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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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    Daniel Dvorak legte seine Hand auf ihre und hielt sie fest. »Es tut mir leid«, sagte er. »Das muß dort bleiben.«
    »Ich will, daß dieses Ding aus dem Hals meines Mannes verschwindet!«
    »Im Moment muß es noch darin bleiben. Ich nehme es heraus, wenn ich mit der Untersuchung fertig bin.«
    »Wer, zum Teufel, sind Sie denn?«
    »Ich bin von der Rechtsmedizin. Dr. Dvorak.« Er sah hinüber zu dem Detektiv von der Mordkommission, der gerade den Raum betreten hatte.
    »Mrs. Brace?« sagte der Cop. »Ich bin Detective Sheehan. Kommen Sie doch mit mir an einen ruhigeren Ort. Wo wir uns hinsetzen können.«
    Greta rührte sich nicht von der Stelle. Sie stand da mit Robbies Gesicht zwischen den Händen und murmelte, das eigene Gesicht hinter dem Wust roter Haare verborgen, leise vor sich hin.
    »Wir benötigen Ihre Hilfe, Mrs. Brace, um herauszu-bekommen, was da passiert ist.« Der Cop faßte sie sanft an der Schulter. »Gehen wir in ein Zimmer nebenan. Wo wir uns unterhalten können.«
    Schließlich ließ sie sich vom OP-Tisch wegführen. An der Tür blieb sie noch einmal stehen und sah zu ihrem Mann zurück.
    »Ich bin gleich wieder da, Robbie«, sagte sie und ging langsam hinaus.
    Toby und Dvorak blieben allein zurück. »Ich habe gar nicht gewußt, daß Sie hier sind«, sagte sie.
    »Vor zehn Minuten bin ich angekommen. Bei den vielen Leuten da draußen haben Sie mich wohl übersehen.«
    Sie sah Robbie an. Ob sein Körper wohl noch warm war? »Ich wünschte, ich könnte die Notaufnahme schließen und nach Hause gehen. Aber es kommen immer wieder neue Patienten. Mit ihren Wehwehchen und ihrem Schnupfen. Ihrem gottverdammten Pipikram …« Ihre Augen füllten sich plötzlich mit Tränen. Sie wischte sie weg und wandte sich zur Tür.
    »Toby?«
    Sie blieb stehen, antwortete aber nicht und sah auch nicht zurück.
    »Ich muß mit Ihnen reden. Über das, was heute abend passiert ist.«
    »Das habe ich schon mit einem halben Dutzend Cops getan. Niemand von uns hat gesehen, was draußen passiert ist. Wir haben ihn auf dem Parkplatz gefunden. Er kroch auf das Gebäude zu …«
    »Stimmen Sie mit Dr. Carey darin überein, daß die Todesursache Verbluten nach Verletzung der Aorta war?«
    Sie holte tief Luft und drehte sich zögernd zu ihm um. »Mit allem, was immer Dr. Carey dazu sagt.«
    »An was im einzelnen erinnern Sie sich bei dem Eingriff?«
    »Es gab … eine kleine Auszackung in der Aorta. Er hat sie vernäht. Aber dann sahen wir, daß die Kugel … durchgeschlagen war … Es war ein intimaler Riß. Die Aorta war angerissen. Dann platzte die Adernwand …« Sie schluckte und sah zur Seite. »Es war ein Alptraum.«
    Er schwieg.
    »Ich habe ihn
gekannt
«
,
flüsterte sie. »Ich war bei ihm zu Hause. Ich kenne seine Frau. O mein Gott.« Sie stürzte aus dem Zimmer.
    Ihre einzige Zuflucht war jetzt der Schlafraum für die diensthabenden Ärzte. Sie machte die Tür hinter sich zu, setzte sich aufs Bett und weinte. Ihr Oberkörper schaukelte vor und zurück.
    Daß es an der Tür klopfte, hörte sie nicht einmal.
    Dvorak kam leise ins Zimmer. Er zog Kittel und Handschuhe aus, stand jetzt unsicher neben dem Bett und wußte nicht, was er sagen sollte.
    »Sind Sie in Ordnung?« fragte er schließlich.
    »Nein, das bin ich nicht.«
    »Es tut mir leid, daß ich Ihnen die Fragen gestellt habe. Ich mußte es.«
    »Sie haben das so verdammt kaltblütig getan.«
    »Ich mußte Bescheid wissen, Toby. Wir können Dr. Brace jetzt nicht mehr helfen. Aber wir können die notwendigen Antworten finden. Das schulden wir ihm.«
    Sie barg ihr Gesicht in den Händen und kämpfte um Gleichgewicht, wollte aufhören zu weinen. Die Tränen beschämten sie um so mehr, als
er
vor ihr stand und sie ansah. Sie hörte die Sessel quietschen. Er hatte sich hingesetzt. Schließlich gelang es ihr, den Kopf zu heben und ihm direkt in die Augen zu sehen.
    »Ich wußte nicht, daß Sie und das Opfer miteinander bekannt waren«, sagte er.
    »Er ist nicht
das Opfer.
Er heißt Robbie.«
    »Okay. Robbie.« Er zögerte. »Waren Sie gute Freunde?«
    »Nein. Keine …
guten
Freunde.«
    »Es scheint Ihnen aber ziemlich nahezugehen.«
    »Und das verstehen Sie nicht. Oder?«
    »Nicht ganz.«
    Sie holte Luft und ließ sie ganz langsam wieder entweichen.
    »Bisweilen packt es einen, wissen Sie? Meistens kommen wir damit zurecht, wenn wir einen Patienten verlieren. Und dann kommt ein Kind herein. Oder jemand, den wir kennen. Und plötzlich merken wir, wir

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