Roter Drache
Besuchs des FBI-Museums mit seinen Kindern noch einmal zu Gesicht bekommen und sich bei dieser Gelegenheit dann an seinen Daumenabdruck auf der ersten Seite erinnern, mit dem er die noch frische Druckerschwärze verschmiert hatte.
15. K APITEL
I n der Stunde vor Morgengrauen erwachte Crawford aus tie fem Schlaf. Im Schlafzimmer war es noch dunkel, und er spürte seiner Frau ausladendes Becken an seinem Gesäß. Ihm wurde erst klar, warum er eigentlich aufgewacht war, als das Telefon ein zweites Mal klingelte. Seine Hand fand den Hörer, ohne erst lange danach tasten zu müssen.
»Jack, hier spricht Lloyd Bowman. Ich habe den Code geknackt. Und ich dachte, Sie würden den Inhalt der Nachricht unverzüglich wissen wollen.«
»Dann schießen Sie schon mal los, Lloyd.« Crawfords Zehen tappten nach seinen Pantoffeln.
»Die Nachricht lautet wie folgt: Graham Zuhause Marathon. Florida. Rette dich. Alle umbringen.«
»Gütiger Gott. Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
»Allerdings.«
Crawford stürzte in sein Arbeitszimmer, ohne sich die Zeit zu nehmen, in seinen Morgenmantel zu schlüpfen. Er telefonierte zweimal mit Florida, einmal mit dem Flughafen und rief schließlich Graham in seinem Hotel an.
»Will, Bowman hat eben den Code geknackt.«
»Und was ist dabei herausgekommen?«
»Sag‘ ich dir gleich. Jetzt hör mir erst mal gut zu. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich habe bereits alles Nötige geregelt, so daß du beruhigt am Apparat bleiben kannst.«
»Mach’s doch nicht so spannend.«
»Deine Privatadresse. Lecter hat diesem Irren deine Adresse in Marathon gegeben. Bitte, bleib dran, Will. Der zuständige Distriktsheriff hat bereits zwei Wagen nach Sugarloaf rausgeschickt. Außerdem ist eine Küstenbarkasse des Zolls dorthin unterwegs. Die Zahnschwuchtel kann in der kurzen Zeit noch nichts unternommen haben. Warte doch. Du kannst effektiver vorgehen, wenn du dir von mir helfen läßt. Hör also erst mal gut zu.
Die Hilfssheriffs werden Molly nicht unnötig beunruhigen. Sie werden mit ihren Wagen lediglich die Zufahrt zum Haus absperren. Zwei Hilfssheriffs werden aus einem Versteck das Haus beobachten. Du kannst Molly ja anrufen, wenn sie aufwacht. Ich komme dich in einer halben Stunde abholen.«
»Da werde ich nicht mehr hier sein.«
»Die nächste Maschine nach Florida geht erst um acht. Es wird vernünftiger sein, sie hierher zu bringen. Sie können im Haus meines Bruders in Chesapeake unterkommen. Ich habe bereits einen ausgezeichneten Plan, Will. Warte also erst mal ab und hör ihn dir in Ruhe an. Falls du etwas daran auszusetzen hast, setze ich dich persönlich in das nächste Flugzeug. «
»Ich brauche ein paar Dinge aus dem Waffenlager.«
»Das werden wir erledigen, sobald ich dich abholen komme.«
Molly und Willy waren unter den ersten Passagieren, die auf dem National Airport von Washington die Maschine verließen. Sie lächelte nicht, als sie Graham in der Menge der Wartenden entdeckte, sondern wandte sich statt dessen Willy zu, um etwas zu ihm zu sagen, während sie vor dem Strom aus Florida zurückkehrender Urlauber hergingen.
Sie sah Graham erst von oben bis unten prüfend an, bevor sie einen letzten Schritt auf ihn zutrat und ihm einen Kuß auf die Wange drückte. Ihre sonnengebräunten Finger fühlten sich kühl an auf seiner Haut.
Graham merkte, daß ihn der Junge beobachtete. Und als er sich ihm dann zuwandte, schüttelte er ihm die Hand mit weit von sich gestrecktem Arm.
Auf dem Weg zum Wagen machte Graham einen Witz über das Gewicht von Mollys Koffer.
»Dann laß ihn doch mich tragen«, maulte Willy.
Ein brauner Chevrolet mit einer Maryland-Nummer hängte sich an sie, als sie losfuhren.
Graham nahm die Brücke in Arlington und zeigte Molly und Willy die Lincoln- und Jeffersondenkmäler sowie das Washington Monument, bevor sie in Richtung Osten nach Chesapeake Bay weiterfuhren. Zehn Meilen außerhalb Washingtons rückte auf dem rechten Fahrstreifen der braune Chevrolet neben ihnen auf. Sein Fahrer schaute mit vor dem Mund gehaltener Hand zu ihnen herüber, und dann ertönte in ihrem Wagen plötzlich aus dem Nichts eine blecherne Stimme.
»Fox Edward, alles klar. Gute Reise noch.«
Graham holte das versteckte Mikrofon unter dem Armaturenbrett hervor. »Roger, Bobby. Und besten Dank.«
Der Chevrolet fiel wieder zurück und setzte dann zum Wenden an.
»Er hat sich nur vergewissert, daß uns niemand von der Presse oder sonst jemand folgt«, erklärte Graham dazu.
»Ach so«, sagte
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