Rote Fesseln: Erotischer Roman (German Edition)
drüberlaufen konnte, ohne dass ein Krümel in ihre Fußsohle pikte. Das Bett: weiß und makellos, sowohl die Tagesdecke, als auch die Zierkissen und das Daunenbett darunter. Frisch bezogen und vermutlich alles gebügelt.
Der Nachttisch wirkte ebenso perfekt, ein Strauß gelbe Tulpen als einziger Farbtupfer. Darauf lag ein Buch, das sie aber nicht interessierte und das sie deshalb in der Schublade verschwinden ließ.
Frederick zeigte ihr ein Schrankfach, in dem sie ihre Sachen verstauen konnte. Die anderen Fächer waren abgeschlossen.
»In zehn Minuten gibt’s was zu essen. Danach können wir einen Film schauen, wenn du magst.« Sprach’s und zog die Tür hinter sich zu.
Pia blieb in der Mitte des Raums stehen. Dann setzte sie sich probeweise aufs Bett.
Eine Nacht würde sie es hier schon aushalten, zur Not auch zwei. Danach musste sie sich schleunigst etwas anderes suchen.
Sie mochte Frederick, aber irgendwie fühlte sie sich bei ihm nicht wohl. Irgendwie war sie ein Fremdkörper in seiner Wohnung.
Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als sie zehn Minuten später mit ihm am Esstisch saß. In der Küche bemerkte sie den riesigen dunklen Fleck an der Decke, den er peinlich berührt als den Wasserschaden auswies, der aufgrund der Löscharbeiten in der Etage darüber entstanden war. Er warf ihr einen kurzen vorwurfsvollen Blick zu, als wäre dieser Wasserschaden ihre Schuld.
»Weiß man inzwischen, wer es war?« Die Wahl seines Gesprächsthemas war auch nicht gerade dazu angetan, dass sich Pias Laune verbesserte.
»Keine Ahnung. Ich hab nichts mehr gehört.«
»Es gab wohl gestern schon wieder einen Brandanschlag. Diesmal in einer Wohnung in der Nähe vom Zoo.«
Das Gespräch kreiste immer wieder um dieses eine Thema. Wer legte denn bitte schön diese Brände, was bezweckte derjenige wohl damit, wie gelangte er in die Wohnungen? Pia schwirrte nach einer halben Stunde der Kopf, also täuschte sie Kopfschmerzen vor und zog sich in ihr Zimmer zurück.
Jetzt wäre ihr Rebus’ reichhaltige Bibliothek ganz recht, dann könnte sie ein Buch aussuchen und sich ins Bett kuscheln. Dann wäre es ihr egal, dass Frederick sich irgendwie komisch benahm.
Sie hielt es ungefähr zwei Stunden in diesem sterilen Gästezimmer aus. Nichts als Stille war in der Wohnung zu hören. Greifbare Stille, die ihr ziemlich bald gewaltig auf die Nerven ging.
Pia stand auf und zog sich an. Die Nacht war nicht mehr jung, aber kurz vor Mitternacht war in den angesagten Clubs die Stimmung genau richtig, um ein bisschen Spaß zu haben. Als sie den Flur durchquerte und vom Schlüsselbrett den Schlüssel nahm, den Frederick ihr dort hingehängt hatte – damit sie jederzeit kommen und gehen könne, hatte er gesagt –, blieb alles still. Trotzdem hatte sie das unangenehme Gefühl, dass ihre Flucht nicht unbemerkt blieb.
Im Hausflur atmete sie durch. Es stank nach Wirsingeintopf, aber alles schien ihr besser als die klinische Sauberkeit in Fredericks Wohnung.
Bei ihrem ersten Besuch war ihr das gar nicht so aufgefallen. Hatte er sich seit dem Brand so sehr verändert? Oder war sie empfindlicher geworden?
Egal. Sie brauchte erst mal eine Zigarette, einen ordentlichen Drink oder einen netten Kerl, mit dem sie in einer dunklen Ecke rumknutschen konnte. Am besten alles auf einmal.
Sie setzte sich auf die Treppe, zwängte die Füße in die Stiefel, die sie sich erst vor wenigen Tagen im Internet bestellt hatte. Vermutlich tanzte sie sich in dieser Nacht ein paar schmerzhafte Blasen.
Das war es wohl wert.
Sie trat auf die Straße. Schnee fegte in Böen über den Asphalt. Taxis rauschten vorbei, und es war ganz leicht, eines heranzuwinken. Sie sank in die Polster, und als der Taxifahrer fragte, wohin sie wollte, sagte sie nur: »Dorthin, wo heute Nacht getanzt wird.«
Er verstand, oder auch nicht, das würde sie erst am Ziel ihrer Fahrt feststellen.
In dieser Nacht stieg eine Party in einem Club, einem ehemaligen Bunker, wie es in Berlin vermutlich Dutzende gab. Vor der Tür wartete niemand auf Einlass, der Türsteher musterte sie interessiert. Er gefiel ihr auch, doch wollte sie sich nicht gleich in der Tür flachlegen lassen, solange sie nicht wusste, was sie hinter dieser Tür erwartete.
»Später, mein Süßer«, meinte sie, und er grinste zufrieden, als ob sie ihm schon einen geblasen hätte.
Im Innern zeigte sich das, was sie von Clubs dieser Art erwartete: dunkle Wände und Tanzfläche, zuckende Lichter, Leiber, die verschwitzt und
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