Rote Lilien
Wohnzimmer, wenn du sie hingelegt hast.«
»In Ordnung.« Hayley vergrub die Nase im Haar ihrer Tochter und atmete ihren Geruch ein. »Vielen Dank, Roz.« Sie blieb stehen, wo sie war, und drückte ihr kleines Mädchen an sich. »Mama tut es Leid. Wenn ich könnte, würde ich dir die Sterne vom Himmel holen und die Sonne für immer strahlen lassen.«
Nachdem sie Lily mit vielen Küssen und leisem Gemurmel in ihr Bettchen gelegt und ihr ihren kleinen Hund in den Arm gedrückt hatte, schaltete sie ein Nachtlicht ein. Dann schlich sie aus dem Zimmer und ging den Korridor hinunter ins Wohnzimmer. »Ich hab uns zwei Flaschen Mineralwasser aus deinem Kühlschrank geholt.« Roz hielt ihr eine Flasche hin.
»Oder möchtest du was anderes?«
»Nein, nein, Wasser ist jetzt genau das Richtige. Ach, Roz, ich komme mir so dumm vor. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen würde.«
»Du würdest auch ohne mich zurechtkommen zwar nicht so gut wie mit mir, aber das geht allen so.« Roz setzte sich und streckte die Beine aus. Sie war barfuß, und ihre Zehen waren heute in einem leuchtenden Pink lackiert. »Wenn du dir jedes Mal, wenn dein Kind einen Wutanfall bekommt, solche Vorwürfe machst, wirst du in Depressionen versinken, bevor du dreißig bist.«
»Aber ich wusste doch, dass sie müde war. Ich hätte sie gleich ins Haus bringen sollen, anstatt zuzulassen, dass sie Harper besucht.«
»Und ich wette, sie hat den Besuch bei ihm genauso genossen wie er. Jetzt schläft sie friedlich in ihrem Bettchen. Es hat ihr also nicht im Geringsten geschadet.«
»Ich bin keine schlechte Mutter, oder?«
»Natürlich nicht. Dieses Kind ist gesund und glücklich und wird geliebt. Lily hat ein nettes, freundliches Wesen. Aber wenn sie etwas haben will, zeigt sie das auch sehr deutlich, was meiner Meinung nach für Charakter spricht. Sie hat ein Recht auf einen Wutanfall, genau wie alle anderen auch.«
»Und was das für ein Wutanfall gewesen ist! Roz, ich weiß einfach nicht, was mit mir los ist.« Hayley setzte die Flasche ab, ohne etwas getrunken zu haben. »Manchmal bin ich empfindlich und zickig, und im nächsten Moment könnte ich wieder Bäume ausreißen. Man könnte meinen, ich wäre wieder schwanger, aber das ist unmöglich es sei denn, wir haben es mit einer zweiten unbefleckten Empfängnis zu tun.«
»Du bist jung und gesund. Du hast Bedürfnisse, und diese Bedürfnisse werden zurzeit nicht erfüllt. Sex ist nun mal wichtig.«
»Das mag schon sein, aber für jemanden in meiner Situation ist es nicht gerade einfach, in dieser Richtung aktiv zu werden.«
»Ich weiß nur zu gut, wie das ist. Aber wenn du einmal ausgehen möchtest, stehen dir hier jede Menge Babysitter zur Verfügung.«
»Ich weiß.«
»Wenn ich so darüber nachdenke, könnte Sex einer der Schlüssel zu Amelia sein.«
»Tut mir Leid, Roz, ich würde ja fast alles tun, um zu helfen, aber bei Sex mit Amelia hört es bei mir auf. Geist, weiblich, übergeschnappt. Das ist zu viel auf einmal.«
»Jetzt bist du wieder ganz die Alte«, erwiderte Roz lachend. »Gestern Abend haben Mitch und ich noch eine Weile über das, was dir passiert ist, geredet und alle möglichen Theorien aufgestellt. Amelia hat Sex benutzt, um sich das zu verschaffen, was sie haben wollte, er war sozusagen ihre Handelsware. Schließlich sind wir ja zu dem Schluss gekommen, dass sie Reginalds Geliebte war. Und von ihm ist sie dann auch schwanger geworden.«
»Aber vielleicht hat Amelia ihn ja auch geliebt. Es wäre doch gut möglich, dass er sie verführt hat. Was wir über Amelia wissen, stammt aus Beatrice' Tagebüchern, aber Reginalds Frau ist mit Sicherheit keine objektive Quelle.«
»Ein guter Einwand, und ja, es wäre möglich.« Roz trank einen Schluck Wasser. »Aber trotzdem hat es etwas mit Sex zu tun. Selbst wenn sie in ihn verliebt gewesen wäre und er sie nur benutzt hätte, hat es trotzdem mit Sex zu tun. Reginald ging zu ihr, um seinen Spaß zu haben, und weil er noch etwas von ihr wollte: Sie sollte ihm einen Erben schenken. Einen Sohn. Und daher ist es nicht zu weit hergeholt, wenn wir annehmen, dass Amelia kein sehr gesundes Verhältnis zu Sex hat.«
»Okay.«
»Und jetzt kommen wir drei ins Spiel. Wir wohnen in diesem Haus. Stella hört und sieht sie - nicht gerade ungewöhnlich, da es dabei um Kinder ging. Doch dann verliebt sie sich in Logan, und damit hätten wir die sexuelle Komponente. Alles beginnt zu eskalieren. Dann ich und Mitch:
Weitere Kostenlose Bücher