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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Museumsbesucher, die aus dem Innern in den milden Sommerabend herausströmten. Ein paar Jogger auf dem Weg in den Park trabten auf der Stelle, während sie warteten, bis eine Gruppe Passanten den Zebrastreifen zur U-Bahnstation überquert hatten.
Dolarhyde verbrachte noch ein paar Minuten im Botanischen Garten und winkte dann nach einem Taxi. Er nannte dem Fahrer die Adresse eines Ladens, den er im Branchenfernsprechbuch entdeckt hatte.

40. K APITEL

    M ontagabend, neun Uhr, stellte Graham vor der Tür sei nes Chicagoer Apartments seinen Aktenkoffer auf den Boden, um in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel zu suchen.
    Er hatte einen langen und anstrengenden Tag in Detroit hin
    ter sich, wo er mit zahlreichen Klinikangestellten gesprochen und die Personalverzeichnisse des Krankenhauses durchgesehen hatte, in dem Mrs. Jacobi ehrenamtlich gearbeitet hatte, bevor die Familie nach Birmingham gezogen war. Er hielt nach einem Mann Ausschau, der häufig die Stellungen wechselte und möglicherweise sowohl in Detroit wie in Atlanta oder auch in Birmingham und Atlanta gearbeitet hatte; jemand, der Zugang zu einem Kombi und einem Rollstuhl hatte und der Mrs. Jacobi und Mrs. Leeds vielleicht im Krankenhaus gesehen haben könnte, bevor er in ihre Häuser eingedrungen war,
    Crawford war von Anfang an der Ansicht gewesen, der Ausflug nach Detroit wäre reine
Zeitverschwendung, ohne Graham jedoch davon abzubringen, es zu versuchen. Crawford hatte recht behalten. Dieser verdammte Crawford. Er hatte zu oft recht.
Graham konnte das Telefon läuten hören. Der Schlüssel hatte sich an der Naht seiner Hosentasche verheddert. Als er ihn heftig losriß, zog er einen langen Faden hinter sich her. Wechselgeld kullerte an seinem Hosenbein hinunter und fiel scheppernd auf den Boden. »Verdammt noch mal.«
Auf halbem Weg durch den Wohnraum hörte das Telefon auf zu läuten. Vielleicht war es Molly gewesen.
Er rief sie in Oregon an.
Willys Großvater meldete sich; er sprach mit vollem Mund. In Oregon waren sie gerade beim Abendessen.
»Könnten Sie Molly bitte ausrichten, sie soll mich zurückrufen, wenn Sie mit dem Essen fertig sind«, ersuchte ihn Graham.
Er stand mit einschamponiertem Kopf unter der Dusche, als das Telefon wieder klingelte. Er spülte sich das Haar aus und stürzte triefend ans Telefon. »Hallo, mein Spatz.«
»Na, Sie sind mir vielleicht einer. Hier spricht Byron Metcalf aus Birmingham.«
»Oh, Entschuldigung.«
»Ich habe sowohl gute wie schlechte Nachrichten für Sie. Was Niles Jacobi betrifft, hatten Sie recht. Die fehlenden Gegenstände hat er entwendet. Natürlich hat er sie längst zu Geld gemacht, aber ich habe ihm etwas mit dem Hasch gedroht, das ich in seinem Zimmer entdeckt hatte, worauf er mir schön brav alles gestanden hat. Das waren die schlechten Nachrichten, da Sie doch bestimmt gehofft hatten, die Zahnschwuchtel hätte den Kram gestohlen und verhökert.«
»Doch jetzt zu den guten Nachrichten: Es existieren noch zwei Filme. Zwar habe ich sie vorläufig noch nicht, aber Niles behauptet, sie befänden sich unter dem Sitz seines Wagens. Die wollen Sie doch immer noch haben, oder?«
»Und ob, selbstverständlich.«
»Im Augenblick benutzt allerdings sein Busenfreund Randy den Wagen. Wir haben ihn bisher noch nicht aufspüren können, aber lange kann es nicht mehr dauern. Soll ich den Film gleich mit der ersten Maschine nach Chicago schicken und Sie verständigen, wenn es so weit ist?«
»Das wäre wirklich nett von Ihnen. Sehr gut, Byron, ich bin Ihnen wirklich sehr zu Dank verpflichtet.«
»Aber ich bitte Sie, Will; keine Ursache.«
Gerade als Graham im Einschlafen begriffen war, rief Molly an. Nachdem sie sich gegenseitig versichert hatten, daß es ihnen gut ging, schien es nichts mehr zu sagen zu geben.
Willy genoß den Aufenthalt in Oregon sehr, sagte Molly. Sie ließ ihn Graham eine gute Nacht wünschen. Doch hatte Willy wesentlich mehr zu sagen als nur gute Nacht; er hatte Graham eine aufregende Neuigkeit mitzuteilen: Opa hatte ihm ein Pony gekauft.
Davon hatte Molly nichts erwähnt.

41. K APITEL

    A n Dienstagen ist das Brooklyn Museum zwar für die breite Öffentlichkeit geschlossen, aber Wissenschaftler und Kunststudenten haben Zutritt zu seinen Räumlichkeiten.
    Für ernsthafte Wissenschaftler stellt das Museum eine äußerst entgegenkommende Einrichtung dar. Die Museumsangestellten verfügen über fundierte Kenntnisse, mit denen sie Interessenten jederzeit zur Verfügung stehen; in diesem

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