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Rot

Rot

Titel: Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Taavi Soininvaara
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sich auch mit mir treffen, und ich möchte keinerlei Überraschungen erleben, an keiner einzigen Front.«
    »Der wichtigste Sammelpunkt für Sklaven befindet sich weiterhin in Kamerun, wir haben das ganze Land mit jedem Tag besser unter Kontrolle. Uns gehören die Elektrizitätswerke, das Eisenbahnnetz und der größte Hafen in Douala. In der Transportbranche haben wir fast eine Monopolstellung. Wenn Probleme auftreten, können wir sowohl den Import als auch den Export, ja, ganz Kamerun lahmlegen. Mit Schmiergeldern bekommt man dort alles, die Entscheidungsträger sind alle käuflich, selbst Präsident Biya haben wir in der Hand.«
    »Und alle für den Export bestimmten Sklaven aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara werden weiterhin über Kamerun transportiert?«, erkundigte sich Moser.
    »In den Export gehen etwa eine halbe Million Menschen pro Jahr. Auf den Plantagen und in den Bergwerken Ost- und Zentralafrikas werden circa eine Million Sklaven gehalten. Die Einnahmen betrugen im letzten Jahr siebenhundert Millionen Dollar, in diesem Jahr wird es etwas mehr sein.«
    »Und China? Kurz.«
    »Dort wird man entweder in diesem oder im nächsten Jahr Afrikas Zahlen übertreffen, aber alle Sklaven werden exportiert.« Danilow wirkte nun noch zufriedener. »Das Geschäft läuft immer besser, weil in China der Staat jetzt auch ausländischen Firmen erlaubt, Arbeitsvermittlungsagenturen zu gründen. Die Nachfrage steigt kontinuierlich. Die Chinesen arbeiten fleißig und hart, und die gibt es schon von früher her fast überall auf der Welt. Insbesondere in Nordeuropa fallen sie nicht so auf wie Afrikaner.Der chinesische Staat nimmt sich natürlich eine kleine Scheibe vom Kuchen, aber trotzdem steigen in diesem Jahr die Einnahmen in China nach derzeitigem Stand auf eine halbe Milliarde Dollar.«
    »Und das sonstige Asien?«
    »Ist natürlich nach wie vor ein großer Markt, aber seine Bedeutung nimmt immer mehr ab. Wir haben in den indonesischen Fischfabriken weiterhin etwa zweihunderttausend Sklaven. In Malaysia und auf den Philippinen wurden durch uns im letzten Jahr etwa hunderttausend Haussklaven verkauft, weitere hunderttausend gingen ins Ausland, insbesondere nach Japan und in den Nahen Osten.«
    »Sind auf dem Menschenmarkt irgendwelche … Rückschläge eingetreten? Mich interessieren diesmal nur die Probleme. Gibt es etwas, dessen Untersuchung die Behörden der westlichen Länder auf unsere Spur führen könnte.«
    Danilow schüttelte den Kopf.
    »Und diese verdammten Freiwilligenorganisationen?«
    »Free the Slaves und Anti-Slavery International?« Danilow lachte. »Deren Ressourcen reichen für Hintergrundrecherchen nicht aus.«
    Moser überlegte einen Augenblick und hob dann die Arme. »Gut. Aber von jetzt an will ich über alle Probleme sofort unterrichtet werden.« Danilow stand auf und ging genauso frohgelaunt, wie er gekommen war.
    Für einen Russen war der Mann eine merkwürdige Ausnahme: Ihm fehlte die Schwermütigkeit, die Moser an seinen Landsleuten besonders schätzte. Anton Moser hätte mit Danilow gern Russisch gesprochen, er durfte seine Muttersprache viel zu selten benutzen, aber aus irgendeinem Grund vermochte er dem Mann von Mundus Novus nicht vorbehaltlos zu vertrauen.
    Mosers Gedanken schweiften ab. Immerhin spürte er kein Heimweh mehr, nur mit Mühe erinnerte er sich noch daran, wie es inSowjet-Russland gewesen war. Die Abteilung N des KGB hatte bereits 1969 eine Scheinidentität für ihn geschaffen. Damals verwandelte er sich in Anton Moser, einen Ostdeutschen, den es tatsächlich gegeben hatte, allerdings war er schon als Kind gestorben. Er hatte seine erfundene Lebensgeschichte, seine Legende, auswendig gelernt und drei Pässe mitbekommen, als er Moskau verließ, einen auf den Namen Anton Moser und zwei andere für Grenzübertritte, falls seine Tarnidentität aufflog. Dann hatte er als »Schläfer« darauf gewartet, Aufträge zu erhalten, bis 1989. In dem Jahr hatte man ihn schließlich aufgefordert, für den KGB aktiv zu werden. Als sich die beiden deutschen Staaten 1990 vereinigten, nahm der KGB in Mosers Unternehmen die Zügel in die Hand, und im Jahr 2000 befahl man ihm, seinen AEM-Konzern an eine von Mundus Novus kontrollierte Firma zu verkaufen.
    Ihm wurde klar, dass er immer noch auf den Sessel starrte, aus dem Danilow eben aufgestanden war. Denselben Sessel, auf dem gestern seine Tochter gesessen hatte. Anscheinend wurde er mit zunehmendem Alter nachgiebiger. Als Nadine ihn

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