Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
Vom Netzwerk:
dröhnenden Kopfschmerzen auf. Sie tastete blind nach links und rechts. Da war niemand. Sie lag allein im Bett.
    Als sie sich aufrichtete, schwappte der Schmerz plötzlich in ihren Magen, und sie hatte das Gefühl, sich sofort übergeben zu müssen. Sie sank zurück in die Kissen. Das Gefühl verschwand. Vermutlich war sie einfach nur dehydriert.
    Sie versuchte es ein zweites Mal. Diesmal vorsichtiger. Sie saß auf der Bettkante, hielt den Kopf gesenkt und atmete durch den Mund.
    »Ausgeschlafen?«
    Ihr Kopf ruckte hoch. Dann kamen die Bilder der gestrigen Nacht zurück. Fünf Männer, die sich über sie beugten. Fünf Schwänze, die sie …
    Meike stöhnte auf. Die Erinnerung kehrte zurück, so schmerzlich süß und voller Verheißung. Das schlimmste an der vergangenen Nacht war, dass sie vorbei war.
    Walter stand in der Tür, zwei Steingutbecher in den Händen. Er kam zu ihr herüber und gab ihr einen. Kaffee. Stark, süß, schwarz. Genau das Richtige, um ihre Lebensgeister zu wecken.
    »Wir sind gestern nicht zurück ins Hotel gefahren?«, fragte sie. Ihre Stimme war ein einziges Krächzen.
    »Nein, du warst ziemlich fertig danach. Dachte, hier hast du es bequemer, und wir mussten nicht mehr quer durch die Stadt.«
    Sie stöhnte. »Ich muss morgen zur Fashion Week nach New York. Scheiße, ich bin total fertig.«
    Er setzte sich neben sie aufs Bett. »Das war toll«, sagte er leise. »Also, du warst toll. Sehen wir uns wieder? Wenn du aus New York zurück bist?«
    Sie musterte ihn mitleidig. Er bettelte …
    Männer, die bettelten, waren ihr zuwider. Jeder fing früher oder später damit an. Erst stieg ihnen zu Kopf, dass sie ein Model fickten, eine Frau aus einer völlig anderen Sphäre. Und wenn sie dann realisierten, dass diese Frau auch wieder aus ihrem Leben verschwinden könnte, verlegten sie sich aufs Betteln.
    »Ich melde mich«, versprach sie.
    Rebus war anders. Er hatte nie gebettelt. Nie hatte er ihr das Gefühl gegeben, etwas Besonderes zu sein, vielmehr hatte er ihre submissive Natur verstanden wie kein Zweiter.
    Sie sehnte sich nach ihm.

10
    Die komplette nächste Woche verstrich in völliger Ereignislosigkeit. Pia blieb bei Rebus. Sie richtete sich im Gästezimmer ein und nahm von hier aus die Anfragen ihrer Kundinnen entgegen. Viele interessierten sich für ihr Angebot, nachdem die Webseite online gestellt war, und Pias Termine waren schon bald auf Wochen ausgebucht. Allerdings hatte sie sich die erste Woche nach dem Brand noch freigehalten, damit sie ein wenig zur Ruhe kommen konnte. Dennoch tat ihr die Planung für ihre Arbeit gut. Sie lenkte davon ab, dass sie im Grunde heimatlos war.
    Tagsüber sah sie Rebus selten. Er war viel unterwegs, und sie fragte nicht, wo er war. Lieber genoss sie die Einsamkeit im Loft und suchte sich nach getaner Arbeit ein neues Buch aus seiner schier unerschöpflichen Bibliothek.
    Zugleich war sie ganz kribbelig, weil er ihr so viele Freiräume gewährte. Und vor allem beunruhigte sie zunehmend, dass er die Finger von ihr ließ.
    Dennoch war es auch ein Leben, an das sie sich gewöhnen konnte: nicht mehr das Haus verlassen zu müssen, vormittags ein bisschen arbeiten (wobei sie nur E-Mails beantworten musste), nachmittags bei Tee und Keksen auf der Chaiselongue lümmeln und Bücher lesen. Oder einfach schlafen, wenn ihr alles zu viel wurde. Schlafen konnte sie immer.
    Nach vier Tagen begann sie aber, schlecht zu träumen, und wenn sie aufwachte, hatte sie wieder den Brandgeruch in der Nase. Sie lief durch alle Räume des Lofts, blieb immer wieder stehen und schnupperte angestrengt.
    Sie hatte Angst.
    Als Rebus an diesem Abend zurückkam, warf sie sich ihm in die Arme. »Ich hab Angst«, schluchzte sie, und er brauchte eine Weile, bis er ihr die ganze Geschichte entlocken konnte. Sie fürchtete, es könnte wieder zu einem Brand kommen und dass sie dieses Mal nicht so viel Glück haben würde.
    Danach blieb er tagsüber bei ihr. Wie ein leiser Schatten, der immer in der Nähe war, nur einen Ruf entfernt. Er störte sie nicht bei der Arbeit, und auch wenn sie nachmittags lesen wollte, brachte er ihr allenfalls zwischendurch eine Tasse Tee und setzte sich fünf Minuten zu ihr. Sie redeten über Belangloses, und nur einmal legte er die Hand auf ihren Unterarm.
    Er machte keine Anstalten, mit ihr zu schlafen oder sich ihr irgendwie zu nähern. Und das nervte sie bald. Warum unternahm er nichts? Sie hatte ihm versprochen, sich nicht mehr mit anderen Männern einzulassen.

Weitere Kostenlose Bücher