Rot
den man ihm zur Verfügung gestellt hatte.
Garantiert hockte einer von Golowkins Leuten im Café, vermutlich der blonde Mann mit der Knollennase am Fenstertisch. Oder die Frau im mittleren Alter, die ihren Tee schlürfte und Nagellack benutzte, dessen Rot für Grovers Geschmack eine Spur zu aggressiv war.
Die erste Nachricht erschien auf Grovers Monitor, als er gerade die Kaffeetasse anhob.
Grover tippte seine Antwort.
Golowkins nächster Text ließ so lange auf sich warten, dass Grover schon fürchtete, der Russe habe das Ganze abgebrochen.
Golowkins letzter Satz verschwand von Grovers Bildschirm, kaum dass er ihn gelesen hatte, und mit ihm verschwand auch die ganze Nachrichtenkette. Er hatte den Köder ausgeworfen, nun musste er abwarten, ob jemand anbiss.
19
Freitag, 7. Oktober
Die Besprechung der Koordinierungsgruppe für die Ermittlungen zum Kabinett fand im Büro des Generalstaatsanwalts statt. Das Wort hatte Klasu Nyman, Kriminaloberinspektor der KRP.
»Eeva Vanhala ist immer noch verschollen. Ihre Kreditkarte und ihr Handy hat sie zuletzt am vergangenen Dienstag benutzt, den Internetzugang und das Festnetztelefon Mittwochfrüh. Ihre Kontakte und Aktivitäten werden derzeit überprüft, aber bis jetzt wurde nichts gefunden, wo man einhaken könnte. Der einzige brauchbare Hinweis stammt von einem Taxifahrer, der Vanhala am Montag in der Uudenmaankatu mitgenommen und zum Bahnhof in Kirkkonummi gebracht hat. Wir klären im Moment noch, ob sie von Kirkkonummi aus weitergefahren ist und wenn ja, wie und wohin. Es ist keine unbekannte Tote aufgetaucht, die Vanhalas Erkennungszeichen aufweist, und in ihrer Wohnung wurde nichts gefunden, was uns zumindest auf die Schnelle weiterhelfen würde.«
Nun war Saara Lukkari von der SUPO an der Reihe: »Ville Käräväs Aussage ist zutreffend. Wir haben nichts Überraschendes in seiner Kanzlei oder bei ihm zu Hause gefunden, es sieht tatsächlich so aus, als hätte Eeva Vanhala ihm nur die Unterlagen übergeben, von denen uns Leo Kara schon berichtet hat.«
»Du hast Kärävä nach irgendeinem Smirnow-Material gefragt. Was ist das?«, erkundigte sich Nyman neugierig bei Lukkari.
»So werden bei der SUPO bestimmte Unterlagen bezeichnet. Darüber reden wir irgendwann später«, erwiderte Saara Lukkari und wechselte rasch das Thema. »Wir stehen in Kontakt mit derKanzlei der Präsidentin. Im Schloss, ihrem Amtssitz, werden Vanhalas Aktivitäten derzeit gründlich untersucht. Sie bitten darum, ihr Verschwinden geheim zu halten, wenn das nur irgendwie möglich ist.«
»Was machen wir mit Kärävä?«, fragte die stellvertretende Generalstaatsanwältin Alanko. »Sollen wir ihn unter Polizeischutz stellen? Angeblich hat er solche Angst, dass er die Arrestzelle der Polizeistation in Vantaa gar nicht verlassen will.«
»Darum kann sich die SUPO kümmern«, sagte Saara Lukkari.
»Ich habe den Bericht der Kriminaltechnik über diesen Unfall auf dem Länsiväylä an euch verteilt.« Klasu Nyman klopfte auf einen Papierstapel. »Es handelt sich nicht um einen technischen Defekt, alle elektrischen Vorrichtungen des Lastzugs mit den Stahlträgern waren vollkommen blockiert. Jemand hat den Unfall absichtlich herbeigeführt. Und drei Menschen umgebracht.«
Der junge langhaarige Mitarbeiter des kriminaltechnischen Labors räusperte sich. »Ein elektromagnetischer Puls würde genau diesen Ausfall der Systeme zur Folge haben.«
»So ein Ding dürfte ja wohl nicht für jedermann zugänglich sein«, erwiderte Nyman, weil ihm nichts anderes einfiel, dabei starrte er den Kriminaltechniker fragend an.
»Extrem kurzzeitige elektromagnetische Wellen mit hoher Intensität kannte man schon in den vierziger Jahren im
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