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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Molly nur.
Es war inzwischen später Nachmittag. Sie hielten an einem Restaurant am Straßenrand, wo sie Krabben aßen. Willy ging das Hummerbecken ansehen.
»Mir tut das alles schrecklich leid, Molly«, begann Graham darauf. »Ich weiß gar nicht, wie ich das je wieder gutmachen soll.«
»Ist er nun hinter dir her?«
»Bisher besteht noch kein Grund zu dieser Annahme, wenn man davon absieht, daß Lecter ihm genau das vorgeschlagen hat beziehungsweise ihn regelrecht dazu gedrängt hat.«
»Ein ganz schön unangenehmes, beklemmendes Gefühl.«
»Ich weiß. Du und Willy - im Haus von Crawfords Bruder habt ihr nichts zu befürchten. Kein Mensch, außer Crawford und mir, weiß, daß ihr dort seid.«
»Komm mir bloß nicht mit diesem Crawford.«
»Es ist ein schönes Haus. Du wirst sehen.«
Sie holte tief Luft, und als sie sie wieder entweichen ließ, schien damit auch ihr Ärger zu verfliegen und sie nur noch ruhig, aber müde zurückzulassen. Sie bedachte Graham mit einem schiefen Lächeln. »Ich kann dir sagen, eine Weile war ich ganz schön sauer. Müssen wir uns dort mit irgendwelchen Crawfords arrangieren?«
»Nein.« Er schob den Brotkorb beiseite, um ihre Hand zu ergreifen. »Wie weit ist Willy im Bilde?«
»Er weiß ziemlich genau Bescheid. Er hat bei den Eltern seines Freundes Tommy irgend so ein Revolverblatt rumliegen sehen. Tommy hat Willy sogar extra drauf aufmerksam gemacht. In der Zeitung stand einiges über dich, im wesentlichen offensichtlich ziemlich verquerer Unsinn. Über Hobbs, diese Anstalt, in die du nachher eingeliefert wurdest, über Lecter - die ganze Chose eben. Willy war danach ziemlich durcheinander. Ich habe ihn gefragt, ob er darüber sprechen wollte. Aber er wollte nur wissen, ob ich von Anfang an Bescheid gewußt hätte. Ich habe ihm geantwortet, ja, du hättest mir vor unserer Heirat alles erzählt. Und dann habe ich ihn gefragt, ob ich ihm alles erzählen sollte, wie es wirklich war, worauf er gemeint hat, er wollte es lieber von dir selbst hören.«
»Nicht übel. Der Junge hat wirklich Format. Was war das denn für eine Zeitung, der Tattler?«
»Ich weiß es nicht, aber ich nehme an.«
»Besten Dank, Freddy.« Eine Welle heftiger Wut auf Freddy Lounds hob Graham von seinem Stuhl. Er ging auf die Toilette und wusch sich mit kaltem Wasser das Gesicht.
    Sarah schickte sich eben zum Gehen an und verabschiedete sich von Crawford, als das Telefon klingelte. Sie legte ihre Handtasche und den Schirm noch einmal beiseite, um den Hörer abzunehmen.
    »Special Agent Crawfords Büro... Nein, Mr. Graham ist nicht hier, aber wenn Sie... Einen Augenblick bitte; selbstverständlich werde ich das... Ja, er wird morgen nachmittag hier sein, aber lassen Sie mich doch...«
    Ihr Tonfall ließ Crawford hinter seinem Schreibtisch hervorkommen.
Sarah hielt den Hörer, als wäre er eben in ihrer Hand gestorben. »Er hat sich nach Will erkundigt und gesagt, er würde morgen nachmittag noch einmal anrufen. Ich habe ihn hinzuhalten versucht.«
»Wer war das?«
»Er hat nur gesagt: ›Richten Sie Graham aus, Pilger hätte angerufen!? So hat Dr. Lecter doch -«
»— die Zahnschwuchtel genannt«, sprach Crawford den Satz für sie zu Ende.
Während Molly und Willy ihre Sachen auspackten, fuhr Graham Lebensmittel einkaufen. Als er mit den entsprechenden Vorräten zurückkam und gegenüber dem Haus parkte, blieb er erst noch ein paar Minuten im Wagen sitzen, ohne das Lenkrad loszulassen. Es tat ihm furchtbar leid, daß Molly seinetwegen gezwungen war, ihr Heim, das sie so sehr liebte, zu verlassen, um in einer völlig fremden Umgebung zu leben.
Crawford hatte sich wirklich Mühe gegeben. Das war kein bedrückend neutrales Rückzugshaus des FBI mit vom Schweiß unzähliger nervöser Handflächen ausgebleichten Sessellehnen. Statt dessen handelte es sich um ein frisch gekalktes Cottage mit Geißblattbüschen neben der Eingangstreppe. Das gemütliche Häuschen war das Produkt liebevoller Pflege und unverkennbaren Ordnungssinns. Der Garten, der sich dahinter anschloß, fiel sanft zur Chesapeake Bay ab, und auf das Wasser führte ein hölzerner Steg hinaus. Hinter den Vorhängen flimmerte bläulichgrünes Fernseherlicht. Molly und Willy sahen sich ein Baseballspiel an, wußte Graham.
Willys Vater war Baseballprofi gewesen und nicht der schlechtesten einer. Er und Molly hatten sich im Schulbus kennengelernt und im College geheiratet.
Er wurde in den engeren Kreis der ersten Mannschaft der Cardinals aufgenommen und schaffte

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