Roter Fluch - Wells, J: Roter Fluch - Mage in Black - Red-Headed Stepchild Trilogie 2
Vermutlich würde ich innerhalb der nächsten Stunden Heißhunger auf Kuchen und Pizza entwickeln, aber das war mir egal. Gierig nahmen meine Zellen seinen Lebenssaft in sich auf. Das High brachte meine Nervenenden zum Prickeln.
Nach einer Weile wurde sein Körper schlaff, und ich ließ ihn zu Boden gleiten. Ich hatte ihn nicht umgebracht,
aber er würde mehr brauchen als Kekse und Saft, wenn er wieder zu sich kam. Mit Hilfe einiger Bananenkisten verbarg ich ihn vor neugierigen Blicken. Bis er das Bewusstsein wiedererlangte oder ihn jemand fand, wäre ich schon lange verschwunden. Ich hob das Buttermesser auf und steckte es in den Stiefelschaft, ehe ich davoneilte.
Derart gestärkt entfernte ich mich immer weiter vom Aderlass. Ich redete mir ein, nur noch etwas die Nacht genießen zu wollen, aber in Wirklichkeit war ich nicht bereit, mich Slade und der Realität zu stellen. Noch nicht. Ich wollte noch ein Weilchen das Blut genießen, das durch meine Adern floss. Endlich mal wieder wie ein echter Vampir durch die Nacht ziehen. Erst in ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen und einen neuen Tag voller schwieriger Entscheidungen mit sich bringen.
Ich hatte bereits einige Blocks hinter mir gelassen und war zufrieden damit, einfach nur das Leben von New York um mich herum zu spüren. Das Blut hatte meine Sinne geschärft, so dass sich mir mit jedem Schritt ein neuer Geruch, ein neuer Anblick oder ein neues Geräusch bot, das ich in mich aufnehmen konnte.
Nach einer Weile zeichneten sich die dunklen Schatten des Central Parks vor mir ab. Ich wurde langsamer und blickte mich um, da ich herausfinden wollte, wo ich mich eigentlich genau befand.
Nachdem ich dem dichten Wald aus Wolkenkratzern entkommen war, konnte ich den Himmel wieder sehen. Im Westen hing tief der Mond wie ein praller roter Ball. Der Blutmond. Mir zog sich der Magen zusammen. Das Durcheinander der letzten Tage hatte mich das bevorstehende Fest völlig vergessen lassen.
Im Grunde war es auch nicht wichtig. Nicht mehr. Von Bedeutung war jetzt nur noch, dass ich mir keine Sorgen machen musste, in diesem Teil der Stadt aus Versehen auf einen Magier zu treffen. Sie wären alle in Sleepy Hollow, um dort das Blutmondfest zu feiern.
Ich bog nach rechts in die Neunundfünfzigste West ein, anstatt in den Park zu gehen. Das Rauschen der Bäume zu meiner Linken und die Kakophonie der Stadt zu meiner Rechten zogen mich in entgegengesetzte Richtungen. Ich blickte starr nach vorn, um weder dem einen noch dem anderen Lockruf zu erliegen.
Ich ließ einen weiteren Block hinter mir. Plötzlich vernahm ich das Schlagen von Flügeln, gefolgt von einem grellen Kreischen. Ich blieb stehen und blickte in die schattigen Bäume hinauf. Ein rotes Paar Augen blinzelte mir von einem Ast herab entgegen. Ich hatte Stryx seit Tagen nicht mehr gesehen. Es war so viel geschehen, dass ich seine Abwesenheit nicht einmal bemerkt hatte. Als ich ihn jetzt erblickte, stellten sich meine Nackenhaare auf. Doch dann fiel mir ein, dass mir Maisie eine Nachricht zukommen lassen wollte. Hatte sie Stryx vielleicht geschickt, um mich zu holen?
Als ich mich dem Baum näherte, segelte die Eule davon und führte mich tiefer in den Park hinein. Ich folgte ihr, zog allerdings vorsichtshalber meine Waffe. Seit meiner Ankunft in New York hatte es so viele Überraschungen gegeben, dass ich nicht mehr unvorbereitet sein wollte.
Schließlich ließ sich Stryx auf dem Geländer einer Brücke nieder, die über einen Fußweg führte. Im Park war es still. Die meisten Leute wagten sich um diese Zeit nicht mehr hierher.
Auf einmal vernahm ich Schritte hinter mir. Ich wirbelte herum und ging gleichzeitig in die Hocke, die Waffe bereit zum Schuss. Damara war unter der Brücke hervorgetreten, blieb jetzt aber ruckartig stehen und hob beide Hände. »Wow, langsam. Bin doch nur ich.«
Ich runzelte erstaunt die Stirn. »Damara?«
Ich verspürte sowohl Erleichterung darüber, ein vertrautes Gesicht zu sehen, als auch eine gewisse Beunruhigung. Es kam mir seltsam vor, dass Maisie Damara ausgewählt hatte, um mir eine Nachricht zu schicken. »Wie hast du mich gefunden?« Maisie wähnte mich im Aderlass. Also hätte sie auch Damara zuerst dorthin geschickt.
Sie wies mit dem Kopf auf Stryx, der hinter ihr saß. »Ich hab die Eule benutzt, um dich ausfindig zu machen.«
Das klang einleuchtend. Ich nickte, auch wenn ich noch immer auf der Hut war. Wenn meine Schwester Damara zu mir geschickt hatte, musste das
Weitere Kostenlose Bücher