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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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hatte ich auch vor. Aber es ist furchtbar dringend.« Da
mit trat er ein und drückte ihr gleichzeitig das
chloroformgetränkte Tuch gegen Mund und Nase. Auf der Straße war niemand zu sehen. In den meisten Häusern brannte kein Licht mehr. Er trug sie zum Kombi. Ralph
Mandys Füße ragten ein Stück unter den Büschen hervor. Doch
Dolarhyde kümmerte sich nicht mehr um ihn.
    Irgendwann während der Fahrt kam sie wieder zu sich. Sie lag neben ihm, ihre Wange auf dem staubigen Teppich des Kombi, das Pfeifen des Getriebes laut in ihren Ohren.
    Sie versuchte ihre Hand an ihr Gesicht zu führen. Die Bewegung quetschte ihren Busen ein. Ihre Unterarme waren aneinandergebunden.
    Sie befühlte sie mit ihrem Gesicht. Sie waren von den Ellbogen bis zu den Handgelenken mit etwas umwickelt, das sich wie weiche Stoff streifen anfühlte. Ihre Beine waren von den Knien bis zu den Fußgelenken auf dieselbe Weise gefesselt. Außerdem war etwas über ihrem Mund.
    Was... was...? D. war an der Tür erschienen und dann... Sie konnte sich noch erinnern, ihr Gesicht abgewandt zu haben; doch er war so unwahrscheinlich stark gewesen. Gütiger Gott... was sollte das nur...? D. stand an der Tür, und dann würgte sie an etwas Kühlem, und sie versuchte ihr Gesicht wegzudrehen, aber um ihren Kopf legte sich ein stählerner Griff.
    Jetzt befand sie sich in D.‘s Kombi. Sie erkannte die Resonanzen wieder. Der Kombi fuhr. Angst wallte in ihr auf. Ihr Instinkt sagte ihr, sich ruhig zu verhalten, aber die Dämpfe von Chloroform und Benzin in ihrer Kehle ließen sie gegen den Knebel anwürgen.
    D.‘s Stimme. »Wir sind gleich da.«
Sie spürte, wie der Wagen eine scharfe Biegung vollzog, und dann hörte sie Kies unter den Reifen knirschen. Kleine Steine prasselten gegen die Innenseite der Kotflügel.
Er war verrückt. Das war’s: Verrückt.
›Verrückt‹ ist ein furchteinflößendes Wort.
Was war nur los mit ihm? Ralph Mandy. Er mußte ihn vor dem Haus gesehen haben. Das hatte ihn durchdrehen lassen.
Mein Gott, was sollte das nur geben. Im Reiker Institute hatte sie einmal ein Mann zu schlagen versucht. Sie hatte sich lediglich ganz still verhalten, und da er ebenfalls blind war, hatte er sie nicht finden können. Der hier konnte allerdings verdammt gut sehen. Sie mußte sich auf alles gefaßt machen. Reiß dich zusammen. Du mußt irgendwie mit ihm sprechen. Mein Gott, sonst bringt er dich noch um, ohne dir diesen blöden Knebel abgenommen zu haben. O mein Gott, er könnte dich umbringen, weil er einfach nicht mehr in der Lage ist, zu verstehen, was du sagst.
Sei bereit. Sei auf alles gefaßt und sag nicht erst lange › Wie bitte?‹ Mach ihm unverzüglich klar, daß du das Ganze zu vergessen bereit bist, daß er von dir nicht das geringste zu befürchten hat. Du wirst nichts sagen. Verhalte dich so lange wie möglich völlig still. Und wenn das nicht geht, warte zumindest so lange, bis du seine Augen finden kannst.
Der Kombi hielt an. Er geriet leicht ins Schaukeln, als Dolarhyde ausstieg. Die Seitentür glitt auf. Der Geruch von Gras und heißen Reifen lag in der Luft. Grillen. Er stieg in den Kombi.
Gegen ihren Willen quiekte sie gegen den Knebel an und drehte ihr Gesicht von ihm ab, als er sie berührte.
Sanftes Tätscheln auf der Schulter hielt sie nicht davon ab, sich unter seinem Zugriff zu winden. Dazu bedurfte es schließlich eines kräftigen Schlags in ihr Gesicht.
Sie versuchte, gegen den Knebel anzusprechen. Sie wurde hochgehoben, davongetragen. Hohl hallten seine Schritte von der Rampe wider. Sie wußte nun genau, wo sie sich befanden. In seinem Haus. Doch wo in seinem Haus? Von rechts ertönte das Ticken der Uhr. Teppich, dann Fußboden. Das Schlafzimmer, in dem sie miteinander geschlafen hatten. Sie sank in seinen Armen nach unten, spürte schließlich das Bett unter sich.
Sie versuchte trotz des Knebels zu sprechen. Er verließ den Raum. Dann hörte sie vor dem Haus Geräusche. Die Tür des Kombi schlug zu. Er kam wieder zurück. Stellte etwas auf den Boden
Blechkanister.
Es roch nach Benzin.
»Reba .«D.‘s Stimme - zweifellos - aber so beängstigend ruhig. So beängstigend ruhig und fremd. »Reba, ich weiß nicht recht, was ich... dir sagen soll. Es war so schön mit dir, und du weißt nicht, was ich für dich getan habe. Aber ich habe mich getäuscht, Reba. Du hast mich schwach und verletzlich gemacht und mir dann weh getan.«
Sie versuchte gegen den Knebel anzusprechen.
»Wirst du auch brav sein, wenn ich dir die Fesseln

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