Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
ringelten sich wild und noch etwas feucht um ihr hübsches Gesicht.
»Ich denke, es wird das Beste sein, wenn du dir eine andere Bleibe suchst. Tut mir leid, aber ich fürchte sonst, dass wir uns was vormachen.« Das Wasser für die Spätzle kochte. Er kippte sie in den Topf.
»Wir machen uns was vor?« Sie schüttelte leicht den Kopf, als könnte sie nicht glauben, was er sagte. »Wie meinst du das?«
Er seufzte. »Ich kann verstehen, wenn du Gefühle für mich entwickelst. Romantische Gefühle«, fügte er hinzu. »Aber sollten wir nicht möglichst früh herausfinden, ob du das tust, weil du mich wirklich magst? Oder weil ich dich gerettet und dir ein Dach über dem Kopf verschafft habe?«
Rebus sah, dass seine Worte sie verletzten. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen. Vielleicht irrte er sich. Oder er behielt auf grausame Weise recht, denn jetzt weinte sie nämlich. Das tat ihm unendlich leid, und er musste schwer an sich halten, um nicht zu ihr zu eilen und ihr zu versichern, dass alles gut war. Dass er’s nicht so meinte.
Pia stand auf. »Dann gehe ich jetzt wohl lieber.«
»Du kannst doch noch zum Essen bleiben.« Er hätte ihr gern erklärt, warum ihm das so wichtig war. Dafür hätte er ihr eine Menge über seine Vergangenheit erzählen müssen, und er wusste nicht, ob er dafür schon bereit war.
»Nicht nötig«, hörte er sie sagen. »Mir ist der Appetit vergangen.«
Schade ums Lammragout. Schade um den Wein.
Er wusste, er würde heute auch keinen Bissen mehr herunterbringen.
11
Sie packte die wenigen Sachen, die sie sich nach dem Brand neu angeschafft hatte. Es war schon erstaunlich, auf wie viele Dinge man verzichten konnte, wenn man erst mal auf sich selbst zurückgeworfen wurde.
Dann ging sie ohne ein Wort des Abschieds, warf die Sporttasche mit ihren Sachen auf den Beifahrersitz ihres Minis und brauste in die Dunkelheit.
»Ich darf nicht heulen, ich darf nicht heulen«, flüsterte sie beschwörend. Aber so einfach war es nicht.
Sie hatte ihm vertraut. Sie war zurückgekommen, obwohl Walter ihr ein eindeutiges Angebot gemacht hatte. Obwohl sie sogar Lust darauf gehabt hätte.
Wohin sollte sie jetzt gehen? Zu Walter? Sie wusste nicht, wo er war, und vermutlich würde die blonde Meike ihr lieber die Augen auskratzen, statt Pia näher als zwingend nötig an ihn heranzulassen. Zurück konnte sie nicht. Rebus’ Worte taten schrecklich weh. So durfte kein Mann mit ihr umspringen, auch nicht, wenn er glaubte, sich ein exklusives Recht auf sie erworben zu haben.
Sie scrollte an der nächsten roten Ampel durch das Adressbuch ihres iPhones. So viele Leute kannte sie noch nicht in Berlin, bei denen sie ohne Probleme für ein paar Tage unterschlüpfen konnte …
Sie fuhr in die Innenstadt. Irgendwo in Mitte würde sie schon ein Hotelzimmer finden. Morgen hatte sie einen Termin mit einer neuen Kundin, die Pia monatlich für einen Nachmittag buchen wollte. Sie musste arbeiten, weitermachen, sich mit der Versicherung herumärgern und in einem Hotel wohnen. Nichts davon schien ihr im Moment auch nur annähernd möglich zu sein.
Sie rief schließlich Frederick an.
»Bist du schon wieder in deiner Wohnung?«, fragte sie als Erstes.
»Seit drei Tagen. Aber ich muss dringend alles renovieren. Der Rauch und das Löschwasser haben erheblichen Schaden angerichtet.«
Ihre Hoffnung schwand. Trotzdem fragte sie vorsichtig nach. »Du hast nicht zufällig ein Bett im Gästezimmer für mich frei? Und wenn’s nur für ein paar Tage ist, ich brauche einfach einen Ort, wo ich unterschlüpfen kann, bis ich mir eine andere Bleibe gesucht habe.«
Kurz war es still in der Leitung. »Dann willst du wegziehen?«
Er klang ehrlich enttäuscht.
»Was soll ich noch in dieser Wohnung? Fast alles ist kaputt, und bis sie renoviert ist, können Monate vergehen.«
»Mein Gästezimmer steht dir zur freien Verfügung, jederzeit und so lange du willst.«
»Mir genügen erst mal ein paar Nächte.« Sie atmete erleichtert auf. »Dann kann ich zu dir kommen, ja?«
»Ja, natürlich. Ich erwarte dich.«
Bei Frederick war alles anders als bei Rebus. Pia wusste nicht genau, warum sie es so empfand. Irgendwie kühler, obwohl sie spürte, wie sehr er sich bemühte, sie herzlich aufzunehmen.
Da war zunächst das Gästezimmer, dem man ansah, dass es selten genutzt wurde – wenn es überhaupt genutzt wurde. Der Teppich war beigefarben und hochflorig und so lange mit dem Staubsauger bearbeitet, bis sie nackten Fußes
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