Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
sie mit ihrer Agentin telefonierte, löste sich der Knoten in ihrem Bauch ein bisschen mehr. Statt wie früher zu hören, dass es keinen Job für sie gab, fand sich jetzt immer was. Und ihre Tagesgagen stiegen unaufhaltsam.
Das alles hatte sie nur Rebus zu verdanken. Doch jetzt ließ er sie fallen, von einem Moment auf den nächsten. Und sie wusste, diesmal war es nicht eine Laune, nicht Teil des Spiels, das sie so gerne gespielt hatten.
Das hier war ernst. Das hier war das Leben.
Sie parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sie wartete. Das Licht im Schlafzimmer brannte, und sie stellte sich vor, wie er dort mit einer anderen zusammen war, wie er diese andere fickte.
Ihre dünnen Finger krampften sich um das Lenkrad des alten, klapprigen Golfs, den sie seit zwei Jahren fuhr.
Diese Schlampe werde ich …
Sie wusste nicht, was.
Erst nach elf verließ die andere das Loft. Sie blieb kurz stehen, ein Taxi fuhr vor. Sie stieg ein. Sie schaute nicht zurück, sondern verschwand in der Nacht.
Meike folgte ihr.
Es hatte erneut zu schneien begonnen. Der Scheibenwischer quietschte, und die Scheiben beschlugen von innen. Sie schaltete die Lüftung hoch, und während sie das Taxi vor sich nicht aus den Augen ließ, wuchsen ihr Zorn und ihre Eifersucht.
Elendes Miststück. Du nimmst ihn mir nicht weg. Verschwinde! Lass ihn in Ruhe! Er gehört zu mir, hörst du?
Sie folgte dem Taxi, bis es vor einem Haus in Mitte hielt. Die andere stieg aus. Wieder parkte Meike auf der anderen Straßenseite und ließ das Seitenfenster herunter. Ihre Finger tasteten nach der Zigarettenschachtel.
Dick war die andere Frau. Ein richtiges Moppelchen. Was dachte er sich dabei, sie mit ihren Traummaßen gegen so eine Vettel einzutauschen? Ob sie hübsch war, konnte Meike aus der Entfernung nicht sehen. Sie bezweifelte es.
Sie ließ den Golf in zweiter Reihe stehen, nachdem die Frau verschwunden war. Durch den Hof kam man zum Hinterhaus, wo sie wahllos eine Klingel drückte.
»Hallo?« Eine Männerstimme schnarrte aus der Gegensprechanlage.
»Hallo! Ich will zu Ihrer Nachbarin, ich glaub, ich hab auf den falschen Klingelknopf gedrückt.«
Kurze Stille. Dann: »Zu welcher denn?«
»Na ja, ich weiß nicht, vielleicht kennen Sie sie auch gar nicht. Sie ist grad nach Hause gekommen, aber ich seh ihren Namen gar nicht auf dem Klingelschild.«
»Ach, Sie meinen bestimmt Pia. Pia Schwarz. Sie ist grad erst eingezogen.«
Der Name kam ihr entfernt vertraut vor.
»Kennen Sie sie?«, fragte sie.
»Kommen Sie doch einfach rauf. Ich sag Pia Bescheid, dass Sie da sind …«
Sie trat zurück. Nein.
Meike rannte zurück durch den Hof, überquerte die Straße und stieg in ihren Wagen. Sie fuhr los, ohne zu wissen, wohin. Zu Rebus? Sie zweifelte, ob er sie hereinlassen würde. Er hatte sie schon häufiger einfach vor der Tür stehen gelassen, obwohl er da war.
Sein Spiel. Seine Regeln.
Sie hatte ihn damals dafür geliebt. Jetzt aber hasste sie ihn, und sie wollte irgendwas kaputtschlagen. Am liebsten das Gesicht seiner neuen Freundin. Sie sollte dafür büßen, dass Rebus sich von Meike abgewandt hatte.
7
Am nächsten Morgen schleppte Pia sich mit Müh und Not zu ihrem Termin ins Adlon Kempinski und holte Rita ab. Sie wusste nicht, wie sie diesen zweiten Tag überstehen sollte – zumal Rita ausnehmend guter Laune war, das Puperl am liebsten von Pia herumgetragen werden wollte und ihr jeder einzelne Knochen im Leib schmerzte nach der vergangenen Nacht. Zwischendurch, während Rita in einer Umkleide verschwand, um sich etwas überzuwerfen, von dem sie glaubte, es stünde ihr ganz hervorragend, rief Pia ihre Mails ab. Alle zwei Minuten. Sie erhoffte sich irgendeine Reaktion von Rebus. Ein Lebenszeichen, irgendwas, damit sie begreifen konnte, dass das Geschehene tatsächlich passiert und es sich nicht nur um einen unglaublichen Traum handelte.
Weil sie mit ihren Gedanken nicht ganz bei der Sache war, kaufte Rita ein paar Oberteile, die ihre dicken Arme unvorteilhaft betonten, sowie eine Hose, die viel zu eng um ihren Bauchspeck saß. Aber sie war glücklich mit den Sachen, und Pia gab es auf, ihre Kundin belehren zu wollen. Vielleicht ging es bei der Shoppingberatung gar nicht darum, die passenden Sachen aus der Vielfalt auszuwählen, sondern einfach nur die Vielfalt zu filtern und die passenden Geschäfte auszuwählen. Lästige Diskussionen wie am Vortag waren jedenfalls passé, und als sie Rita am Nachmittag in den Zug setzte, versicherte
Weitere Kostenlose Bücher