Rote Lippen - jede Sünde wert

Trevor erlitten haben, als sie ihm verkündet hatte, dass er Vater sei. Obendrein hatte sie das Kind gleich mitgebracht. Fast hatte sie ein schlechtes Gewissen …
    Und ehe sie sich’s versah, tat sie etwas, was sie ganz und gar nicht vorgehabt hatte. Sie erzählte Erica von dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Schwester. Heather war immer die „Hübsche“ gewesen, während Haylie als äußerst intelligent galt. Und so hatte zwischen den Schwestern eine ständige Konkurrenz geherrscht, ob es sich um die Liebe der Eltern, um Anerkennung ganz allgemein oder die Freunde handelte.
    In dem Zusammenhang erwähnte sie auch den One-Night-Stand ihrer Schwester mit Trevor, an den er sich nicht mehr erinnern konnte, und auch die Monate, die darauf folgten, inklusive Bradleys Geburt und Heathers plötzlichen Tod. Und sie gestand, dass sie den Druck verspürt hatte, die Dinge klarzustellen, was Heather immer versäumt hatte. Sie hatte es als ihre Pflicht angesehen, den Vater aufzusuchen und ihm die Wahrheit zu sagen, anstatt den einfacheren Weg zu gehen.
    Als sie geendet hatte, war sie nicht nur überrascht, dass bereits eine Stunde vergangen war, sondern auch entsetzt, dass sie so offen einer Frau gegenüber gewesen war, die sie gar nicht kannte. Aber seltsamerweise hatte sie sofort Vertrauen zu Erica gefasst und das Gefühl, als würden sie sich schon ewig kennen und seien bereits Freundinnen.
    Und das war gefährlich. Denn Erica war Trevors Schwester, und so sympathisch sie ihr auch war, hatte Haylie doch große Zweifel, dass sie ähnliche Gefühle für den Bruder entwickeln könnte, auch wenn er Bradleys Vater war. Außerdem war Erica höchstwahrscheinlich bald Klientin von Your Party , und da war Abstand angesagt. Denn gerade Bräute waren kurz vor ihrer Heirat unberechenbar.
    Als sie schließlich über die bevorstehende Hochzeit sprachen, hatten sie bereits einen kräftigen aromatischen Kaffee vor sich stehen und warteten auf den Nachtisch. Dass Erica die Sky Lounge vorgeschlagen hatte, erwies sich im Nachhinein als ausgezeichnete Wahl. Zwar kannte Haylie bisher kein anderes Restaurant im Resort, aber das Essen hier war sehr gut gewesen. Dass sie von den Kellnern besonders bevorzugt bedient wurden, hatte allerdings wohl damit zu tun, dass sie mit einem Familienmitglied zusammensaß.
    Als sie anschließend zu Trevors Büro zurückgehen wollte, bot Erica ihr an, sie zu begleiten. So hätten sie noch länger Gelegenheit, die anstehenden Feierlichkeiten zu besprechen. Aber erst einmal mussten sie Bradley aus der Kinderkrippe abholen, wo Haylie ihn nur ungern zurückgelassen hatte. Denn bisher hatte sie den Kleinen noch nie in die Obhut Fremder gegeben. Aber Erica hatte ihr versichert, dass das Kind dort sehr gut aufgehoben sei. Und nachdem sie die bunt dekorierten Räume gesehen und mit einigen der jungen Frauen gesprochen hatte, die sich um die Kleinen kümmerten, hatte Haylie ihre Vorbehalte aufgegeben.
    Mit Bradley in einer Karre gingen sie zum Haupthaus zurück. Wieder war Haylie sehr beeindruckt von der großzügigen Anlage des Resorts, das mit seinen schmalen Straßen, den Geschäften und den Häusern in unterschiedlicher Größe und Form wie eine kleine Stadt wirkte.
    Den Mittelpunkt bildete das Haupthaus Jarrod Manor , das, wie Erica Haylie erzählte, von Trevors Urururgroßvater errichtet und erst später zum Grandhotel umgebaut worden war. Immer noch aber hatten die Jarrods im obersten Stockwerk Privatsuiten und auch ihre Büros. Von dort aus „regierten“ sie die kleine Stadt, die inzwischen für jeden Gast etwas Passendes zu bieten hatte. Hauptanziehungspunkt im Winter waren natürlich die fantastischen Skipisten. Aber auch für diejenigen, die weder fürs Skilaufen noch fürs Snowboarding etwas übrig hatten, war gesorgt. Es gab unter anderem eine große Wellness-Anlage, die über die Grenzen von Aspen hinaus bekannt war, eine Eis- und eine Kegelbahn. Die vier Restaurants boten vom gesunden Snack bis zum Sternemenu alles an, was der Feinschmecker begehrte.
    Hier musste sich einfach jeder wohlfühlen, und selbst auf Haylie, die nicht gekommen war, um hier Urlaub zu machen, blieb die entspannte Atmosphäre nicht ohne Wirkung. Als sie in Trevors Vorzimmer traten, hob Diana den Kopf und lächelte freundlich. „Gehen Sie nur schon hinein. Er erwartet Sie.“
    Vor der Tür legte Erica Haylie den Arm um die Schultern. „Ich danke Ihnen sehr für die vielen wertvollen Tipps. Christian wird staunen und sehr