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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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möglichst nur an den Kanten zu berühren.
Aber sie mußten einen Fingerabdruck haben. Weshalb hätten sie sonst nach Fingerabdrücken suchen sollen, wenn sie nicht bereits einen hatten, mit dem sie Vergleiche anstellen konnten?
Jedenfalls hatten sie den Lieferwagen eindeutig nach Fingerabdrücken untersucht. Er hatte keine Zeit, sich zu vergewissern, ob sie das auch mit den Personenwagen taten.
Der Kombi. Er hatte ein Fahrzeug benutzt, in dem er Lounds im Rollstuhl hatte transportieren können - deshalb interessierten sie sich für den Lieferwagen. Vielleicht hatte in Chicago jemand den Kombi gesehen. Jedenfalls gab es bei Gateway eine Menge Kombis, private sowie Firmenfahrzeuge.
Nein, Graham wußte nur, daß er einen Kombi haben mußte. Graham wußte das, weil er es einfach wußte. Graham wußte Bescheid. Er wußte Bescheid. Dieser Dreckskerl war ein Monster.
Sie würden jedem Angestellten bei Gateway und Baeder Fingerabdrücke abnehmen. Wenn sie ihn nicht schon heute abend entdeckten, dann morgen. Er würde sein Leben lang auf der Flucht sein, und sein Gesicht würde an jedem Schwarzen Brett jedes Postamtes und jeder Polizeiwache hängen. Sie waren ihm auf der Spur. Plötzlich ließen sie ihn jämmerlich und klein erscheinen.
»Reba«, stieß er laut hervor. Doch Reba konnte ihm jetzt auch nicht mehr helfen. Sie waren ihm schon ganz dicht auf den Fersen, und er war nichts weiter als eine miese, kleine Hasenschar— »
»TUT ES DIR NUN ENDLICH DOCH LEID, DASS DU MICH HINTERGANGEN HAST?«
Tief aus seinem Innern, wo sich das zerfetzte Aquarell in seinen Eingeweiden zersetzte, ertönte die mächtige Stimme des Drachen.
»Das habe ich nicht. Ich wollte mich lediglich selbst entscheiden. Du hast mich beschimpft und -«
»GIB MIR, WAS ICH WILL, UND ICH WERDE DICH RETTEN.«
»Nein, ich ergreife die Flucht.«
»GIB MIR, WAS ICH WILL, UND DU WIRST GRAHAMS RÜCKGRAT BRECHEN HÖREN.«
»Nein.«
»SIEH DOCH, WAS DU HEUTE GETAN HAST. DAS WAR DOCH WUNDERVOLL. WIR SIND UNS JETZT SO NAHE WIE NIE ZUVOR. WIR KÖNNEN WIEDER EINS SEIN. SPÜRST DU MICH IN DIR? DU SPÜRST MICH DOCH, ODER NICHT?«
»Ja.«
»UND DU WEISST AUCH, DASS ICH DICH RETTEN KANN. DU WEISST, DASS SIE DICH AN EINEN ORT BRINGEN WERDEN, DER NOCH SCHLIMMER IST ALS DAS HEIM VON BRUDER BUDDY. GIB MIR, WAS ICH WILL, UND DU WIRST FREI SEIN.«
»Nein.«
»SIE WERDEN DICH TÖTEN. DU WIRST DICH AUF DEM BODEN WÄLZEN.«
»Nein.«
»WENN DU TOT BIST, WIRD SIE ANDERE KERLE FICKEN, SIE WIRD -»
»Nein! Halt endlich den Mund!«
»SIE WIRD ANDERE KERLE PICKEN - KERLE, DIE BESSER AUSSEHEN; SIE WIRD IHRE -«
»Hör auf! Halt den Mund!«
»FAHR LANGSAMER, UND ICH WERDE STILL SEIN.«
Dolarhydes Fuß ging vom Gas zurück.
»SO IST ES GUT. GIB MIR, WAS ICH WILL, UND ES WIRD NICHT SO WEIT KOMMEN. GIB ES MIR; DANN WERDE ICH DICH IMMER ENTSCHEIDEN LASSEN. UND DU WIRST AUCH RICHTIG SPRECHEN KÖNNEN. ICH MÖCHTE, DASS DU RICHTIG SPRECHEN KANNST. FAHR LANGSAMER. SO IST ES GUT. SIEHST DU DIE TANKSTELLE DORT VORNE? HALTE DORT ERST MAL AN, DAMIT ICH MICH IN RUHE MIT DIR UNTERHALTEN KANN...

45. K APITEL

    G raham trat aus den Büros der Personalabteilung und gönnte seinen Augen auf dem schwach erleuchteten Flur einen Moment Ruhe. Er war nervös, unruhig. Das alles dauerte ihm zu lange.
    Crawford ging die 380 Angestellten von Gateway und Baeder so schnell durch, wie das nur irgendwie möglich war - auf so etwas verstand er sich nämlich ganz hervorragend -, aber die Zeit verstrich trotzdem, und es würde immer schwieriger werden, das Ganze geheim zu halten.
    Crawford hatte die Zahl seiner Helfer bei Gateway auf ein Minimum beschränkt. (»Wir wollen ihn finden, nicht scheu machen«, hatte Crawford ihnen eingeschärft. »Falls wir ihn schon heute abend ausfindig machen können, können wir ihn möglicherweise außerhalb des Betriebs festnehmen - vielleicht in seiner Wohnung oder sonst irgendwo.«)
    Die Polizei von St. Louis hatte ihm ebenfalls ihre Unterstützung zugesichert. Lieutenant Fogel von der Mordkommission St. Louis und ein Sergeant kamen unauffällig in einem Zivilwagen vorgefahren und brachten einen Datafax mit.
    An das Gateway-Telefonnetz angeschlossen, gab der Datafax binnen weniger Minuten die Personalliste an die Identifizierungsabteilungen des FBI in Washington sowie an die Kfz-Zulassungsstellen von Missouri durch.
    In Washington würden die Namen mit den einzelnen Fingerabdruckdateien verglichen werden. Der schnelleren Bearbeitung wegen wurden Namen von Baeder-Angestellten, die

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