Rote Lilien
verschwamm, und sie schien ihn durch flimmernde Hitze hindurch zu sehen. Wut stieg in ihr auf, und sie spürte sie wie ein Brennen im Hals. »Männern geht es doch nur ums Vögeln, ums Lügen und Betrügen und ums Geld. Und wenn sie haben, was sie wollen, ist die Frau nur noch eine Hure, die man wieder benutzt oder in die Gosse stößt. Doch die wahren Huren sind die Männer, die sich schon den Weg zur nächsten Fotze überlegen.« Ihre Augen hatten sich verändert. Er wusste nicht, warum, aber ihm war klar, dass dies nicht die echte Hayley war. Trotz der Hitze lief es ihm kalt über den Rücken. »Hayley ...«
»Willst du das hier haben, Master Harper?« Mit einem berechnenden Lachen legte sie die Hände auf ihre Brüste und streichelte sie.
»Und das?« Sie fasste sich zwischen die Beine. »Was zahlst du mir dafür?«
Er packte sie an den Schultern und schüttelte sie leicht. »Hayley. Hör auf damit.«
»Soll ich die feine Dame spielen? Das kann ich gut. Gut genug, um dein Kind zu gebären.«
»Nein ...« Er musste jetzt ganz ruhig bleiben, obwohl er spürte, wie seine Finger zitterten. »Ich möchte dich genau so, wie du bist, Hayley.« Er legte ihr die Hand unters Kinn und sah sie unverwandt an. »Ich rede mit dir. Wir müssen unsere Arbeit hier erledigen, und dann musst du Lily holen. Du willst doch nicht zu spät kommen, wenn du Lily holst, nicht wahr?«
»Was? He ...« Sie runzelte die Stirn und schob seine Hand weg. »Ich hab doch gesagt, dass du ...«
»Was hast du gesagt?« Er strich ihr sanft über die Schultern. »Sag mir, was du gerade zu mir gesagt hast.«
»Ich hab gesagt ... ich hab gesagt, ich hätte spontan was getan. Ich hab gesagt - o Gott.«
Hayley wurde blass. »Das hab ich nicht so gemeint. Ich ...«
»Erinnerst du dich daran?«
»Ich weiß nicht. Mir geht es nicht gut.« Sie presste ihre schweißnasse Hand auf ihren Bauch. »Mir ist schlecht.«
»Ich bring dich nach Hause.«
»Ich habe das nicht so gemeint, Harper. Ich war wütend.« Ihre Knie zitterten, als Harper ihr beim Aufstehen half. »Ich sage immer so dummes Zeug, wenn ich wütend bin, aber ich meine es nicht so. Ich weiß gar nicht, warum ich das gesagt habe.«
»Schon in Ordnung«, sagte er grimmig, während er sie stützte und mit ihr um das Verkaufsgebäude herumging.
»Ich weiß es.«
»Das verstehe ich nicht.« Am liebsten hätte sie sich wieder in den Schatten auf den Rasen gelegt, bis ihr Kopf endlich aufhörte, sich zu drehen. »Ich bring dich jetzt erst einmal nach Hause, und dann reden wir darüber.«
»Ich muss es Stella sagen ...«
»Das mache ich. Ich habe mein Auto nicht dabei. Wo hast du deine Schlüssel?«
»In meiner Handtasche, hinter der Verkaufstheke. Harper, mir ist irgendwie ... komisch.«
»Ab in den Wagen.« Er öffnete die Tür und half ihr beim Einsteigen. »Ich hole deine Handtasche.« Stella stand hinter der Theke, als er hereingerannt kam. »Gib mir Hayleys Handtasche. Ich bring sie nach Hause.«
»Oh, geht es ihr nicht gut? Es tut mir so Leid. Ich ...«
»Es ist was anderes. Ich erklär's dir später.« Er riss Stella die Tasche aus der Hand. »Sag Mutter, dass sie ins Haus kommen soll. Sag ihr, dass ich sie brauche.«
Obwohl Hayley protestierte und sagte, sie fühle sich schon besser, trug er sie fast ins Haus. Dann wies er mit dem Kinn auf David, der aus der Küche kam. »Bring ihr was Tee.«
»Was ist denn los mit ihr?«
»Mach einfach Tee, David. Und hol Mitch. Hayley, du legst dich hier hin.«
»Harper, ich bin doch nicht krank. Jedenfalls nicht richtig. Nur etwas überhitzt oder so was in der Richtung.« Aber es war schwer, mit einem Mann zu streiten, der einen wie einen Sack Kartoffeln auf ein Sofa plumpsen ließ. »Der Teil mit dem >oder so was in der Richtung< beunruhigt mich. Du bist immer noch sehr blass.« Er strich ihr sanft über die Wange. »Das liegt vielleicht daran, dass es mir so furchtbar peinlich ist. Ich hätte das nicht sagen sollen, Harper, nicht mal aus Wut.«
»So wütend warst du gar nicht.« Er sah sich um, als Mitch hereinkam. »Was ist los?«
»Es gab einen ... Zwischenfall.«
»Hayley, was machst du denn für Sachen?« Mitch ging vor Hayley in die Hocke.
»Es ist nur die Hitze.« Sie fühlte sich schon etwas besser und brachte ein verlegenes Lächeln zustande. »Sie hat mich ein bisschen wirr im Kopf gemacht.«
»Es war nicht die Hitze«, korrigierte Harper. »Und du bist nicht diejenige, die wirr im Kopf ist. Mutter ist
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