Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
Beginn schob sich eine üppige Brünette in die erste Reihe. Sie zeigte einem dicken Mann mit Walrossschnauzer ihre Karte, der daraufhin nur widerwillig seinen Platz räumte. Der hatte wohl gedacht, er könnte den Mädels bei der Schau unter den Rock gucken.
Pia. Sieh an, seine Pia war auch da.
Ihm blieb keine Zeit, über die Möglichkeiten nachzudenken, die sich ihm durch ihr Auftauchen boten. Die ersten Beats der Musik setzten ein, Lichter zuckten, dann richteten sich die Strahler auf den Laufsteg. Die ersten Mädchen kamen, und seine Aufgabe bestand darin, von jedem Model und jedem Kleid mindestens ein brauchbares Foto zu schießen. Er war Profi, weshalb es nicht schwer war, diese Aufgabe zu erfüllen.
Nach vierzig Minuten war der Zauber vorbei. Die Designerin kam, flankiert von zwei männlichen Models, nach vorne und holte sich den Applaus der Zuschauer ab. Dann gingen die Lichter aus, es herrschte einen Moment Verwirrung, ehe in der ganzen Halle kleinere Lichtinseln schimmernd aufleuchteten. Kellner brachten Champagner, die Stimmung löste sich. Die Leute strömten zum Alkohol. Auch davon machte Walter noch ein paar Schnappschüsse, ehe er die Kamera wegpackte und sich auf die Suche nach Pia machte.
Er fand sie im Gespräch mit drei anderen Frauen, die aufgeregt auf sie einredeten, während Pia gequält nickte. Sie notierte etwas in ihrem Handy, Terminabsprachen wurden getroffen. Dann bemerkte sie ihn, entschuldigte sich bei den drei Frauen und kam zu ihm herüber.
»Das ist aber eine Überraschung!« Sie umarmten sich. »Was treibt dich denn hierher?«
»Die Arbeit. Ich habe die Schau fotografiert.«
Ihre geschwungenen Brauen schossen nach oben. »Ich dachte, du bist von Beruf Sohn?«
»Auch einem Sohn wird das Geld knapp, wenn er länger als eine Woche in einem Berliner Luxushotel residiert.« Er zuckte mit den Schultern. »Will meinem alten Herrn nicht nur auf der Tasche liegen.«
»Verständlich. Ich will auch so schnell wie möglich von meinem Exmann unabhängig werden.«
»Wie läuft’s sonst so?«, fragte er.
»Bestens, danke der Nachfrage.« Ihr Blick zuckte nervös hin und her, als suchte sie jemanden. »Und bei dir?«
Jetzt waren sie dort, wo er sie haben wollte. »Kann nicht klagen. Hab da jemanden kennengelernt.«
»Oh?« Jetzt hatte er ihre volle Aufmerksamkeit.
»Ach, nichts Besonderes. Ich dachte nur, wenn du willst, stelle ich sie dir mal vor, dann könnten wir mal zusammen …« Er hätte fast gesagt: »was unternehmen«, ließ den Satz aber unvollendet.
»Ja klar, zeig sie mir! Ist sie etwa eins der Models?«
Sie schien ein wenig aufgeregt zu sein, und Walter atmete auf. Er hatte sich in Pia nicht getäuscht. Sie war immer für ein Abenteuer zu haben.
***
Das war typisch Walter, dass er keine fünf Minuten nach ihrem Wiedersehen sofort wieder ein sexuelles Abenteuer mit ihr anstoßen wollte. Als sie ihn vor nicht mal zwei Wochen an der Autobahnraststätte kennengelernt hatte, hätte sie ihm das jedenfalls nicht zugetraut.
Und es war für sie eigentlich keine Frage, ob sie Lust hatte. Wenn sie seine Andeutung richtig verstand, wollte er ihr seine neue Freundin nicht nur vorstellen, sondern am liebsten gleich einen heißen Dreier mit ihr machen.
Erst mal wollte Pia sich diese andere Frau ansehen.
Eine große blonde Frau in einem Kleidchen, das ihr knapp bis zu den Knien reichte, kam durch die Menge auf sie zu. Als sie noch wenige Schritte entfernt war, wurde sie langsamer. Ihr Blick huschte zwischen Walter und Pia hin und her, als könnte sie nicht glauben, was sie da sah.
»Hier, das ist Meike.« Er nahm ihre Hand und zog sie zu sich. Sie schmiegte sich an ihn und lächelte unsicher. »Meike ist Model. Und sie steht drauf, erniedrigt zu werden«, fügte er hinzu.
Walter glühte vor Stolz. Als hätte er die masochistische Seite in Meike erst geweckt.
In Pia keimte Neugier auf. Sie wollte herausfinden, was es hieß, auf der anderen Seite zu stehen. Rebus wollte, dass sie sich ihm unterwarf? Gut! Aber dann wollte sie auch wissen, wie es sich anfühlte, wenn eine andere sich ihr unterwarf!
»Hallo, Meike.« Sie reichte der Frau die Hand.
Diese betrachtete Pia mit so viel Wut und – es gab vermutlich kein treffenderes Wort – Abscheu, dass Pia erschrak. Hatte sie etwas an sich, das dieser Meike nicht gefiel?
»Pia und ich haben uns grad überlegt, ob wir nicht einen Happen essen gehen, ehe wir uns gemeinsam um dich kümmern.« Walter streichelte ihr Kinn, aber Meike
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