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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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einen Daumen und ein Stück der Handfläche handelt.«
»Jimmy, du bist ein Goldschatz.«
»Ich weiß. Der Teilabdruck des Daumens ist leider schon etwas verwischt. Mal sehen, was sich damit anfangen läßt, sobald ich wieder zurück bin. Er stammt vom linken Auge des älteren Jungen. Sowas habe ich noch nie gemacht. Ich hätte den Abdruck auch nie gesehen, wenn er sich nicht wegen einer Augapfelblutung, die auf die Schußverletzung zurückzuführen ist, ziemlich deutlich abgezeichnet hätte.«
»Kannst du damit eine Identifizierung vornehmen?«
»Vollkommen auszuschließen ist es zumindest nicht, Jack, falls er im Einzelabdruck-Index enthalten ist. Aber du weißt ja selbst, wie hoch die Chancen stehen, daß das der Fall ist. Den Handflächenabdruck habe ich von Mrs. Leeds’ linkem großem Zehennagel. Der taugt nur für einen Vergleich. Lombard und sein Assistent haben das Ganze bezeugt. Lombard ist als Notar zugelassen. Ich habe außerdem Fotos in situ gemacht. Wird das genügen?«
»Kommen dafür nicht die Fingerabdrücke irgendwelcher Angestellter des Bestattungsinstituts in Frage?«
»Ich habe ihnen allen, Lombard eingeschlossen, die Fingerabdrücke abgenommen, auch wenn sie behaupteten, sie nicht angerührt zu haben. Jetzt fluchen sie kräftig und schrubben sich die Pfoten. Am liebsten würde ich unverzüglich nach Hause zurückkehren, Jack. Ich möchte die genaue Ausarbeitung des Materials lieber zu Hause vornehmen. Wer weiß, was die hier alles im Wasser haben - am Ende sogar noch Schildkröten? Ich könnte in einer Stunde eine Maschine nach Washington erwischen und dir die Unterlagen bis zum frühen Nachmittag per Fernschreiber runterschicken.«
Crawford überlegte kurz. »Gut, Jimmy, aber drück mal kräftig auf die Tube. Kopien bitte an die Polizeihauptquartiere von Atlanta und Birmingham sowie die zuständigen FBI-Stellen.«
»Wird gemacht. Da wäre allerdings noch etwas klarzustellen.«
Crawford rollte die Augen zur Decke. »Laß mich bloß mit deinen blöden Tagessätzen in Frieden.«
»Ich muß schließlich auch von was leben.«
»Du kannst unbesorgt sein, Jimmy, mein Junge; heute soll mir für dich nichts zu teuer sein.«
Graham starrte aus dem Fenster, während Crawford sie über Prices Entdeckungen unterrichtete.
»Das ist wahrhaftig erstaunlich«, war alles, was Springfield dazu einfiel.
Grahams Miene war bar jeden Ausdrucks; verschlossen wie das Gesicht eines Lebenslänglichen, dachte Springfield unwillkürlich. Er ließ Graham keine Sekunde aus den Augen, als dieser aufstand und den Raum verließ.
Die Pressekonferenz des Kommissars für öffentliche Sicherheit löste sich gerade auf, als Crawford und Graham aus Springfields Büro kamen. Die Zeitungsreporter setzten zum Spurt auf die Telefonzellen an. Die Fernsehleute drehten ›Einschübe‹, bei denen ein Sprecher sich allein vor der Kamera postierte und dann ein paar der vernünftigsten Fragen stellte, die er im Zuge der Pressekonferenz aufgeschnappt hatte, um schließlich sein Mikrofon einem nicht vorhandenen Interviewpartner entgegenzurecken, dessen Antwort nachträglich aus einem Film des Kommissars dazwischengeschnitten werden würde.
Crawford und Graham stiegen eben die Eingangstreppe hinunter, als ein kleiner Mann an ihnen vorbeischoß, herumwirbelte und ein Foto von ihnen machte.
»Will Graham!« rief er aus, als sein Gesicht hinter seiner Kamera hochschnellte. »Können Sie sich noch an mich erinnern Freddy Lounds? Ich habe für den Tattler über den Fall Lecter berichtet. Anschließend habe ich das Buch geschrieben.«
»Ich weiß«, erwiderte Graham und schritt mit Crawford weiter die Treppe hinunter, während Lounds ihnen halb zugewandt vorauseilte.
»Wann hat man Sie hinzugezogen, Will? Haben Sie schon Anhaltspunkte?«.
»Mit Ihnen rede ich nicht, Lounds.«
»Bestehen irgendwelche Übereinstimmungen zwischen diesem Kerl und Lecter? Macht er sie auch -«
»Lounds!« Grahams Stimme haftete etwas unverkennbar Bedrohliches an, so daß Crawford sich beeilte, sich zwischen ihn und den Reporter zu schieben. »Sie schreiben nichts als verlogene Scheiße, Lounds, und der National Tattler taugt bestenfalls dazu, sich den Arsch abzuwischen. Ich warne Sie also: Kommen Sie mir nicht zu nahe.«
Crawford packte Graham am Arm. »Hauen Sie ab, Lounds. Los! Will, gehen wir doch erst mal frühstücken. Komm.« Mit raschen Schritten bogen sie um die nächste Straßenecke.
»Entschuldige bitte, Jack, aber ich kann diese Ratte auf den Tod nicht ausstehen.

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