Rote Lilien
tun?«
»Es war der plötzliche Wandel in ihr. Sie hat gespürt, wie das Baby sich bewegt und ich habe es auch gespürt. Plötzlich wird einem klar, dass man ein Leben in sich trägt, was eine Flut von Gefühlen auslöst. In diesem Moment hat das Baby ihr gehört. Es war kein Mittel zum Zweck mehr, sondern ihr Kind, und sie hat es geliebt.«
Sie sah Roz an. »Das verstehe ich gut.«
»Und sie hat es mir gezeigt. Ich habe mein Kind geliebt, ich habe es gewollt. Und der Mann, der eine Frau wie mich nur benutzt, hat es mir genommen. Sie hat das Armband getragen - das Armband mit den Rubinherzen. Und ich habe mit ihr gefühlt. Ich glaube nicht, dass sie ein guter Mensch gewesen ist, und nett war sie schon gar nicht, und sie war wohl auch schon etwas unausgeglichen, bevor das alles passiert ist. Aber sie hat das Kind geliebt, sie hat es wirklich gewollt. Ich glaube, das, was sie mir gezeigt hat, ist wirklich passiert, und sie hat es mir gezeigt, weil ich es besser als jeder andere verstehen würde. Ja, sie hat mir Leid getan.«
»Mitgefühl ist in Ordnung«, sagte Mitch. »Aber trotzdem musst du dich vor ihr in Acht nehmen. Sie benutzt dich, Hayley.«
»Das weiß ich, und ich werde aufpassen. Sie tut mir Leid, aber das heißt noch lange nicht, dass ich ihr traue.«
Die Tage vergingen, und Hayley wartete darauf, dass Amelia den nächsten Zug machte, doch die Hitze des Augusts ging ereignislos in die Hitze des Septembers über. Das nervenaufreibendste Erlebnis in dieser Zeit bescherte ihr ihr altes Auto, das auf dem Weg vom Gartencenter zu Lilys Babysitter den Geist aufgab. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als die Tatsache zu akzeptieren, dass sie ein neues Auto brauchte. »Es geht nicht nur ums Geld«, sagte sie zu Harper, als sie sich mit Lily bei einem Gebrauchtwagenhändler umsahen. »Das Auto war so ziemlich die letzte Verbindung zu meiner Kindheit. Mein Vater hat es gebraucht gekauft. Und ich habe damit fahren gelernt.«
»Sein neuer Besitzer wird sich gut darum kümmern.«
»Harper, das Auto geht auf den Schrottplatz, und das wissen wir beide. Die arme alte Rostlaube. Ich weiß, dass ich vernünftig sein muss. Ich kann Lily nicht in einem unzuverlässigen Auto in der Gegend herumfahren. Wahrscheinlich habe ich noch Glück, wenn der Verkäufer, der sich den Wagen ansehen wollte, nicht gleich herkommt und sagt, ich müsste ihm noch was dafür zahlen, damit er ihn nimmt.«
»Lass mich das machen.«
»Das werde ich nicht.« Sie blieb neben einem Wagen mit Schrägheck stehen und trat gegen die Reifen. »Weißt du, was mir auf den Geist geht? Dass die meisten Autoverkäufer und Mechaniker und dergleichen Frauen wie gehirnamputierte Schnepfen behandeln, nur weil wir keinen Penis haben. Als hätten sie die technischen Daten und was weiß ich noch alles in ihrem Schwanz gespeichert.«
»Großer Gott, Hayley.« Er musste lachen, obwohl er wegen ihrer Direktheit zuerst zusammengezuckt war. »Ist doch wahr. Ich habe meine Hausaufgaben gemacht. Ich weiß, was ich will und wie viel ich dafür zahlen muss. Wenn er mit mir kein Geschäft machen will, kaufe ich mein Auto eben woanders.« Sie blieb neben einer Limousine stehen, stützte sich mit einer Hand auf den Kotflügel und fächelte sich mit der anderen Luft zu. »Du meine Güte, ist das heiß heute. Ich glaube, alles Flüssige in mir ist verdunstet.«
»Du siehst ein bisschen blass aus. Sollen wir reingehen und uns kurz hinsetzen?«
»Mir geht's gut. Ich bin nur so müde. Selbst wenn ich schlafe, ist ein Teil von mir noch in Alarmbereitschaft - wie in den ersten Wochen nach Lilys Geburt. Das macht mich so fertig, dass ich nur noch gereizt bin. Wenn ich dich anschnauze, obwohl du gar nichts verbrochen hast, musst du mir das nachsehen.« Er strich ihr über den Rücken. »Deshalb brauchst du dir keine Gedanken zu machen.«
»Ich bin dir wirklich sehr dankbar dafür, dass du mitgekommen bist. Aber du brauchst mir wirklich nicht zu helfen.«
»Hast du schon mal ein Auto gekauft?« Sie warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Nur weil ich noch nie ein Auto gekauft habe, heißt das noch lange nicht, dass ich eine unbedarfte Landpomeranze bin. Ich habe schon eine Menge anderer Dinge gekauft, und ich kann dir garantieren, dass ich mehr Ahnung von Preisverhandlungen habe als du mit deinem vielen Geld.« Er grinste. »Ich bin nur der Gärtner.«
»Du arbeitest zwar, um dir deinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber irgendwo hast du mit Sicherheit ein
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