Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rote Spur

Rote Spur

Titel: Rote Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
sie nicht in Panorama?«
    »Es ist ihre Schwiegermutter, und ich hatte den Eindruck, als stehe Tanja ihr nicht besonders nah. Und sie wären dann auch nur zu zweit.«
    »Sie kann gerne kommen. Ich mache ihr Jeremys Zimmer zurecht.«
    |549| »Ich weiß nicht, ob sie einverstanden ist. Ich sage dir noch Bescheid.«
    Er rief Tanja an und unterbreitete ihr diplomatisch sein Angebot.
    »Vielen Dank, aber ich lasse mich nicht so leicht einschüchtern.«
    »Überlegen Sie es sich noch mal«, bat er, aber er kannte ihre Antwort im Voraus.
    »Übrigens hat der Inspekteur aus Table View eine Nachricht hinterlassen. Sie sollen ihn anrufen.«
    »Keyter?«
    »Ja.«
    Die SAPD hatte aufgehorcht, nachdem Inspekteur Butshingi am Morgen den Einbruch aufgenommen hatte. »Er muss sich noch etwas gedulden«, sagte Joubert. »Wenn er noch einmal anruft, sagen Sie, er soll auf jeden Fall mit mir reden.«
    Zuletzt rief er bei der Dienststelle Milnerton an und fragte nach Butshingi.
    »Die Kollegen in Milnerton haben den Fall vernachlässigt«, sagte der Fahnder. »Ich habe mit dem Dienststellenleiter gesprochen, und er wird sich darum kümmern. Aber ich muss auch dringend mit Ihnen reden.«
    Nicht jetzt. Das würde ihn zu sehr ausbremsen.
    »Ich habe im Augenblick viel zu tun.«
    »Wann können wir uns treffen?«
    »Morgen? Gegen Mittag?«
    »Sie wohnen in Milnerton, oder?«
    Joubert sank der Mut. »Ja.«
    »Wie sieht es mit heute Abend aus, nach Feierabend?«
    »Ich weiß noch nicht, wie lange ich heute arbeiten muss«, versuchte Joubert sich aus der Affäre zu ziehen.
    »Ich bin noch sehr lange im Büro. Bitte rufen Sie mich an. Ich gebe Ihnen meine Handynummer.«
     
    Auf dem Weg hinaus traf Mat Jack Fischer und Bilanzbuchhalter Fanus Delport auf dem Flur.
    |550| »Du hast viel zu tun«, bemerkte Jack Fischer zufrieden.
    »Ja, ich mache Fortschritte.«
    »Ach ja?«
    Joubert gab ihm einen kurzen Überblick.
    Fischer pfiff leise unter seinem Schnurrbart hervor. »Das bedeutet, dass Vlok hinüber ist. Man lässt nicht seinen Porsche zurück, wenn man sich aus dem Staub macht.«
    »Flint«, verbesserte Joubert. »Und ich werde die SAPD informieren müssen. Nach der Sache mit dem Einbruch letzte Nacht. Es gibt eine offizielle Anfrage.«
    »Immer langsam«, beschwichtigte ihn Fischer. »Zwar sind wir von Gesetzes wegen dazu verpflichtet, der Polizei ›Auskunft im Zusammenhang mit laufenden Ermittlungen‹ zu erteilen, aber man kann natürlich unmöglich sagen, was alles in einem Zusammenhang steht.«
    »Ich werde mit offenen Karten spielen, Jack.«
    Fischer fuhr sich über sein üppiges Haar. »Ja, ja … Sie werden sowieso nicht viel damit anfangen können. Wer übernimmt den Fall?«
    »Inspekteur Fizile Butshingi, Milnerton.«
    »Da haben wir’s.«
    Als sich Joubert zum Gehen wandte, rief ihm Fanus Delport hinterher: »Beeil dich nur nicht zu sehr!«
     
    An der großen Baustelle auf der N1-Stadtautobahn merkte er, wie ungeduldig ihn der dichte Verkehr und langsame Tempo machten. Als hätte sein Kopf in einen höheren Gang geschaltet.
    Er sah den Fall jetzt glasklar vor sich, er brauchte seine Notizen und seinen Zeitplan gar nicht mehr. Er hatte jetzt alle Puzzlesteine beisammen, war voll konzentriert, seine Gedanken kreisten nur noch um die Fahndung, seine Hypothesen standen fest, seine Schlussfolgerungen ergaben einen Sinn, als stehe er auf einer Anhöhe und könne weit blicken, auch wenn er nicht genau wusste, was sich am Horizont abzeichnete.
    Er kannte das, diesen inneren Drang, die Klarheit und die unterschwellige |551| Euphorie. Er hatte akribisch nach Indizien gesucht, gewühlt, geschnüffelt, gegraben, und nun hatte er sie, nun trabte er schon an der Spur entlang, den Blutgeruch in der Nase, getrieben vom Jagdfieber.
    Es war fünf, sechs Jahre her, seit er sich zum letzten Mal so gefühlt hatte.
     
    Er hatte eine wesentlich ältere Frau erwartet. Vielleicht hatte er sich von ihrem Namen täuschen lassen, aber Bessie Heese war erst in den Dreißigern. Und schön war sie. Kurze braune Haare mit Ringellöckchen, ein fein geschnittenes Gesicht, eine rahmenlose silberne Brille, die ihr etwas Professorinnenhaftes verlieh. Elegant in einen grauen Bleistiftrock und eine weiße Bluse mit Spitzenbesatz gekleidet.
    Sie bat ihn, ihr in den »Konferenzraum« zu folgen. Ein runder Tisch, vier Stühle, keine Fenster. Sie nannte ihn »Inspekteur«, und er beließ es dabei.
    »Sie müssen wissen, Inspekteur, dass die ABC unter normalen Umständen

Weitere Kostenlose Bücher