Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
unsere Entscheidung. Dennoch bitten wir weiterhin um Geduld, während wir die möglichen Konsequenzen abwägen und genau ausloten.« Er hielt inne und nahm einen Schluck Wasser. Ich hatte den Eindruck, als er wolle noch einen Moment abwarten, ehe er weitersprach.
»Abgesehen von unseren eigenen Überlegungen stehen wir seit einiger Zeit auch in Verhandlungen mit dem Abgesandten Königin Maeves – Hawthorne Banathsheh.« Er wies mit der Hand auf den Feen-Mann. »Sollte sich der Rat für einen Krieg aussprechen, wird die Unterstützung der Königin ausschlaggebend dafür sein, ob wir diesen auch gewinnen können. Jetzt möchten wir Hawthorne Banathsheh jedoch zuerst einmal ganz herzlich bei uns willkommen heißen und ihm versichern, dass der Rat der Hekate in jedem Falle weiterhin an der Allianz mit dem Feenvolk festhalten will.«
Hawthorne nickte herrschaftlich und zeigte ein dünnlippiges
Lächeln. »Ratsherr Orpheus, Königin Maeve – möge die Göttin ihr wohlgesonnen sein – schickt ihrerseits die besten Wünsche an alle Mitglieder des hochverehrten Rates sowie an die ehrenwerten Bürger des Magiervolkes. Die Königin ist erfreut, dass es uns gelungen ist, die Verhandlungen zu einem befriedigenden Abschluss zu bringen. Wenn es der Rat der Hekate in seiner Weisheit für angebracht hält, eine Entscheidung zugunsten eines kriegerischen Vorgehens zu treffen, so ist die Königin ihrerseits bereit, dem Rat ihre volle Unterstützung zukommen zu lassen.«
Ein aufgeregtes Raunen lief durch den Saal und die Reihen der Magier. Auch ich setzte mich bei dieser Nachricht etwas aufrechter hin. Ich verstand nur nicht, warum Maisie nicht zufriedener wirkte. Schließlich war es sicher auf ihre erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Feen-Abgesandten zurückzuführen, dass die Königin ihre Unterstützung zugesagt hatte.
Hawthorne lächelte die Zuhörerschaft hochmütig an. »Zusammen wird unsere alte und ehrwürdige Gemeinschaft den Abschaum der Schattengeschlechter endlich auf immer vom Antlitz dieser Erde tilgen – wider die Dominae!«
Als lauter Jubel ausbrach, richteten sich die Augen des Feen-Mannes auf mich. Ich rutschte unruhig auf meinem Kissen hin und her. Was hatte dieser Kerl mit den Magiern ausgehandelt?
»Ich danke Euch, Abgesandter Banathsheh«, sagte Orpheus. »Bitte übermittelt der Königin unsere herzlichsten Grüße, wenn Ihr morgen wieder an den Hof zurückkehrt.«
Dann wandte er sich Maisie zu. »Wir werden nun der
Ehrenwerten Maisie Graecus das Wort übergeben. Maisie?« Seine Stimme klang angespannt, als hätte er lieber nicht mit ihr gesprochen. Es kam mir vor, als brächte er es kaum über sich, sie anzusehen.
Maisie erhob sich. Sie stand aufrecht und hielt den Blick nach vorn gerichtet, als sie sprach. »Ich habe nichts zu berichten.« Mit diesen Worten nickte sie Orpheus respektvoll zu und setzte sich wieder.
Verwirrtes Gemurmel erhob sich. Offensichtlich waren die Magier enttäuscht, dass ihnen ihr Orakel keine neuen Visionen zu bieten hatte. Orpheus runzelte die Stirn und lehnte sich zu Maisie. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, doch sie schüttelte nur den Kopf, die Lippen fest aufeinandergepresst. Der Magier starrte sie einen Moment lang an. Sie erwiderte seinen Blick so kalt, dass er es nicht wagte, sie wegen ihrer fehlenden Visionen an den Pranger zu stellen. Schließlich seufzte er und wandte sich wieder der Menge zu. »Die Versammlung ist aufgehoben.«
Wütende Rufe waren zu hören. Die Magier verlangten nach Antworten, aber Orpheus stürmte wortlos aus dem Raum. Der Feen-Abgesandte erhob sich ebenfalls und begann mit den anderen Ratsmitgliedern zu sprechen. Zweifelsohne spielte er seine diplomatische Rolle mit großer Würde. Ich erhob mich und trat zu Maisie. Sie sammelte gerade ihre Papiere ein und wich den wütenden Blicken der Magier aus, die an ihr vorbei dem Ausgang zueilten.
»Maisie?«
Sie blickte auf. »Hi, Sabina.« Sie seufzte.
Ich wies mit dem Kinn in Richtung Tür. »Da ist aber jemand ziemlich schlecht gelaunt. Geht es dir gut?«
Sie sah mich gequält an. »Das Einzige, was mich in Orpheus’ Augen jetzt noch retten kann, ist eine richtige Vorhersage über die Abstimmung.« Sie beugte sich vor und fügte flüsternd hinzu: »Das ist auch der wahre Grund, warum man noch nicht abgestimmt hat, obwohl wir die Königin jetzt hinter uns wissen.« Die Nachricht schien sie nicht glücklich zu machen.
»Man hätte eigentlich annehmen können, dass die Unterstützung der
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