Roter Drache
bereits einer gründlichen Sicherheitsüberprüfung unterzogen worden waren, vorläufig ausgeklammert.
Die Kfz-Zulassungsstelle würde die Besitzer von Kombis unter den Personen auf der Liste ermitteln. Von Gateway wurden nur vier Personen zu den Untersuchungen herangezogen: Fisk, der Personalchef; Fisks Sekretärin; Dandridge von Baeder Chemical; und der Hauptbuchhalter von Gateway.
Kein Telefon wurde benutzt, um diese vier zu dem nächtlichen Treffen in den Betrieb zu bitten. Mehrere FBI-Agenten sprachen persönlich bei den Betreffenden zu Hause vor, um ihnen ihr Anliegen zu unterbreiten. (»Seht sie euch genau an, bevor ihr ihnen sagt, wozu ihr sie braucht«, hatte Crawford ihnen eingeschärft. »Und laßt sie danach auf keinen Fall mehr telefonieren. Solche Neuigkeiten verbreiten sich nämlich schneller, als man denkt.«)
Sie hatten eigentlich auf eine rasche Identifizierung anhand des Gebisses gehofft. Doch keiner der vier Gateway-Angestellten erkannte es wieder.
Graham starrte den langen Korridor hinunter, der nur von den roten Notausganglämpchen schwach erleuchtet war. Sie waren auf der richtigen Spur.
Was konnten sie an diesem Abend sonst noch tun?
Crawford hatte darum gebeten, daß die Frau aus dem Brooklyn Museum - Miß Harper - nach St. Louis geflogen würde, sobald ihr Zustand dies erlaubte. Vermutlich würde das am darauffolgenden Morgen der Fall sein. Die Polizei von St. Louis verfügte über einen hervorragend getarnten Observationskombi, von dem aus sie die Firmenangestellten beim Betreten der Betriebsgebäude beobachten konnte.
Falls sie in dieser Nacht nicht fündig werden sollten, würden alle Spuren ihrer Ermittlungen gründlichst vertuscht werden, bevor am nächsten Morgen die ersten Angestellten zur Arbeit erschienen. Graham gab sich keinen Illusionen hin - sie würden von Glück reden können, wenn ihnen ein ganzer Tag blieb, bevor sich im Betrieb die Kunde von ihren Untersuchungen verbreitete. Der Drache war bestimmt auf der Hut. Und sobald er etwas Verdächtiges bemerkte, würde er sicher sofort fliehen.
46. K APITEL
E in spätes Abendessen mit Ralph Mandy war ihr als genau das Richtige erschienen. Reba McClane war sich im klaren darüber, daß sie es ihm früher oder später auf jeden Fall sagen mußte, und zudem war sie jemand, der nicht viel davon hielt, dringend anliegende Angelegenheiten auf die lange Bank zu schieben. Im übrigen war sie auch bereits fest davon überzeugt, daß Ralph schon ahnte, worauf das Ganze hinauslief, als sie im Restaurant darauf bestand, selbst zu bezahlen.
Als er sie dann in seinem Wagen nach Hause brachte, erzählte sie es ihm; daß es eigentlich nichts mit seiner Person zu tun hätte, daß sie die gemeinsame Zeit mit ihm durchaus genossen hätte und weiter mit ihm befreundet bleiben wollte, aber daß sie nun eben jemand Neuen kennengelernt hätte.
Mochte er auch etwas verletzt wirken, so wußte sie doch, daß er gleichzeitig auch erleichtert war. Jedenfalls fand sie, daß er das Ganze recht passabel aufnahm.
An der Wohnungstür bat er sie nicht, noch mit hineinkommen zu dürfen. Er ersuchte sie lediglich um einen Abschiedskuß
- eine Bitte, die sie ihm gern gewährte. Er öffnete ihr die Tür und gab ihr die Schlüssel. Dann wartete er, bis sie nach drinnen gegangen war und die Tür abgeschlossen hatte.
Als er sich daraufhin umdrehte, schoß ihn Dolarhyde einmal in den Hals und zweimal in die Brust. Ein dreimaliges kurzes Floppen aus der schallgedämpften Pistole. Ein Motorroller machte mehr Krach. Mühelos hob Dolarhyde Mandys Körper vom Boden auf, um ihn zu einer Stelle zwischen den Büschen vor dem Haus zu tragen und dort liegen zu lassen.
Der Anblick Rebas, wie sie Mandy geküßt hatte, hatte Dolarhyde tief getroffen. Doch dann wich der Schmerz auf ewig von ihm.
Er sah noch immer aus wie Francis Dolarhyde und klang auch ganz wie er - der Drache war ein vorzüglicher Schauspieler; er spielte Dolarhydes Rolle vollkommen überzeugend.
Reba wusch sich gerade das Gesicht, als sie die Türglocke hörte. Es klingelte viermal, bevor sie die Tür erreichte. Sie tastete nach der Kette, ohne sie jedoch abzunehmen.
»Wer ist da?«
»Francis Dolarhyde.«
Sie öffnete einen Spaltbreit die Tür, immer noch durch die
Kette gesichert. »Sag’s bitte noch mal.«
»Dolarhyde. Ich bin’s.«
Sie wußte, daß er es war. Sie entfernte die Kette. Reba mochte keine Überraschungen. »Ich dachte, du hättest
gesagt, daß du mich anrufen wolltest, D.«
»Das
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