Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild

Titel: Rote Jägerin - Wells, J: Rote Jägerin - Red-Headed Stepchild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaye Wells
Vom Netzwerk:
noch jung und versuchten krampfhaft, wie harmlose Touristen zu wirken. Clovis befand sich nicht unter ihnen. Ich hatte keine Ahnung, warum ich das wusste. Es war einfach so.
    Frank blieb vor mir stehen und nickte mir grüßend zu. »Freut mich, dass Sie kommen konnten.«
    Ich legte meine Arme auf die Rückenlehne der Bank, um entspannt zu wirken. »Und? Heute Nacht gibt es also nur Sie und das Begrüßungskomitee?«, fragte ich und nickte in Richtung der anderen Männer.
    Frank warf lächelnd einen kurzen Blick über seine Schulter. »Ach, kommen Sie, Sabina. Sie haben doch nicht ernsthaft geglaubt, dass Clovis selbst hier auftauchen würde.«
    Ich legte die Hände auf meine Schenkel und stand entschlossen auf. »Ich schätze es nicht, wenn man Spielchen
mit mir treibt, Frank. So etwas behagt mir ganz und gar nicht.«
    Er stellte sich vor mich hin und hielt beide Hände hoch. »Nicht so schnell. Sie werden doch bestimmt die Sicherheitsvorkehrungen verstehen, die bei einem solchen Meeting getroffen werden müssen. Wir wollen schließlich nicht vergessen, dass Sie vor kurzem noch auf der Gehaltsliste der Dominae standen.«
    Ich stemmte die Arme in die Hüften. »Sie scheinen vergesslich zu sein, Frank«, erwiderte ich. »Wissen Sie nicht mehr? Sie waren es doch, der mich angesprochen hat, und nicht umgekehrt.«
    »Stimmt«, gab er zu. »Und genau deshalb hat Clovis mir auch die Anweisung gegeben, Sie jetzt zum Tempel zu bringen.«
    Allmählich wurde ich sauer. Warum hatten sie mich dann nicht gleich dorthin bestellt? Die Frage stand mir offenbar ins Gesicht geschrieben, denn Frank beantwortete sie, ohne dass ich sie aussprechen musste.
    »Clovis wollte sichergehen, dass Sie alleine kommen.«
    »Meiner Meinung nach klingt Ihr Clovis ziemlich paranoid.«
    »Das wären Sie auch, wenn Ihnen die Dominae nach dem Leben trachteten«, entgegnete Frank und sah mich scharf an. »Andererseits wissen Sie vermutlich recht gut, wie man sich da fühlt.«
    Er wollte mich offenbar auf die Probe stellen. Innerlich verfluchte ich meine große Klappe. Natürlich musste Clovis vorsichtig sein. Und für jemanden, der angeblich die Dominae verärgert hatte, benahm ich mich ziemlich gedankenlos.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wollte niemanden
beleidigen. Ich ärgere mich nur, weil ich das Gefühl habe, sinnlos durch die Gegend gejagt zu werden.«
    Er starrte mich noch einen Augenblick lang an und sagte dann: »Ja, das kann ich verstehen. Aber es lässt sich leider nicht vermeiden. Wenn Sie mir jetzt folgen wollen – ich bringe Sie zu Clovis.«
    Ich zögerte. Das hatte ich nicht erwartet. »Wo steht denn Ihr Wagen? Ich bin mit dem Motorrad da, wissen Sie, und kann Ihnen gern damit folgen.«
    »Das ist nicht nötig. Es dürfte außerdem ziemlich schwierig sein, mit verbundenen Augen Motorrad zu fahren.«
    Er machte leider keine Scherze. Man band mir tatsächlich eine Augenbinde um, nachdem ich mich auf die Rückbank einer Limousine gesetzt hatte und zwischen zwei Kerlen mit extrem breiten Schultern eingeklemmt worden war.
    Normalerweise hätte ich mich freiwillig nie in einen fremden Wagen gesetzt und es schon gar nicht zugelassen, dass man mir die Augen verband. Doch in diesem Fall wusste ich, dass es die einzige Möglichkeit war, Clovis zu treffen.
    Frank hatte zwar behauptet, es handle sich um eine reine Sicherheitsmaßnahme, aber ich glaubte ihm nicht so recht. Es kam mir eher vor wie eine Prüfung. Wenn ich zu schnell damit einverstanden gewesen wäre, hätte er Verdacht geschöpft. Wenn ich allerdings zu laut und zu lange protestiert hätte, wäre das ebenso unklug gewesen. Also versuchte ich es mit der goldenen Mitte. Nachdem ich mich eine Weile halbherzig beschwert hatte, gab ich vor, gezwungenermaßen zuzustimmen und ließ mir die Binde um die Augen legen.

    Die Limousine fuhr über eine Bodenwelle, was mich gegen einen der gestählten Körper neben mir prallen ließ. Hastig setzte ich mich wieder gerade hin und versuchte zu lauschen. Leider unterhielten sich die Männer ununterbrochen über so langweilige Dinge wie das Wetter und Sport. Ich hatte gehofft, dass sie wenigstens etwas über Clovis’ Absichten verlauten lassen würden; doch so viel Glück hatte ich nicht. Ich holte also tief Luft und bereitete mich innerlich auf das Treffen mit dem Mann selbst vor.
    Im Grunde wusste ich fast nichts über ihn. Mir war nur sein Name und die Tatsache bekannt, dass er zur Hälfte Dämon war. Der einzige andere Dämon, dem ich jemals

Weitere Kostenlose Bücher