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Roter Drache

Roter Drache

Titel: Roter Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Harris
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Möglicherweise war der Brief im Umschlag zur besseren Tarnung zwischen irgendeine harmlos wirkende Drucksache gelegt.«
»Tja, das war’s dann auch schon«, erklärte Bowman abschließend. »Falls Sie nicht noch irgendwelche Fragen haben, Jack, würde ich mich schon gern mal verabschieden - Sie wissen ja, mein Gerichtstermin. Ich werde mich noch mal bei Ihnen melden, sobald ich fertig bin.«
»Tunken Sie den beiden die Köpfe mal ordentlich ein«, verabschiedete ihn Crawford.
Graham machte sich daraufhin über die Kontaktanzeigen aus dem Tattler her. (›Attraktive Sie mit Superfigur, 52 Jahre jung, sucht christlichen Löwen und Nichtraucher zwischen 40 und 70. Keine Kinder bitte. Künstliches Glied kein Hinderungsgrund. Nur ernstgemeinte Zuschriften.‹)
Voll in der ungestillten Sehnsucht und der Einsamkeit der Annoncen aufgehend, bemerkte Graham erst gar nicht, daß die anderen Teilnehmer an der Besprechung bereits aufbrachen, bis Beverly Katz ihn ansprach.
»Entschuldige, Beverly, aber ich habe einfach nicht gehört, was du gesagt hast. « Graham schaute in ihre strahlenden Augen und ihr gut gealtertes Gesicht auf.
»Ich habe nur gesagt: Schön, dich wieder mal zu sehen, Will. Gut siehst du aus.«
»Danke, Beverly.«
»Saul besucht gerade einen Kochkurs, und ich muß sagen, er hat bereits einiges gelernt. Komm doch mal bei uns vorbei, wenn sich hier der Sturm etwas gelegt hat; er ist dankbar für jedes Versuchsobjekt, an dem er seine neuen Kochkünste ausprobieren kann.«
»Gerne, Beverly.«
Zeller ging in sein Labor, so daß nur noch Crawford und Graham übrig waren, um einen besorgten Blick auf die Uhr zu werfen.
»In vierzig Minuten geht der Tattler in Druck«, sagte Crawford. »Ich glaube, ich riskiere es. Sollen sie sich jetzt auch die Post vornehmen? Was denkst du?«
»Dir wird wohl gar nichts anderes übrig bleiben.«
Crawford rief über Zellers Apparat in Chicago an, um sich dann wieder Graham zuzuwenden. »Will, wir müssen unbedingt eine Ersatzannonce parat haben, falls die in Chicago fündig werden.«
»Gut, ich werde mir was ausdenken.«
»Dann regle ich inzwischen das mit dem toten Briefkasten.« Crawford rief den Secret Service an und führte ein längeres Gespräch. Graham machte sich noch immer eifrig Notizen, als er schließlich einhängte.
»Na wunderbar, dieser tote Briefkasten kann sich wirklich sehen lassen«, erklärte Crawford schließlich. »Es handelt sich dabei um außen angebrachte Postfächer einer Feuerlöscheinheit in Annapolis. Das ist durchaus Lecter-Territorium. Die Zahnschwuchtel wird sicher darauf achten, daß es sich auch um einen Ort handelt, der Lecter geläufig sein kann. Alphabetische Fächer. Die Feuerwehrleute brauchen nur vorzufahren, um in den Fächern nach ihrer Post und ihren Auftragszuteilungen zu sehen. Unser Mann kann sie von einem Park auf der anderen Straßenseite hervorragend beobachten. Die Leute vom Secret Service meinen jedenfalls, das Ganze sähe recht überzeugend aus. Sie wollten dort mal einem Geldfälscher eine Falle stellen, aber dann erwies sich das doch als überflüssig. Hier ist die Adresse. Und wie steht’s mit der Nachricht?«
»Wir müssen ihm gleich zwei Nachrichten übermitteln. In der ersten warnen wir ihn, daß die Polizei ihm bereits auf die Schliche zu kommen droht und er sich keinesfalls in falscher Sicherheit wiegen soll. Er hätte in Atlanta einen groben Fehler gemacht, und sollte er sich noch einmal zu so etwas hinreißen lassen, wäre sein Schicksal besiegelt. Außerdem soll er davon unterrichtet werden, daß Lecter ›geheime Informationen‹ an ihn abgeschickt hat, die ich Lecter über unsere Ermittlungen gezeigt habe und die Auskunft darüber geben, wie dicht wir ihm bereits auf der Spur sind und welche Anhaltspunkte wir haben. Diese Nachricht weist die Zahnschwuchtel mit den Worten ›Ihre Unterschrift‹ auf eine zweite Annonce hin.
Die zweite Anzeige beginnt dann mit ›ein glühender Verehrer ...‹ und enthält die Adresse des toten Briefkastens. Wir müssen es auf jeden Fall so machen, da die Warnung in der ersten Annonce trotz der verschlüsselten Ausdrucksweise durchaus ein paar Verrückte auf den Plan rufen könnte. Deshalb müssen wir verhindern, daß sie die Adresse herausfinden und uns eventuell noch alles verpatzen, indem sie dort auftauchen.«
»Gut. Sehr gut sogar. Sollen wir in meinem Büro warten, bis es soweit ist?«
»Ich möchte lieber vorher noch einiges erledigen. Ich muß unbedingt Brian Zeller

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