wird er garantiert dafür sorgen, dass keiner irgendwelche Beweise findet.«
    Kati Soisalo begriff, dass Paranoid recht hatte.
    »Ich hacke die Datenbank von ProTurva, und wenn sich dort nichts ergibt, dann sind die herkömmlichen Methoden an der Reihe. Vielleicht kann ich die Sicherheitssysteme im Büro der Firma außer Betrieb setzen«, sagte Paranoid, und Kati Soisalo lächelte dankbar.
    * * *
    Clive Grover hätte eigentlich Angst haben müssen, aber dieses Treffen war zu wichtig, er ging im Kopf immer wieder Punkt für Punkt alles durch, was jetzt gleich geschehen könnte. In Kürze würde er mit seinem »Betreuer« Wasili Golowkin reden. Er hatte dem Russen den Treffpunkt vorgeschlagen und ihm mitgeteilt, er wisse, dass Golowkin hinter dem versuchten Mordanschlag auf ihn steckte. Außerdem hatte er Golowkin vorgelogen, er habe zu seinem Schutz in der Nähe eine ausreichende Anzahl von SIS--Leuten postiert, und angekündigt, er wolle ihm einen wichtigen Vorschlag machen. Grover und dem MI5 war klar, dass der Russe nichts wirklich Wichtiges verraten würde, deshalb hatten sie entschieden, sich mit einem Namen zu begnügen, einem Namen, der sie auf die Spur von Mundus Novus führen würde. Grover war sicher, dass der MI5 auch mit Betha Gilmartin darüber gesprochen hatte.
    Und nun saß er hier, im Café Queen’s Park am Rande des gleichnamigen Parkes im Nordosten Londons. Die Junioren, die auf dem Rasen Fußball spielten, ließen ihn nicht nur an seine verlorene Jugend, sondern auch an seine verlorene Freiheit denken.Selbst im besten Fall erwartete ihn lebenslange Gefangenschaft. Zwar dürfte er sie vielleicht auf den Bermudas verbringen, aber das änderte nichts daran, dass er ein Gefangener sein würde. Einem Vogel war es egal, ob er in einem Käfig aus Gold oder Stahl saß.
    Offensichtlich fürchteten die Russen, er könnte die Seite gewechselt haben. Er hatte sich Dutzende Male mit Botschaftssekretär Wasili Golowkin getroffen und immer von Angesicht zu Angesicht, doch diesmal hatte der Mann ihm befohlen, den Computer zu öffnen, den einer seiner Gehilfen in das Café gebracht hatte, ihn in den Ad-hoc-Modus zu versetzen und zu warten. Sie würden ein verschlüsseltes Ad-hoc-Netz ohne Infrastruktur benutzen, eine schnurlose Verbindung, bei der die Endgeräte miteinander kommunizierten, ohne Spuren zu hinterlassen, weder in Festnetzen noch in drahtlosen Netzen. Die Technik war ursprünglich für die Armeen der Großmächte entwickelt worden. Golowkin saß wahrscheinlich irgendwo in der Nähe mit dem Laptop auf dem Schoß in seinem Auto und könnte mit einigen Klicks auch die Festplatte auf dem Computer löschen,

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