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Rote Sonne - heisse Kuesse

Rote Sonne - heisse Kuesse

Titel: Rote Sonne - heisse Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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mit Meerblick führte.
    Konzentrier dich darauf, wie Bella sich fühlen würde, ermahnte sie sich. Hier war sie also auf Capri und würde zum ersten Mal ihren Großvater treffen – einen Mann, der bis jetzt nichts mit ihrer Familie zu tun haben wollte. Unmöglich, dass sie Zuneigung für ihn empfunden hätte. Neugierde, ja. Vielleicht auch Feindseligkeit, weil er sich ihrer so spät erinnerte – zu spät für ihren Vater, der im Exil gestorben war, und dem der eigene Vater die Jugendsünden nicht verziehen hatte.
    Jenny verdrängte Dantes Gegenwart und richtete ihren Blick auf den alten Mann, dem jetzt eine Pflegerin von einer Sonnenliege half. Er hatte noch immer volles Haar, das schlohweiß sein abgezehrtes Gesicht umrahmte. Seine von der Sonne gebräunt Haut ließ ihn gesünder aussehen, als er in Wirklichkeit war. Er trug eine weite Tunika über einer weißen Hose. Beides konnte die Gebrechlichkeit seines Körpers, der bestimmt einmal so groß und stark wie Dantes gewesen sein mochte, nicht verdecken.
    Er war vom Tod gezeichnet, und trotz aller Umstände, die Jenny an diesen Ort geführt hatten, wusste sie, dass er ihre Sympathie verdiente. Offensichtlich konnte er sich nur mit Mühe aufrecht halten, wollte sie aber würdevoll begrüßen. Der Stolz stirbt nie, dachte Jenny und überlegte, wie Bella sich wohl verhalten hätte. Auch sie hatte Grund, stolz zu sein – die Außenseiterin, die nicht darum gebeten hatte, in die Familie Rossini aufgenommen zu werden, und die es deshalb auch nicht nötig hatte, vor diesem Patriarchen das Knie zu beugen.
    Halt den Kopf hoch, hatte Dante gesagt.
    Und genau das tat sie.
    Sie begegnete Marco Rossinis geradem, offenem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Ich bin Bella. Du bist mein Großvater, und du kennst mich nicht. Dies ist nicht nur ein Test für mich. Es ist auch ein Test für dich.

7. KAPITEL
    Sie standen sich lange schweigend Auge in Auge gegenüber, bis Jennys Nerven vor Spannung zu kribbeln anfingen. Marco Rossini studierte jeden ihrer Gesichtszüge aufmerksam, so als wollte er sie mit einem Bild in seinem Kopf vergleichen. Jennys Herz zog sich vor Angst zusammen, als sie die Enttäuschung in seinem Blick registrierte. Aber vielleicht war das gar nicht schlecht für sie. Möglicherweise würde er sie nicht hierbehalten wollen, weil sie nicht aussah wie der Sohn, den er verbannt hatte.
    Er lächelte schließlich mühsam. „Danke, dass du gekommen bist“, sagte er mit bewegter Stimme.
    „Es tut mir leid, dass es für … für meinen Vater zu spät ist.“
    „Mir auch, Liebes, mir auch“, erwiderte er traurig.
    Dies war der Moment, in dem ihr Herz sich für ihn öffnete. Es war ja noch viel trauriger, als er dachte, weil seine echte Enkelin auch gestorben war. Beim Gedanken an Bellas schrecklichen Tod kamen Jenny die Tränen. Marco ergriff ihre Hand und drückte sie tröstend.
    „Für dich ist der Verlust noch schmerzlicher, denn schließlich hast du beide Eltern verloren“, sagte er mitfühlend. „Ich hoffe, ich kann es wieder gutmachen, dass ich damals nicht für dich da war.“
    Jetzt flossen die Tränen Jennys Wangen hinab. Es war schrecklich, vorzugeben, jemand zu sein, der sie nicht war. Bella hätte diesen Moment erleben sollen, einen Großvater zu bekommen, der sich um sie kümmerte. Sie schüttelte den Kopf, biss sich auf die Lippe, schluckte und versuchte, sich wieder in die Gewalt zu bekommen. „Es tut mir leid“, stieß sie hervor, „ich wollte nicht …“
    „Ist schon in Ordnung, Isabella“, sagte Dante und reichte ihr ein Papiertaschentuch. „Bestimmt versteht Nonno , dass das nicht leicht für dich ist.“
    „Setz dich, Liebes“, sagte der alte Mann und führte sie zu einem Tisch, neben dem ein Sonnenschirm Schatten spendete. „Schenk ihr etwas zu trinken ein, Dante.“
    Er entließ seine Pflegerin, und Dante goss ihnen Fruchtsaft ein. Sie nahmen in den gut gepolsterten Sesseln Platz. Jenny holte mehrmals tief Luft, bemüht, ihre Fassung zurückzugewinnen.
    „Wo ist Lucia?“
    „Sie kümmert sich um Isabellas Suite, Nonno . Ursprünglich hat sie sie im Gästeflügel unterbringen wollen, aber das schien mir nicht passend.“
    „Ah, typisch!“, entgegnete der alte Mann bedauernd. „Ich hätte ihr die Wahl nicht überlassen dürfen.“
    „Lucia war bisher eben deine einzige Enkelin.“
    „Ja, das ist mir klar.
    Der alte Mann seufzte müde. „Ich habe im Moment nur wenig Energie. Danke, dass du mir Isabella gebracht hast,

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