Rote Sonne - heisse Kuesse
Dauernd haben sich fremde Leute um mich gekümmert, ich musste ständig die Schule wechseln … weißt du eigentlich, dass ich mir manchmal gewünscht hätte, ich wäre ein Waisenkind? Nur damit mein Großvater mich endlich annimmt und mir das gibt, was er Dante gegeben hat? Aber jetzt hat er ja anscheinend ein neues Waisenkind gefunden, um das er sich von morgens bis abends kümmern kann.“
Jenny schüttelte den Kopf. „Er wird bald sterben, Lucia. Ich werde bestimmt nicht viel Zeit mit ihm haben.“
„Das sollte meine Zeit sein. Ich wünschte, er hätte dich nicht gefunden! Ich wünschte, du wärst tot – wie deine Eltern!“
„Lucia!“
Dantes Stimme donnerte durch das Zimmer, und alles Blut wich aus Jennys Gesicht. Bella war tot … war tot … war seit sechs Monaten tot. Sie hatte kein Recht hier zu sein und die Zeit in Anspruch zu nehmen, die einer wirklichen Enkelin zugestanden hätte.
„Glaube ja nicht, dass du mich hinauswerfen kannst, Dante. Die Villa gehört dir noch nicht. Ich kann tun und sagen, was ich will – genau wie du!“
„Ich werde nicht zulassen, dass Bella Opfer deiner Boshaftigkeit wird.“ Er ging zu Jenny und legte ihr beschützend den Arm um die Schultern.
„Na klar! Haltet nur zusammen!“, rief Lucia aufgebracht. „Ich war ja sowieso immer allein. Das ist ja nichts Neues!“
„Denk doch einmal an andere und nicht immer nur an dich. Zu wünschen, dass Bella tot wäre, ist wirklich das Allerletzte!“
Lucias Wangen brannten wie Feuer. „Ich wünschte, du wärest auch tot“, sagte sie giftig.
„Das ist mir klar. Weißt du was, Lucia? Ich habe Nonno nie erzählt, wie oft du versucht hast, mir Fallen zu stellen. Aber wenn du diese Nummer mit Bella probierst, werde ich ihm sagen, welch ein Miststück du bist. Er verzeiht Fehler nicht so leicht. Denk daran, er hat seinen eigenen Sohn verbannt, und wir haben davon erst vor einer Woche erfahren.“
Die Macht dieser Drohung hing noch im Raum, als Dante mit Jenny das Zimmer verließ. Ihr war ganz flau. Sie hatte das Gefühl, einen schrecklichen Fehler zu begehen. Nie hätte sie sich auf diese Täuschung einlassen sollen. Dante verschloss vor den Schwierigkeiten die Augen, wenn er dachte, es würde einfach nur darum gehen, seinem Großvater einen letzten Wunsch zu erfüllen.
„Lass mich jetzt nicht hängen“, sagte Dante grimmig. Er schien ihren inneren Aufruhr zu spüren und schleppte sie entschlossen den langen Flur entlang zu ihren Suiten.
Kaum in ihrem Zimmer angekommen, schloss er sofort die Tür, ohne Jenny loszulassen. Bevor sie noch ein Wort sagen konnte, umarmte er sie schon und zog sie an sich. Beruhigend strich er ihr durchs Haar. Sie spürte seinen warmen Atem an ihrem Ohr, was ihren Körper noch mehr erzittern ließ.
„Es gibt kein Zurück mehr. Was Lucia zu dir gesagt hat, ist nicht wichtig.“
Jenny hätte ihn eigentlich abwehren müssen, aber sie hatte nicht die Kraft dazu. Tränen liefen ihre Wangen herab, Tränen der Schwäche. Sie sehnte sich danach, mit ihm zusammen zu sein, obwohl sie genau wusste, dass er nur seine eigenen Interessen durchsetzen wollte.
Sie schluckte, drängte die Tränen zurück und zwang sich zu erwidern: „Oh, doch. Ich stehle ihr die Zeit mit ihrem Großvater. Es ist alles meine Schuld, und deshalb muss ich auch die Verantwortung übernehmen. Ich werde den beiden erklären, dass ich dich mit einer falschen Identität getäuscht habe. So wirst du in keinem schlechten Licht dastehen.“
Es war egal, was mit ihr passierte. Mit dieser Belastung konnte und wollte sie einfach nicht länger leben.
Sanft bog er ihren Kopf zurück. Obwohl Jenny am liebsten die Augen geschlossen gehalten hätte, wollte sie ihm zeigen, dass sie es ernst meinte, und zwang sich, seinem Blick zu begegnen.
Er schien bis auf den Grund ihrer Seele zu schauen. Plötzlich spürte sie die Spannung in seinem Körper, den Druck seiner Schenkel, seine feste Umarmung.
Das Herz schlug ihr bis zum Halse.
„Ich will nicht, dass du gehst, und du willst es auch nicht“, sagte er bestimmt.
Und dann küsste er sie.
Sie ließ es geschehen, obwohl sie wusste, dass es ein Fehler war. Aber die Versuchung, ein einziges Mal die Leidenschaft auszuleben, die er in ihr geweckt hatte, war zu groß. Bevor sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren würde, wollte sie diese eine gemeinsame Nacht als Erinnerung mitnehmen.
Gegen jede Vernunft gab sie sich seinem Kuss rückhaltlos hin. Dante spürte ihre Hingabe und genoss
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