Rote Lilien
ihn das kalte Wasser nicht sonderlich abkühlen können. »Ich will mit dir reden«, sagte sie schnell.
»Wenn du Zeit hast.« Er beugte sich vor und nahm Lily auf den Arm, die bereits sein Bein umklammert hielt. Ohne etwas zu Hayley zu sagen, ging er mit der Kleinen zusammen in die Küche. »Hallo, Lily. Schau mal, was ich hier für dich habe.« Mit einer Hand machte er eine Schranktür auf und holte zwei Plastikschüsseln heraus. Dann kramte er in einer Schublade nach einem großen Plastiklöffel. Er setzte Lily auf den Boden und drückte ihr die Sachen in die Hand. Sie fing sofort an, mit dem Löffel auf den Schüsseln herumzuklopfen.
»Willst du was trinken?«, fragte er Hayley. »Nein, danke. Ich wollte dich fragen, ob ...«
»Ich nehm ein Bier. Willst du Milch oder Saft für Lily haben?«
»Ich hab ihre Schnabeltasse nicht dabei.«
»Ich habe eine.«
»Oh.« Dass er extra eine Schnabeltasse für Lily gekauft hatte, ließ ihr ganz warm ums Herz werden. »Ein bisschen Saft für sie wäre nicht schlecht. Aber du musst ihn verdünnen.«
»Ich weiß, wie man das macht.« Er goss Saft und Wasser in die Tasse, schraubte sie zu und drückte sie Lily in die Hand. »Also?« Er nahm einen großen Schluck aus der Flasche. »Ich wollte dich fragen, ob ... Nein, ich wollte dir sagen, dass wir uns zwar nichts versprochen haben, aber dass es für mich schon so eine Art Versprechen ist, wenn ich mit einem Mann ins Bett gehe. Und deshalb ist es für mich eine Beleidigung, wenn ich sehe, wie der Mann, mit dem ich schlafe, eine andere Frau küsst und mit ihr flirtet. Für mich hat das nichts mit Hysterie zu tun.« Er trank noch einen Schluck, langsam, nachdenklich. »Weißt du, wenn du es von Anfang an so gesagt hättest, wäre ich nicht so sauer gewesen. Ich werde jetzt noch einmal wiederholen, dass ich mit Dory geflirtet habe, aber nicht so, wie du das meinst.«
»Wenn du alle Frauen so anbaggerst ...«
»Ich habe sie nicht angebaggert. Sei bloß vorsichtig, sonst werde ich gleich wieder sauer. Wenn du wissen willst, was passiert ist, warum fragst du dann nicht?«
»Ich hasse es, in dieser Situation zu sein.«
»Ich auch. Wenn du es dabei belassen willst - bitte. Ich muss mir jetzt was zu essen machen - das Mittagessen habe ich nämlich verpasst.«
»In Ordnung.« Sie wollte Lily auf den Arm nehmen, doch dann hielt sie inne. »Warum bist du nur so hart?«
»Warum misstraust du mir so?«
»Ich habe euch gesehen. Sie hatte die Arme um dich gelegt. Sie hat ihre Hände in die Taschen deiner Jeans gesteckt und deinen Hintern begrabscht. Und du hast dich nicht gerade dagegen gewehrt, Harper.«
»Okay, du hast Recht. Das ist so eine Angewohnheit von ihr, von früher, und ich habe mir nicht viel dabei gedacht, als sie es heute wieder getan hat. Genau genommen habe ich mir gerade überlegt, wie ich ihr sagen soll, dass wir unsere Beziehung nicht wieder aufwärmen können, dass wir nicht mehr als gute Freunde sein können, weil ich mit jemand anderem zusammen bin.«
»Wie lange dauert es, um das zu sagen?«
»Etwas länger als sonst, wenn die betreffende Frau gerade ihre Hände auf deinem Hintern hat.« Sie machte den Mund auf und wollte etwas sagen, doch als seine Augenbrauen in die Höhe schossen, verkniff sie sich jeden Kommentar.
»Aber ich hab es ihr gesagt, Hayley, kurz bevor du hereingekommen bist.«
»Vorher? Aber ... es lief doch gerade so weiter, Harper. Ihr zwei habt doch ...« Sie fuchtelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, während sie nach einem Wort dafür suchte. »Ihr habt doch wie die Kletten aneinander gehangen. Und als du sie zu ihrem Wagen begleitet hast, habt ihr euch schon wieder geküsst.« Er runzelte die Stirn. »Du hast uns beobachtet.«
»Nein. Ja. Na und?«
»Schade, dass es dir nicht gelungen ist, mir eine Wanze anzuhängen, denn dann wäre dieses Gespräch jetzt nicht notwendig.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn trotzig an. »Ich werde mich für mein Verhalten genauso wenig entschuldigen wie du.«
»In Ordnung. Erstens, warum hätte ich nicht so weitermachen dürfen? Ich habe nichts getan, wofür ich mich schämen müsste. Zweitens, Dory ist eben so. Sie zeigt ihre Gefühle ganz offen, und wahrscheinlich ist sie deshalb so gut in der PR-Branche. Und ja, ich habe sie geküsst, bevor sie gefahren ist. Ich werde sie vermutlich wieder küssen, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Ich mag sie nämlich. Wir hatten eine Beziehung miteinander. Wir haben uns
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