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Roter Engel

Roter Engel

Titel: Roter Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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kommen damit überhaupt nicht mehr klar …« Sie wischte sich mit der Hand über die Augen.
    »Ich muß wieder an die Arbeit. Da draußen müssen schon Patienten auf mich warten …«
    Er faßte ihre Hand. »Toby, wenn Ihnen das etwas bedeutet: Ich glaube nicht, daß Sie irgend etwas hätten unternehmen können, um ihn zu retten. Die Verletzung der Aorta war zu schwerwiegend.«
    Sie sah auf seine Hand und war ein wenig überrascht, daß er ihre noch immer hielt. Auch er schreckte jetzt von der spontanen Berührung zurück und ließ ihr Handgelenk los. Eine Weile saßen sie schweigend da.
    »Das alles ist bestimmt nicht zufällig passiert«, sagte sie. Sie verschränkte die Arme, hielt mit den Händen die Schultern und mußte ihm wieder fest in die Augen sehen. »Ich gehe jeden Abend über den Parkplatz. Auch alle unsere Schwestern. Wenn es nur ein versuchter Raubüberfall war, dann wären wir die viel leichteren Opfer gewesen.«
    »Hat es schon mal Überfälle in der Umgebung des Krankenhauses gegeben?«
    »Mir fällt nur einer ein. Vor ein paar Jahren wurde eine Schwester vergewaltigt. Aber hier geht es nicht zu wie da drinnen in Boston. Wir haben hier keine Angst um unsere Sicherheit.«
    »Auch in den Vorstädten gibt es Verbrecher.«
    Es klopfte an der Tür. Toby öffnete. Draußen stand Detective Sheehan.
    »Dr. Harper, ich habe ein paar Fragen an Sie«, sagte er, trat ein und machte die Tür hinter sich zu. Plötzlich wirkte das Zimmer sehr voll. »Ich habe gerade mit Mrs. Brace gesprochen, sie glaubt, ihr Mann sei hierhergefahren, um sich mit
Ihnen
zu treffen.«
    Toby schüttelte den Kopf. »Warum denn?«
    »Das fragen wir uns auch. Er hat seine Frau gegen sechs Uhr angerufen und gesagt, er fahre ins Wicklin Hospital und komme erst später heim.«
    »War er im Wicklin?«
    »Das überprüfen wir gerade. Was wir nicht wissen: Warum war er am Ende
hier?
Können Sie sich das vorstellen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Wann haben Sie Dr. Brace das letzte Mal gesehen?«
    »Gestern abend.«
    Sheehan zog eine Augenbraue hoch. »Kam er zu Ihnen ins Springer?«
    »Nein. Ich war bei ihm zu Hause. Er hat mir geholfen, etwas in den Krankenunterlagen eines Patienten nachzu-sehen.«
    »Sie haben sich getroffen, um Krankenblätter durchzu-gehen?«
    »Ja.« Sie sah Dvorak an. »Es war gleich, nachdem ich
Sie
gesehen hatte. Sie hatten mir nur Angus Parmenters Diagnose mitgeteilt. Ich fragte mich, ob Harry Slotkin wohl ebenfalls Creutzfeldt-Jakob gehabt hat. Also haben Robbie und ich uns Slotkins Unterlagen angesehen.«
    »Was ist das für eine Krankheit?« warf Sheehan ein.
    »Creutzfeld-Jakob ist eine tödliche Infektion des Gehirns.«
    »Okay. Sie und Dr. Brace haben sich also gestern abend getroffen. Und dann?«
    »Wir sind zusammen nach Brant Hill gefahren. Haben uns gemeinsam die Krankengeschichte angesehen. Dann sind wir heimgefahren.«
    »Sie sind nicht irgendwo ausgestiegen? Er war nicht bei Ihnen zu Hause?«
    »Nein. Ich bin allein nach Hause gefahren und gegen halb elf angekommen. Er hat mich danach nicht angerufen und ich ihn auch nicht. Darum weiß ich auch nicht, was er heute abend von mir wollte.«
    Es klopfte.
Wie viele Leute paßten denn noch in den Raum?
fragte Toby sich und öffnete die Tür.
    Es war Val. »Wir haben einen Mann mit linksseitigen Lähmungserscheinungen und verwaschener Sprache. Blutdruck zweihundertfünfzig zu hundertdreißig. Er ist in Raum zwei.«
    Toby sah Sheehan an. »Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Entschuldigen Sie mich jetzt, ich muß mich um unsere Patienten kümmern.«
    Es war acht Uhr, als Toby ihren Wagen neben Janes blauem Saab abstellte. Sie war einfach zu erschöpft, gleich auszusteigen und nach Ellen zu sehen, blieb einen Moment sitzen und sah den Laubblättern zu, die der Wind über den Rasen fegte. Sie hatte eine der schlimmsten Nächte ihres Lebens hinter sich.
    Erst Robbies Tod, dann eine ganze Reihe ernsthaft kranker Patienten hintereinander – ein Schlaganfall, ein Myokardinfarkt und ein Emphysem in so kritischem Zustand, daß der Patient hatte intubiert werden müssen. Dazu das Tohuwabohu, das diese herumwimmelnden Cops mit ihren schnatternden Walkie-Talkies angerichtet hatten. War letzte Nacht vielleicht auch noch Vollmond gewesen? Irgendeine verrückte Planetenkonstellation, die das ganze Chaos in ihrer Notaufnahme hervorgerufen hatte? Und dann war da dieser Detective Sheehan gewesen, der ihr bei jeder Gelegenheit aufgelauert und
nur noch eine letzte Frage
gestellt

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