Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
Vom Netzwerk:
weitergeleitet. Keine Sorge, damit ist alles
in Ordnung.«
»Einen Moment bitte; laß es mich mal kurz ansehen.«
Crawford wendete das Päckchen in seinen behaarten Händen,
bis er auf Stempel und Unterschrift von S. F. ›Semper Fidelis‹
Aynesworth gestoßen war, dem Leiter der Sprengstoffabteilung
des FBI, der damit bestätigte, daß man die Sendung
fluoroskopiert hatte.
»Vergiß nie, darauf zu achten. Nie.«
»Tue ich doch, Jack.«
»Hat dir das Chester überbracht?«
»Ja.«
»Hat er dir den Stempel gezeigt, bevor er es dir ausgehändigt
hat?«
»Er hat sich selbst vergewissert und dann mich darauf aufmerksam gemacht.«
Graham schnitt die Schnur durch. »Es enthält Kopien der
gesamten Nachlaßunterlagen der Jacobis. Ich habe Metcalf gebeten, sie mir zuzuschicken - damit wir sie mit den Papieren
der Leeds’ vergleichen können, sobald wir sie vorliegen haben.« »Wir haben für so was doch einen Anwalt.«
»Ich sehe mir das lieber selber an, Jack. Ich weiß doch nichts
über die Jacobis. Sie waren gerade frisch zugezogen. Ich bin
erst einen Monat danach in Birmingham gewesen, als das Haus
längst renoviert und ihr Besitz im Möbellager untergebracht war.
Für die Leeds habe ich allmählich ein Gefühl bekommen, was
ich von den Jacobis nicht behaupten könnte. Ich muß mehr über
sie wissen. Ich möchte mit ein paar Leuten in Detroit sprechen,
die sie gekannt haben; außerdem möchte ich noch einmal ein
paar Tage in Birmingham verbringen.«
»Ich brauche dich aber hier.«
»Jetzt hör mir mal gut zu, Jack. Lounds hat er einfach kaltgemacht. Wir haben ihn gegen Lounds aufgebracht. Die einzige
Verbindung, die zu Lounds bestand, war eine, die wir hergestellt haben. Im Fall Lounds liegen ein paar brauchbare Indizien
vor; um die kann sich auch die Polizei kümmern. Lounds war
nur ein kleines Ärgernis für ihn, während die Leeds und die
Jacobis etwas darstellen, das er dringend braucht. Wir müssen herausfinden, worin der gemeinsame Nenner, das Verbindungsglied
zwischen den beiden Familien besteht. Wenn wir ihn je fassen
werden, dann einzig und allein auf diesem Weg.«
»Na gut, du hast hier also den Nachlaß der Jacobis vorliegen«, erklärte Crawford achselzuckend. »Und was erwartest du
dir davon? Wonach hältst du Ausschau?«
»Nach allem möglichem, Jack. Im Augenblick befasse ich mich
mit möglichen medizinischen Zusammenhängen.« Graham zog ein Vermögenssteuerformular aus dem Packen
Unterlagen. »Lounds saß in einem Rollstuhl. Eindeutig ein
medizinischer Zusammenhang. Valerie Leeds wurde sechs Wochen vor ihrem Tod wegen eines Knotens in der Brust operiert
- kannst du dich noch an ihr Tagebuch erinnern? Neuerlich ein
medizinischer Sachverhalt. Ich habe mich deshalb schon gefragt, ob sich vielleicht auch Mrs. Jacobi einer Operation unterziehen mußte.«
»Meines Wissens stand in ihrem Obduktionsbefund nichts
von einem chirurgischen Eingriff irgendwelcher Art.« »Ich weiß, aber vielleicht handelte es sich dabei um etwas, das
nicht vermerkt wurde. Sie waren ja erst kurz zuvor von Detroit
nach Birmingham umgezogen. Vielleicht ist auf diese Weise ein
Detail verlorengegangen. Falls sie sich also doch operieren lassen haben sollte, müßte sich unter den Unterlagen eine
Rechnung oder ein Schreiben von der Versicherung befinden.« »Denkst du dabei etwa an einen häufig die Stelle wechselnden Arzt oder Krankenpfleger? Jemand, der an beiden Orten
gearbeitet hat- in Atlanta und in Birmingham oder Detroit?« »Wenn man einige Zeit in einer psychiatrischen Klinik verbracht hat, bekommt man unweigerlich die nötige Erfahrung in
solchen Dingen. Ich halte es jedenfalls keineswegs für ausgeschlossen, daß ein ehemaliger Anstaltsinsasse sich nach seiner
Entlassung als Pfleger oder Wärter bewirbt und auch eine Stelle
bekommt«, erklärte Graham.
»Möchtest du etwas zu essen?«
»Ich warte lieber noch ein bißchen. Nach dem Essen bin ich
immer so träge.«
Als Crawford ging, sah er sich in der Düsternis der Türöffnung noch einmal nach Graham um. Er kümmerte sich nicht
um das, was er sah. Die niedrig hängende Beleuchtung vertiefte
noch die Furchen in Grahams Gesicht, als er, unter den Blicken
der Opfer von den Fotos, die vor ihm liegenden Unterlagen
studierte. In dem Raum roch es nach Verzweiflung. Wäre es besser für den Fall, Graham wieder im Außendienst
einzusetzen? Crawford konnte es sich nicht leisten, ihn sich hier
für nichts und wieder nichts verausgaben zu lassen. Crawfords vorzüglicher Instinkt für

Weitere Kostenlose Bücher