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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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daß wir über den Brief Bescheid wissen, und die Verbindung zur Zahnschwuchtel wäre wieder abgerissen. Falls jedoch die Zahnschwuchtel den Buchtitel bestimmt hat, muß es sich dabei um ein Buch handeln, von dem er wußte, daß es Lecter in seiner Zelle haben würde.«
»Chilton hat uns bereits versichert, daß er in der in Frage kommenden Zeit kein Buch aus der Bibliothek angefordert hatte«, warf Crawford ergänzend ein.
»Was haben darüber denn die Zeitungen geschrieben, Jack? Ich meine, über Lecters Lektüre.«
»Daß er Bücher über medizinische und psychologische Themen liest - und Kochbücher.«
»Demnach könnte es sich um ein Standardwerk auf einem dieser Gebiete handeln - ein gängiger Titel, von dem die Zahnschwuchtel annehmen konnte, daß Lecter ihn bestimmt in seiner Zelle haben würde«, gab Bowman zu bedenken. »Wir brauchen eine Aufstellung der Bücher, die Lecter in seiner Zelle hat. Haben Sie so eine Liste?«
»Nein.« Graham starrte auf seine Schuhe. »Ich könnte Chilton bitten... Halt. Rankin und Willingham haben doch erst seine Zelle fotografiert, bevor sie sie durchsucht haben, um dann alles wieder an seinen Platz zurückstellen zu können.«
»Dann bitten Sie sie doch, sich mit den Fotos von den Büchern mit mir zu treffen«, erklärte Bowman, während er bereits damit beschäftigt war, ein paar Dinge von seinem Schreibtisch in seinen Aktenkoffer zu packen.
»Wo?«
»In der Kongreßbibliothek.«
Crawford rief ein letztes Mal in der Chiffrierabteilung der CIA an, wo man die Zahlenkombinationen unverzüglich einem Dechiffriercomputer eingegeben hatte, der jedoch bisher noch keinen passenden Code hatte ermitteln können. Die Dechiffrierspezialisten in Langley waren jedenfalls mit Bowman einer Meinung, daß es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Buchcode handelte.
Crawford sah auf seine Uhr. »Wir haben jetzt die Wahl zwischen drei Möglichkeiten, Will, und wir müssen uns jetzt auf der Stelle für eine davon entscheiden. Wir können Lecters Annonce einfach herausnehmen, ohne sie durch eine eigene zu ersetzen. Wir können an ihrer Stelle eine Klartextanzeige aufgeben, in der wir die Zahnschwuchtel auf den toten Briefkasten aufmerksam machen. Oder wir können Lecters Annonce wie gehabt zur Veröffentlichung freigeben.«
»Bist du sicher, daß wir Lecters Annonce überhaupt noch herausnehmen lassen können?«
»Chester meint, für fünfhundert Dollar ließe sich sein Mann in der Druckerei dazu breitschlagen.«
»Ich würde nur äußerst ungern eine Klartextanzeige reinsetzen, Jack. Danach würde Lecter mit ziemlicher Sicherheit nichts mehr von seinem ›glühenden Verehrer‹ hören.«
»Sicher. Andrerseits hätte ich aber auch kein gutes Gefühl dabei, Lecters Anzeige veröffentlichen zu lassen, ohne zu wissen, was sie nun eigentlich besagt«, hielt Crawford dem entgegen. »Was könnte Lecter ihm denn mitteilen, was er nicht bereits selbst weiß? Falls er herausgefunden haben sollte, daß wir einen partiellen Daumenabdruck von ihm haben, ohne jedoch seine Fingerabdrücke in unseren Karteien gespeichert zu haben, brauchte er nur seinen Daumen etwas abzuschaben und sich seine Zähne ziehen zu lassen, um uns vor Gericht mit einem breiten zahnlückigen Grinsen tüchtig auszulachen.«
»In dem Dossier, das wir für Lecter zusammengestellt haben, stand nichts von dem Daumenabdruck. Wir lassen Lecters Annonce besser drinnen. Zumindest wird sie die Zahnschwuchtel ermutigen, sich wieder mit ihm in Verbindung zu setzen.«
»Und wenn er ihn darin zu etwas anderem ermuntert, als nur wieder einen Brief zu schreiben?«
»Dann wird uns das Ganze noch einige Zeit schwer im Magen liegen«, entgegnete Graham. »Aber wir haben keine andere Wahl.«
Fünfzehn Minuten später setzten sich in der Druckerei in Chicago die Rotationsmaschinen mit dem Tattler in Bewegung, und bis sie ihre volle Laufgeschwindigkeit erreicht hatten, stieg in der weiten Halle von dem Vibrieren und Dröhnen der schweren Maschinen der Staub auf. Der FBI-Agent, der inmitten des Geruchs von Druckerschwärze und frischbedrucktem Papier wartete, nahm eine der ersten Ausgaben vom Stapel.
Die Schlagzeilen lauteten unter anderem ›Kopftransplantation!‹ und ›Astronomen erhaschen Blick auf Gott!‹
Der FBI-Mann vergewisserte sich, daß Lecters Annonce innerhalb der Kontaktanzeigen an ihrem Platz war, und steckte die Zeitung dann in einen Expreßumschlag nach Washington. Er sollte diese Zeitung einige Jahre später anläßlich eines

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